Bundesbank fordert strenge TLAC-Regeln

Dombret regt Mindestwert "am oberen Rand" an - König: Regulierer haben noch eine Menge zu tun

Bundesbank fordert strenge TLAC-Regeln

bn Frankfurt – Die Deutsche Bundesbank macht sich für strenge Anforderungen an das Verlustabsorptionskapital (Total Loss Absorbing Capacity, kurz TLAC) großer Banken stark. Um nötigenfalls eine ordnungsgemäße Abwicklung von Banken ohne Störungen des Finanzsystems zu ermöglichen, ohne dazu den Steuerzahler heranzuziehen, rege er einen Wert “am oberen Rand” der vom globalen Finanzstabilitätsrat (FSB) vorgeschlagenen Spanne von 16 bis 20 % der Risikoaktiva an, erklärte Andreas Dombret, Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank, am Dienstag auf der Euro Finance Week in Frankfurt.Auf ihrem jüngsten Gipfel in Brisbane sind die Staaten der G 20 übereingekommen, dass global systemrelevante Banken künftig 16 bis 20 % ihrer Risikoaktiva an haftendem Kapital vorhalten sollen, um im Notfall abwickelbar zu sein. Einen Großteil dieses Kapitals sollen die Institute mit Hilfe nachrangiger Titel abdecken können. Nach Berechnungen von Analysten bei UBS fehlen den großen Banken in Europa und den USA derzeit bis zu 1,5 Bill. Dollar an Verluste abfederndem Fremd- und Eigenkapital, um diesen Anforderungen der Regulierer nachzukommen. Die TLAC-Vorgaben seien “ein Wendepunkt”, um das “Too big to fail”-Problem zu lösen, erklärte Dombret, der auch Mitglied im Baseler Ausschuss der Bankenaufseher sowie Co-Chair der Konsultationsgruppe für Europa des FSB ist. Mit einer Vereinbarung sei allerdings die Ziellinie der regulatorischen Agenda noch nicht erreicht, schränkte er ein. Die kommenden Monate müssten für eine tiefgehende öffentliche Konsultation sowie für eine Studie zu den Auswirkungen der neuen Regeln genutzt werden. Er hoffe, dass diese Untersuchung eine Zahl am oberen Ende der vorgeschlagenen Spanne stützen werde. Auch die Phase der Umsetzung der neuen Regeln sollte nicht unterschätzt werden, warnte Dombret.Jürgen Fitschen, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), hatte in der vergangenen Woche bereits eine Kostenersparnis kritisiert, welche US-Banken dank ihrer Holding-Struktur bei Erfüllung der geplanten Vorgaben genössen. So könnte man darüber nachdenken, den Kreis der für die TLAC anrechenbaren Mittel zu erweitern, um einer Benachteiligung entgegenzuwirken, hatte Fitschen vorgeschlagen. Wie es bei Marktbeobachtern heißt, dürfte die Deutsche Bank wenig Probleme haben, die künftige Kennzahl zu meistern, falls sie etwa vorrangige Schuldverschreibungen heranziehen dürfte, um den TLAC-Vorgaben nachzukommen. “Ein wenig nervös”Auch jenseits der TLAC-Vorgaben tut noch Regulierung not, wie unterdessen Elke König, Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), verdeutlichte. Sie mache es “ein wenig nervös”, dass sich die Regulierung seit der Krise allzu stark darauf konzentriere, zur Lösung aller Probleme bei den Banken anzusetzen. Mit Blick auf sogenannte Schattenbanken erklärte sie, Finanzierungsaktivitäten mit ähnlichen Risiken und in denselben Märkten sollten in gleicher Weise reguliert werden. Auch was Versicherer und etwa Marktinfrastruktur angehe, gebe es “noch immer eine Menge zu tun”, und zwar auf einer globalen und nicht nur auf einer europäischen Ebene.Für ein einheitliches Spielfeld in der Regulierung plädierte auch Theodor Weimer, Vorstandssprecher der HypoVereinsbank. “Die nächste Krise, der nächste Schock kommt wahrscheinlich eher aus dem Schattenfinanzierungssektor als von den Banken selbst”, erklärte er.König bestätigte ferner die Erwartung (vgl. BZ vom 27. Oktober), dass sich die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrer neuen Rolle als Aufseherin der wichtigsten Banken Eurolands der Vereinheitlichung und der Einebnung nationaler Eigenheiten widmen wird. Eingriffe der EZB könnten rascher erfolgen, als man denke, sagte sie. Erwartungen aus dem Markt zufolge wird sich die EZB dabei unter anderem die Qualität des Eigenkapitals vornehmen. Im Zuge des Bilanztests hatte es Spanien den Banken im großen Stil ermöglicht, gestundete Steuerforderungen in Eigenkapital umzuwandeln. Italien hatte Banken derweil deren Anteile an der Notenbank hochschreiben lassen.