IM GESPRÄCH: RAFFAEL JOHNEN, AUXMONEY

"Börsengang ist eine Option"

Der Gründer und Chef der Kreditplattform sieht Break-even im nächsten Jahr - Milliardenvolumen als Ziel

"Börsengang ist eine Option"

Auxmoney lässt sich vom Sündenfall Lending Club nicht beeindrucken und wächst rasant. Die Konsumentenkreditplattform zieht allmählich institutionelle Investoren an. Nicht mehr weit vom Break-even entfernt, denkt der Gründer und CEO Raffael Johnen jetzt über einen Börsengang nach.Von Antje Kullrich, DüsseldorfDie deutsche Kreditplattform Auxmoney hat den tiefen Fall des weltweiten Marktführers Lending Club in den USA gut überstanden. “Das war ein heilsamer Schock für die gesamte Branche”, sagte Auxmoney-Chef und Mitgründer Raffael Johnen im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Nach Unregelmäßigkeiten beim Verkauf von Krediten hatte CEO Renaud Laplanche bei Lending Club im Mai seinen Posten räumen müssen. Der Vertrauensverlust hatte vor allem den Plattformen im angelsächsischen Raum zugesetzt. Volumen 2016 verdoppeltAuxmoney dagegen legt weiterhin rasant zu. In diesem Jahr hat die Plattform bereits mehr als 100 Mill. Euro an Krediten vermittelt und das Volumen damit im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. “Wir wachsen gegen den Trend. Und wir haben einen sehr konkreten Plan, wie wir mittelfristig ein jährliches Kreditvolumen von 1 Mrd. Euro realisieren”, kündigte der frühere Investmentbanker Johnen selbstbewusst an.Auxmoney vermittelt Kredite an Privatkunden, die von ihrer Bank kein Darlehen erhalten. Zentrales Asset von Auxmoney ist das selbst entwickelte Scoring-Modell für die Beurteilung der Bonität der Kunden. Für die Bewertung zieht das Unternehmen nicht nur Schufa-Daten oder Selbstauskünfte, sondern auch Verhaltensdaten im Netz heran.Geldgeber waren am Anfang ausschließlich private Anleger. Mittlerweile haben auch Institutionelle auf der Suche nach Rendite die P2P-Plattformen (Peer-to-Peer) entdeckt. Die durchschnittliche Netto-Rendite nach Abzug aller Kosten beziffert Johnen auf knapp 5 %. Erster institutioneller Investor, der auf der Finanzierungsseite aktiv wurde, war im Herbst 2015 der niederländische Versicherer Aegon, der bis heute über 100 Mill. Euro angelegt hat. Nach Angaben von Johnen sind fünf weitere große Investoren hinzugekommen, darunter erstmals auch eine deutsche Bank. “Wir werden in den nächsten Monaten noch weitere institutionelle Investoren an Bord nehmen”, kündigte er an. “Wir könnten noch mehr bonitätsstarke Kredite über unseren Marktplatz finanzieren, wenn wir weiteres Kapital von Anlegern hätten.” Marktführer in DeutschlandDas 2007 gegegründete Unternehmen gehört zu den Senioren im Fintech-Bereich und ist mit Abstand Marktführer unter den deutschen Kreditplattformen. Schätzungen zufolge kommt Auxmoney auf einen Marktanteil von rund 80 %. Zu den Konkurrenten zählt die 2013 gegründete Rocket-Internet-Beteiligung Lendico oder die erst 2014 gestartete Crosslend. In Deutschland sind P2P-Kreditmarktplätze jedoch noch deutlich weniger verbreitet als in Großbritannien, wo der junge Markt bereits heute ein Milliardenvolumen im Jahr erreicht.Auxmoney hat sich hierzulande mittlerweile fest etabliert und will demnächst auch Geld verdienen. “Wir werden in ca. zwölf Monaten den Break-even erreichen”, prognostizierte Johnen. Zu den Investoren des Unternehmens zählen renommierte Venture-Capital-Adressen wie Index Ventures, Union Square Ventures oder Foundation Capital. ProSiebenSat.1 hat sich im Frühjahr ebenfalls an Auxmoney beteiligt. Vier Finanzierungsrunden mit Venture-Capital-Gebern haben die Düsseldorfer bereits hinter sich, eine fünfte und letzte ist gerade in Vorbereitung. Zu Bewertungsfragen wollte sich Johnen jedoch nicht äußern.Mit dem näher rückenden Break-even denkt Auxmoney auch über den Kapitalmarkt nach. “Ein Börsengang ist eine Option, die wir sehr ernsthaft prüfen”, sagte Johnen. Konkrete Überlegungen gebe es derzeit aber noch nicht. VertrauensverlustOhnehin dürfte es ratsam sein, den Fall Lending Club erst einmal zu verdauen. Trotz der bewiesenen Widerstandsfähigkeit von Auxmoney hat das Crowdlending-Geschäft als Alternative zum Bankkredit einen Vertrauensverlust erlitten, der sich auch in den Bewertungen aller Marktteilnehmer widerspiegeln dürfte. Lending Club war Ende 2014 an die Börse gegangen und mit einem Marktwert von 8 Mrd. Dollar zum Start euphorisch gefeiert worden. Danach ging es jedoch stetig bergab. Ein weitreichender Austausch des Spitzenpersonals soll nun die Wende bringen. An der Börse ist Lending Club derzeit nur noch rund 2 Mrd. Dollar wert. Der Kurs hat sich zuletzt jedoch etwas berappelt. Behutsamer AusbauAuxmoney will ein deutlich kleineres Rad drehen. Kreditmarktplätze sind nach Ansicht von Johnen ein regionales Geschäft. So will sich Auxmoney auch auf den deutschen Markt konzentrieren und eine kraftraubende internationale Expansion erst gar nicht in Angriff nehmen.Nach dem tiefen Fall von Lending Club hat Johnen in Telefonaten und Roadshows aber dennoch eine Menge Überzeugungsarbeit leisten müssen. Es habe sich aber gelohnt, betonte der Manager. Kein einziger institutioneller Anleger habe seine Zusagen reduziert oder sich zurückgezogen.Johnen will das existierende Geschäft ausbauen und ein wenig erweiteren. Längere Laufzeiten und höhere Einzelkreditsummen sind in der Diskussion. Bislang liegen die Grenzen bei fünf Jahren und 30 000 Euro inklusive Gebühren. Beides könnte in Zukunft steigen.