Bezahldienst

Gewinn­entwicklung von Paypal überrascht positiv

Der Bezahldienst Paypal übertrifft mit seiner Gewinnentwicklung die Erwartungen. Allerdings hat der Finanzdienstleister mit steigendem Konkurrenzdruck zu kämpfen – und verliert Ende 2023 seinen CEO.

Gewinn­entwicklung von Paypal überrascht positiv

Von Alex Wehnert, New York

Paypal steht vor großen Herausforderungen – mit umso größerer Erleichterung nehmen Investoren die robusten Zahlen des Bezahldienstes zum Schlussquartal 2022 auf. Die Erlöse stiegen zwischen Oktober und Dezember um 7% auf 7,4 Mrd. Dollar, wie die ehemalige Ebay-Tochter nach Handelsschluss an der Wall Street am Donnerstag mitteilte. Der Nettogewinn kletterte um 15% auf 921 Mill. Dollar und damit stärker als von Analysten erwartet.

Zudem erwartet Paypal für das Gesamtjahr 2023 nun einen Gewinn von 3,27 Dollar pro Aktie und überraschte damit positiv. Bereinigt um Einmaleffekte soll der Gewinn pro Aktie gar um 18% auf 4,87 Dollar steigen. Auf die Veröffentlichung hin legten Paypal nachbörslich zeitweise um mehr als 5% zu.

Entlassungen angekündigt

Zuletzt machte sich das schwierige Wirtschaftsumfeld auch bei dem Zahlungsdienstleister zunehmend bemerkbar. So reagiert Paypal mit Einsparungen auf gestiegene Zinsen und die Volatilität an den Finanzmärkten : In der vergangenen Woche kündigte das Unternehmen an, 2000 Mitarbeiter zu entlassen – dies entspricht 7% der Belegschaft.

Für negative Aufmerksamkeit sorgte zudem, dass Hacker über Datenlecks auf anderen Plattformen Zugang zu fast 35000 Paypal-Accounts erhielten. Dabei betonte der Dienstleister gegenüber betroffenen Nutzern allerdings, infolge des Angriffs sei es zu keinem Missbrauch persönlicher Daten oder unautorisierten Transaktionen gekommen.

Für das Unternehmen gilt es aktuell als besonders wichtig, Kunden bei Laune zu halten – denn ihm droht steigender Konkurrenzdruck. So haben sich J.P. Morgan, Bank of America, Wells Fargo und vier weitere Banken verbündet, um eine digitale Wallet an den Markt zu bringen. Dieses soll mit den Debit- und Kreditkarten von Nutzern verbunden sein und Online-Zahlungen erleichtern. Verwaltet werden soll es von der im gemeinschaftlichen Besitz der Kreditinstitute betriebenen Early Warning Services (EWS), die auch das Zahlungsnetzwerk Zelle betreibt.

Bei den Geldhäusern macht sich die Sorge vor einem Verlust von Kundenbeziehungen breit. Neben Paypal stellt aus ihrer Sicht insbesondere der Technologiekonzern Apple eine Bedrohung dar. Dieser betreibt den Bezahldienst Apple Pay und arbeitetet an einem „Buy Now, Pay Later“-Angebot. Zudem will er in Kooperation mit Goldman Sachs ein Sparkonto entwickeln.

Die Banken hinter EWS wollen 150 Millionen Debit- und Kreditkarten für die Nutzung der neuen Wallet freischalten. Offenstehen soll es US-Kunden, die mit ihren Zahlungen nicht im Rückstand sind und ihre Karten in den vergangenen Jahren online genutzt haben.

Noch arbeiten die Banken wohl am konkreten Ablauf des Bezahlprozesses mit der Wallet. Die Anwendung soll getrennt von Zelle aufgesetzt werden – obwohl die EWS-Eigentümer im vergangenen Jahr darüber diskutierten, das Netzwerk für Online-Shopper zu öffnen. Letztlich behielten aber Bedenken bezüglich Betrugsgefahren sowie Beanstandungen von Transaktionen die Oberhand. Bei Nutzung der Wallet müssten Kunden voraussichtlich keine Kreditkartennummer angeben, was das Betrugsrisiko reduzieren soll.

Die neue Anwendung soll zusammen mit Debit- und Kreditkarten von Visa und Mastercard an die Kunden gebracht werden. Damit wollen die Banken auf die Konsumgewohnheiten in den USA eingehen und eine höhere Nutzerzahl für die Wallet erreichen.

CEO geht nach neun Jahren

Paypal muss in diesem Umfeld steigender Konkurrenz indes bald ohne CEO Dan Schulman auskommen, der 65-Jährige tritt zum Jahresende zurück. Der ehemalige American-Express-Manager führte Paypal 2015 durch die Abspaltung vom Online-Marktplatz Ebay, schloss Deals mit Banken und Kreditkarten-Netzbetreibern und gab Milliarden für Zukäufe aus, um den Bezahldienst zu einem diversifizierten Finanz- und Tech-Unternehmen zu formen. Nun läuft die Suche nach seinem Nachfolger.

Personen Seite 12