DWS hält Kapital für Übernahmen zurück
Fondsgesellschaft DWS hält Kapital für Übernahmen zurück
Deutsche-Bank-Tochter zielt auf alternative Anlageklassen und Fondshäuser in Indien – Anleger greifen nach Indexfonds, aber kaum nach aktiven Strategien
jsc Frankfurt
Die börsennotierte Fondstochter der Deutschen Bank bekundet trotz der geplanten Milliardenausschüttung im laufenden Jahr weiter Interesse an Übernahmen: Die DWS habe genug Kapital, um aus sich heraus („organisch“) oder durch Zukäufe anderer Firmen („anorganisch“) zu wachsen, sagte Konzernchef Stefan Hoops am Donnerstag anlässlich der Zahlenvorlage für das vierte Quartal 2023 im Gespräch mit Analysten.
Das betreffe zum einen das Segment alternativer Anlagen. „We keep looking“, sagte Hoops, auch wenn die DWS häufig Wachstum aus eigener Kraft bevorzuge. Zum anderen brachte er Indien ins Spiel, einen Markt, den die DWS „leider“ vor acht Jahren verlassen habe und nur durch Zukäufe betreten könne.
Auch in China sei der Einstieg nur „anorganisch“ möglich, allerdings hält der Konzern hier bereits einen Anteil von 30% an der Fondsadresse Harvest, die umgerechnet ein Vermögen von 196 Mrd. Euro verwaltet. Zum Vergleich: Die DWS kommt weltweit auf 896 Mrd. Euro.
Hohe Sonderdividende, aber geringer als angepeilt
Der deutsche Branchenprimus hatte vor einer Woche angekündigt, im laufenden Turnus rund 1,22 Mrd. Euro auszukehren. Davon fließen 420 Mill. Euro – das sind 2,10 Euro je Aktie – als reguläre Dividende für das zurückliegende Jahr. Weitere 800 Mill. Euro – 4,00 Euro je Aktie – sind als Sonderdividende veranschlagt, um überschüssiges Kapital auszukehren.
Aktuell ist die Aktie der DWS etwa 36 Euro wert. Den Aktionären winkt somit eine einmalig hohe Dividendenrendite von ungefähr einem Sechstel. Die Hauptversammlung im Juni muss zwar zustimmen. Da die Deutsche Bank 79,5% an der DWS hält, ist das vermutlich Formsache.
Bis zu 1 Mrd. Euro in Aussicht gestellt
Dabei hatte die DWS Ende 2022 ursprünglich bis zu 1 Mrd. Euro allein für die Sonderdividende in diesem Jahr in Aussicht gestellt. Sie fällt also um 200 Mill. Euro zurück. Wie hoch das überschüssige Kapital tatsächlich ist, ließ der neue Finanzvorstand Markus Kobler offen. Der Geschäftsbericht, der am 14. März erscheint, werde mehr Aussagen liefern.
Die Erträge gaben im vierten Quartal trotz Jahresendrally an den Börsen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4% auf 654 Mill. Euro nach. Die Kosten lagen mit 475 Mill. Euro leicht unter dem hohen Vorjahreswert, aber über dem Ausweis im dritten Jahresviertel. Unterm Strich verdiente die DWS im Schlussquartal 137 Mill. Euro.
Staatsanwälte rücken erneut an
An der Börse gab die Aktie am Donnerstag spürbar nach. Im Tagesverlauf meldete die DWS, erneut von der Staatsanwaltschaft aufgesucht worden zu sein. Die DWS steht seit langem wegen mutmaßlicher Falschangaben zur nachhaltigen Kapitalanlage (Greenwashing) im Visier der Ermittler. Bereits Mitte 2022 durchsuchten sie die Firmenzentrale. Hoops erklärte am Morgen, den Fall möglichst 2024 für die Gesellschaft abschließen zu wollen.
Auch die Kosten halten die DWS auf Trab, „mein Lieblingsthema“, wie Finanzchef Kobler anmerkte. Die „bereinigte“ Kostenquote lag bei 64,0% im Gesamtjahr und soll auf unter 59% im Jahr 2025 sinken. Ergebnisposten wie Transformation oder Restrukturierung, im Schlussquartal insgesamt 42 Mill. Euro, rechnet die DWS nicht mit. Die tatsächliche Quote liegt seit Jahren höher. Im Oktober hatte DWS-Chef Hoops auf weitere IT-Kosten eingestimmt.
Die Nettomittelzuflüsse der DWS fielen auf Jahressicht trotz schwierigen Fondsmarkts mit 28 Mrd. Euro positiv aus. 21 Mrd. Euro flossen in passive Strategien wie ETFs der Marke X-Trackers, weitere 6 Mrd. Euro in Geldmarktfonds. Aktiv verwaltete Strategien erreichten nur einen geringen Absatz.
Mit einem Volumen von 247 Mrd. Euro haben passive Strategien im Konzern Gewicht. Sie werfen bezogen auf das Volumen nur geringe Erträge ab. Über alle Anlageklassen hinweg sank die Marge der DWS im Jahresvergleich um 1 Basispunkt auf gut 27 Basispunkte. Sinkende Margen seien akzeptabel, solange sie durch starkes Wachstum in weniger ertragsstarken Segmenten geprägt seien, sagte Kobler.