Chefwechsel inmitten der Übernahmeversuche von Unicredit

Commerzbank engagiert UBS für Abwehr

Inmitten der Übernahmeversuche durch Unicredit wechselt die Commerzbank ihren CEO aus. Manfred Knof macht Platz für Bettina Orlopp. Hilfe im Abwehrkampf soll neben Goldman Sachs auch die UBS leisten, heißt es.

Commerzbank engagiert UBS für Abwehr

Commerzbank engagiert UBS

Schweizer sollen Abwehrkampf unterstützen – Knof macht Orlopp umgehend Platz

cru/fir Frankfurt
Schwerpunkt Seite 7

Der Abwehrkampf der Commerzbank gegen die Unicredit kommt mit der neuen Vorstandschefin Bettina Orlopp in Schwung. Nach Informationen der Börsen-Zeitung aus Aufsichtsratskreisen wurde jetzt neben Goldman Sachs auch die UBS mit einer Strategie für die Abwehr beauftragt. Das Team der Schweizer Investmentbank soll erste Vorschläge noch im Oktober unterbreiten.

Der bisherige Commerzbank-Chef Manfred Knof (59) wird das Haus Ende September verlassen. Das teilte die Großbank am Mittwochnachmittag mit, nachdem sie am Abend zuvor bekannt gegeben hatte, dass die stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Finanzchefin Orlopp (54) „zeitnah“ seine Nachfolge antreten werde.

Knof hatte Anfang 2021 den Vorstandsvorsitz von Deutschlands zweitgrößter Privatbank übernommen. Er werde Ende 2025 ausscheiden, hatte es noch vor gut zwei Wochen geheißen. „Die Commerzbank spielt heute wieder in der ersten Liga und ist stark genug, dies auch weiterhin zu tun“, wird Knof nun in der Mitteilung von Mittwoch zitiert, in der mit keinem Wort auf Unicredit eingegangen wird. „Jetzt ist angesichts der Rahmenbedingungen der richtige Zeitpunkt, meine Amtsgeschäfte als CEO der Bank auf meine Nachfolgerin überzuleiten“, so Knof weiter.

Orcel sieht Testfall für Europa

Unicredit-Chef Andrea Orcel beteuerte am Mittwoch bei einer Veranstaltung in London, eine Übernahme der Commerzbank nur dann anzustreben, wenn alle Stakeholder zustimmten. Auch ein „Verkauf mit einem Gewinn, der den Aktionären zugutekäme“ sei möglich. „Alle Szenarien sind offen“, sagte Orcel. „Das ist jetzt ein Testfall für Europa zur Schaffung einer starken internationalen Bank.“

Die italienische Großbank hat ihre Beteiligung an der Commerzbank schrittweise, zuletzt mittels Finanzinstrumenten, ausgebaut und hält nun 21%. Orcel hat angekündigt, bei der Bankenaufsicht eine Aufstockung auf 29,90% beantragt zu haben. Insgesamt wurden ihm zufolge 3,5 Mrd. Euro investiert.

Berlin voller Skepsis

In Berlin wird das Vorpreschen der Italiener mit Sorge betrachtet. Von einer „unfreundlichen Attacke“ sprach unlängst Bundeskanzler Olaf Scholz. Finanzminister Christian Lindner bekräftigte Äußerungen, dass das Vorgehen von Unicredit nicht gerade zur Bildung von Vertrauen in die Bank beigetragen habe.

Szenario für eigenständige Commerzbank

Orlopp kommt nun die Aufgabe zu, ein Szenario für eine eigenständige Commerzbank zu erarbeiten, mit dem sich die Aktionäre eher anfreunden können als mit einer Verschmelzung mit Unicredit. Das sei angesichts der milliardenschweren Synergien mit den Italienern schwierig, aber möglich.

Aufsichtsratsmitglieder der Commerzbank wie Verdi-Gewerkschaftssekretär Stephan Wittmann trauen dies Orlopp zu. Die 54-Jährige gilt als Teamarbeiterin ohne Dünkel.

Im Abwehrkampf gegen Unicredit könnte Orlopp selbst mit Übernahmen vorpreschen, um an Gewicht zu gewinnen. Dafür kämen die Oldenburgische Landesbank (OLB) aus dem Portfolio des Finanzinvestors Apollo und die Hamburg Commercial Bank aus dem Besitz des aktivistischen Investors Cerberus infrage, der selbst die Commerzbank attackiert hatte und deshalb Orlopp bestens bekannt ist. Ebenso die IKB von Lone Star.

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