Deutsche Bank rechnet mit Belastung von 300 Mill. Euro
Reuters/fir Frankfurt
Die Deutsche Bank erwartet durch das Gebührenurteil des Bundesgerichtshofs (BGH) Belastungen von insgesamt rund 300 Mill. Euro. Im zweiten Quartal werde eine Rückstellung über 100 Mill. Euro für mögliche Gebührenrückforderungen von Kunden gebildet, sagte Deutsche-Bank-Finanzchef James von Moltke bei einer Branchenkonferenz von Goldman Sachs am Donnerstag. Darüber hinaus seien Ertragseinbußen von je rund 100 Mill. Euro im zweiten und dritten Quartal zu erwarten. Die Einbußen sind seiner Ansicht nach nur temporär. Bis zum vierten Quartal werde die Bank Lösungen gefunden haben, wie künftige Gebührenerhöhungen umzusetzen und die verlorenen Einnahmen wettzumachen seien.
Fitch Ratings sieht den deutschen Bankensektor durch die Entscheidung des BGH, das einige Klauseln in den allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Banken für unwirksam erklärt hatte, aus mehreren Gründen zusätzlich unter Druck. Die ohnehin schwache Profitabilität werde weiter leiden, weil die Institute gezwungen sein dürften, bestimmte Gebührenerhöhungen zurückzuerstatten, was zudem die Verwaltungskosten treibe. Darüber hinaus stelle sich für Banker die Frage, inwieweit es ihnen künftig überhaupt möglich ist, Gebühren weiter zu erhöhen, um den schleichenden Verfall des Zinsüberschusses zu kompensieren. Dieser mache ungeachtet eines Anstiegs des Provionsüberschusses deutscher Banken zwischen 2016 und 2020 um 35% unterm Strich noch immer zwei Drittel der Gesamterträge aus, befindet Fitch. Auch Neobanken und Fintechs, die zunächst kostenlos agieren und dann Gebühren einführen, könnten demnach von dem Urteil betroffen sein.