Emerging-Markets-Anlagen gilt es gut zu hinterfragen

Bestandsaufnahme von China & Co. - Anleihen interessanter als Aktien

Emerging-Markets-Anlagen gilt es gut zu hinterfragen

Von Markus Ackermann Direktor Institutional Business & Spezialist Emerging Markets HSBC Global Asset Management (Deutschland) GmbHNachdem sich die ersten Wogen infolge der Abwertung des Renminbi geglättet haben, ist es an der Zeit, das weite Feld der Emerging-Markets-Anlagen hinsichtlich seines Potenzials zu analysieren. Zuvor lohnt eine Einordnung des jüngsten Kursrückgangs des Renminbi. Chinas Botschafter in Deutschland bezeichnete diesen als “Kurskorrektur”, womit er vermutlich richtig liegt. Denn seit der Aufgabe der fixen Bindung an den US-Dollar vor zehn Jahren legte Chinas Währung um rund 50 % zu. Tatsache ist allerdings, dass angesichts der nachlassenden Wachstumsdynamik Zweifel am chinesischen Modell aufgekommen sind. Chinas Führung hat daher nicht weniger als den kompletten Umbau der Wirtschaft von Export- und Investitionslastigkeit zu einem auf Binnenkonsum basierenden Modell beschlossen. Es war nicht zu erwarten, dass dieser Umbau ohne Schleifspuren vonstatten gehen würde. Die gesamtwirtschaftliche Zuwachsrate fiel zuletzt auf rund 7 %, wobei die pessimistischsten Analysten zukünftig mit nur 5 % rechnen. In der Angst, die solch niedrige Zuwachsraten auslösen, wird vergessen, dass China selbst dann noch mehr zum Wachstum des globalen Outputs beitragen würde als 2007, als die Wirtschaft mit 14 % wuchs.Aber nicht nur China muss sich neu erfinden, sondern auch die Länder, die vorrangig als Rohstoffexporteure vom China-Boom profitiert haben. Ein stärkeres binnenwirtschaftliches Wachstum in China wird weniger rohstoffintensiv sein als die bislang investitionsgetriebene Expansion. Daraus erwachsen Risiken für Länder, die es in guten Zeiten versäumt haben, durch Reformen ihre Produktivität zu steigern und sich unabhängiger von der Volksrepublik zu machen. Brasilien, Südafrika und eine Reihe anderer afrikanischer Staaten, wie zum Beispiel Sambia, sind die Problemfälle, da sie zwischen 10 und über 30 % ihrer Waren und Rohstoffe nach China exportierten. Es waren daher auch zu Recht die Währungen dieser Staaten, die seit Mitte August “unter die Räder kamen”, da die Wechselkurse eine weitere Verschlechterung der Terms of Trade antizipierten.Auch bei den Renditeabständen der US-Dollar-denominierten Schwellenländeranleihen hat sich die Verschlechterung der Lage bemerkbar gemacht. Der Zinsvorteil von Staatsanleihen in US-Dollar, die ein Investment-Grade-Rating tragen, zog im Durchschnitt auf fast 300 Basispunkte an. Während diese Papiere somit attraktive Verzinsungen bei vertretbaren Kreditrisiken aufweisen, dürften im High-Yield-Segment des Marktes Risiken schlummern. Denn gelingt den Staaten mit schwacher Bonität der Wandel nicht, drohen Zahlungsausfälle. Deren Wahrscheinlichkeit erhöht sich noch, wenn diese Länder ihre Währungen an den US-Dollar gebunden haben. Es gilt also, das weite Feld der Emerging-Markets-Anlagen gut zu analysieren. Während es für Aktienanlagen angesichts fehlender Reformen, nachlassenden Wachstums und steigender Zinsen noch zu früh scheint, bieten Anlagen in den lokalen Währungen von Hochzinsländern Chancen. Hier können Anleger teils zweistellige Renditen erzielen, während das Restrisiko der jeweiligen Währung nach der erfolgten Abwertungswelle begrenzt erscheint. Auch Anleihen in Hartwährungen können interessant sein, da sie attraktive Renditeaufschläge gegenüber deutschen oder US-amerikanischen Staatsanleihen aufweisen. Damit gehören sie zu den wenigen festverzinslichen Anlageklassen, bei denen der Renditeaufschlag einen signifikanten Puffer für mögliche Kursverluste aufgrund von Renditeanstiegen der Staatsanleihen bietet. In jedem Fall gilt aber: Qualität ist Trumpf! Die dafür notwendige Flexibilität bieten nur benchmarkfreie Strategien, während Long-only-Konzepte den Fondsmanagern selten die notwendigen Handlungsspielräume gewähren.