Chef von Capital One bringt es mit null Salär zum Milliardär
Von Stefan Paravicini, New YorkRichard Fairbank, CEO und Chairman von Capital One, hat 2018 ein Festgehalt in Höhe von null Dollar eingestrichen. Das ist im Vergleich mit anderen Chefs unter den zehn größten US-Banken bescheiden. Zusammen mit Boni und Aktienoptionen lag die Vergütung freilich bei etwas mehr als 17 Mill. Dollar, womit es der 68-Jährige unter die Top 10 der bestbezahlten Manager an der Wall Street brachte. Nur die Spitzen der sechs größten US-Banken sowie Richard Handler von Jefferies, Larry Fink von BlackRock und James Cracchiolo von Ameriprise lagen im Gehaltsranking der Branche in den USA vor dem langjährigen Chef des Finanzdienstleisters.Anfang 2018 stieg Fairbank dank der starken Kursentwicklung der Aktien von Capital One als vierter Chef einer US-Bank in den von Bloomberg gepflegten Milliardärs-Index auf. Zusammen mit Jamie Dimon, dem langjährigen Chef von J.P. Morgan, und dem mittlerweile ausgeschiedenen ehemaligen CEO von Goldman Sachs, Lloyd Blankfein, bildet Fairbank im Zirkel der Superreichen ein Trio der Bankenchefs, da der ehemalige Chef von M&T Bancorp, Bob Wilmers, Ende 2017 verstorben ist. Doch jetzt bedroht ein Hackerangriff den Status von Fairbank als Banker-Milliardär.Am Dienstag rutschte Capital One zeitweise mehr als 7 % ab, nachdem das Institut eingeräumt hatte, dass ein Hacker sich bereits im März Zugriff auf Daten von ungefähr 106 Millionen Kunden der Bank verschafft habe. “Was steckt in deiner Geldbörse?”, lässt die Bank Prominente wie den Regisseur Spike Lee, den Basketballstar Charles Barkley oder den Schauspieler Alec Baldwin seit Jahren in ihren TV-Werbespots fragen, um Kunden für ihr Kreditkartengeschäft zu gewinnen. Für den Bankchef gilt wie für alle anderen Aktionäre auch, dass erst einmal weniger im Portemonnaie ist. Wer schon länger mit dabei ist, wird den Rückschlag locker verkraften. Seit dem IPO im Jahre 1994 hat der Titel mehr als 2 000 % zugelegt und den S&P Financial Index abgehängt.Der Start von Capital One fiel in die frühen achtziger Jahre, als sich Fairbank zusammen mit Nigel Morris, einem Kollegen bei einer Consulting-Firma, mit Kreditkartenrisiken beschäftigte. Gemeinsam suchten sie nach neuen Möglichkeiten, diese Risiken gestützt auf Datenanalysen auch für Kunden mit geringerer Kreditwürdigkeit besser einzuschätzen.Die Ergebnisse stellten sie bei vielen Banken vor, bis sie 1988 von der damaligen Signet Bank angeheuert wurden. Neue Angebote mit maßgeschneiderten Zinsen – damals eine Innovation – und gezielten Offerten für wechselwillige Kreditkartenkunden anderer Institute brachten das Geschäft von Signet schnell in Fahrt. 1994 entschied sich die Bank, die Sparte über einen Börsengang abzuspalten, und machte Fairbank zum CEO. Heute liegt der Börsenwert bei knapp 43 Mrd. Dollar, und erst vor wenigen Tagen überraschte die Bank mit ihren Erträgen im Kreditkartengeschäft positiv. Zum Sport in die HauptstadtDer Firmensitz in McLean ist einen Steinwurf von Washington, D.C., entfernt. In der Capital One Arena mitten in der Hauptstadt spielen das Eishockeyteam der Washington Capitals und die Basketballer der Washington Wizards. Steine und Beine gehören Monumental Sports, zu deren Eigentümern Fairbank zählt.