Handelsgeschäft

Deutsche Bank warnt vor Rückgang im Handelsgeschäft

Auf den Rekord im Vorjahr folgt die Ernüchterung: Deutsche-Bank-Finanzchef James von Moltke warnt, dass der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren um bis zu 20% zurückgehen wird.

Deutsche Bank warnt vor Rückgang im Handelsgeschäft

Deutsche Bank warnt vor Flaute

Finanzchef erwartet im laufenden Quartal Rückgang im Anleihehandel um 15 bis 20 Prozent

Bloomberg Frankfurt

Die Deutsche Bank erwartet im laufenden Quartal um bis zu ein Fünftel geringere Handelserträge und ist damit die erste große europäische Investmentbank, die vor einer deutlichen Verlangsamung des Geschäfts warnt. Der Handel mit festverzinslichen Wertpapieren werde im Vergleich zum Vorjahresquartal um 15% bis 20% zurückgehen, sagte Finanzvorstand James von Moltke am Donnerstag vor Investoren. Das ist ein größerer Einbruch als die 12%, die von Analysten bisher erwartet worden sind. 

„Wir sehen eine Abschwächung der makroökonomischen Aktivität, die aber trotz aller Probleme — Schuldenobergrenze und so weiter — immer noch recht ermutigend ist”, sagte von Moltke auf einer von Goldman Sachs in Paris veranstalteten Investorenkonferenz. Im Vergleich zu dem „herausragenden” Quartal im letzten Jahr werde es aber einen Rückschritt geben. Damals hatte die Sparte ein Rekordquartal mit einem Anstieg um mehr als 30% verzeichnet.

US-Banken warnen

Das größte deutsche Geldhaus schließt sich damit den Wall-Street-Banken an, die vor einer Verlangsamung des Handelsgeschäfts warnen. J.P. Morgan erwartet, dass die Erträge aus Investmentbanking und Handel um jeweils 15% gegenüber dem Vorjahr zurückgehen werden, während Goldman Sachs vor einem Einbruch im Handel gewarnt hat, der 25% übersteigen könnte. Die Bank of America geht davon aus, dass ihre Handelsumsätze in etwa gleich bleiben werden.

Ein Rückgang von bis zu 20% würde einen Trend fortsetzen, der im ersten Quartal begann, als die Deutsche Bank einen Rückgang der Handelserträge um 17% meldete. Die Verlangsamung des Handels ist auf eine schwächere Nachfrage nach Produkten zurückzuführen, mit denen Anleger auf Zins- oder Wechselkursbewegungen wetten, erklärte von Moltke. Insgesamt sei das Umfeld für das Bankgeschäft jedoch nicht schlecht, da sich die Märkte gut halten.

Während die Handelserträge rückläufig sind, haben die höheren Zinssätze die Erträge im Firmenkunden- und Privatkundengeschäft angekurbelt, die im Mittelpunkt der strategischen Neuausrichtung von Bankchef Christian Sewing vor vier Jahren standen. Von Moltke sagte, dass dieser Rückenwind anhält, auch wenn der positive Effekt der höheren Zinsen seinen Höhepunkt erreicht hat.

Hoffen auf Firmenkunden

Die Deutsche Bank rechnet in diesem Jahr mit Gesamterträgen in Höhe von 28,5 Mrd. Euro, was einem Anstieg von etwa 5% gegenüber dem Vorjahr entspräche. Von Moltke sagte, dass die Verlagerung der Erträge von der Investmentbank zu den Bereichen Privat- und Firmenkundengeschäft positiv sei, weil sie zeige, dass die stabileren Geschäftsbereiche an Bedeutung gewinnen.

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