Handelsbank steckt in Schwierigkeiten
sck München
Die in einem Umbau befindliche Deutsche Handelsbank (DHB) hat ernste Probleme. Das zuletzt auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte kleine Münchner Institut, hinter dem ein Zweig der Unternehmerfamilie Reimann steht, kämpft mit erheblichen Mängeln in der Geldwäschekontrolle. Das rief die Staatsanwaltschaft München und die Finanzaufsicht BaFin auf den Plan, wie aus dem dieser Tage im Bundesanzeiger veröffentlichten Geschäftsbericht 2021 hervorgeht. Der Vorstand unterzeichnete das Dokument erst Ende Juli dieses Jahres nach einem Testat der Wirtschaftsprüfer von KPMG.
Das Institut rechnet mit einer hohen Geldbuße der Strafermittler. „Der Vorstand geht davon aus, dass ein potenzielles Bußgeldverfahren entweder 2022 oder 2023 seinen Abschluss finden wird und zu einer weiteren Ertragsbelastung führen wird“, schreibt die DHB im Abschnitt Chancen- und Risikobericht. Für das bald zu Ende gehende laufende Jahr befürchtet die Verwaltung einen Fehlbetrag von „rund 10 Mill. Euro“ nach einem Minigewinn von 0,9 Mill. Euro im vergangenen Zwölfmonatsberichtsturnus (vgl. Grafik). Als Grund für den erwarteten Verlust nannte die Bank unter anderem hohe Aufwendungen für externe Berater, um die Mängel in den Kontrollbereichen zu beheben.
Die defizitäre DHB arbeitet den Angaben zufolge an einem tragfähigen Geschäftsmodell und suchte zeitweilig einen Investor. Auf Nachfrage der Börsen-Zeitung gab das Institut an, dass diese Suche vom Tisch sei. Das beinhaltet auch einen erwogenen Verkauf des Geldhauses als mögliche Alternative.
Eigentümer bleibt an Bord
Das heißt, der Alleineigentümer, die Familie um Günter Reimann-Dubbers, bleibt bei dem seit 2009 agierenden Institut vorerst weiterhin an Bord. Deren Vehikel ist die Reimann Investors Finanzholding mit Sitz in Grünwald bei München. Der Familienzweig stützte die Bank bereits mit mehreren Millionen über Kapitalzuführungen. Darunter fielen auch frühere Stabilisierungsmaßnahmen nach einem teuren Fehlengagement im britischen Gebrauchtwagenkreditgeschäft. Dieses Investment hatte seinerzeit die Fidor Bank im Risikomanagement gesteuert. Die DHB vertraute damals Fidor die Verwaltung dieser Beteiligung in England an. Der Grund war, dass die DHB selbst nicht über ausreichende Kontrollsysteme verfügte. Die nunmehr geschäftlich gescheiterte Münchner Internetbank Fidor befindet sich unter der Regie ihres Mutterkonzerns, der französischen Großbank BPCE, in der Abwicklung, nachdem ein Verkauf an den US-Finanzinvestor Ripplewood ad acta gelegt worden war (vgl. BZ vom 10. November). Die DHB will nicht, dass sie das gleiche Schicksal ereilt wie ihren einstigen Geschäftspartner in der bayerischen Landeshauptstadt. Nach einem forschen geschäftlichen Expansionskurs baut die DHB seit 2020 Risikoaktiva ab und gab Geschäftsbereiche (Zahlungsverkehr) auf. Die Bilanzsumme schrumpfte von 825 Mill. Euro (Ende 2019) auf zuletzt 276 Mill. Euro (Ende 2021). Die Bank schreibt selbstkritisch von „einem zu schnellen und unkoordinierten Aufbau von Geschäftsfeldern in der Vergangenheit“. Das daraus resultierende „Ungleichgewicht“ von Risiko und Ertrag habe sich mit dem Coronaschock vor zwei Jahren „verschärft“. Nach den erheblichen Mängeln im Kontrollsystem beschleunigte die Bank ihre Restrukturierung, um sich zu einem Vermögensverwalter zu transformieren.
Vollbanklizenz vor Abgabe
Vor diesem Hintergrund teilte die Geschäftsleitung mit, die Vollbanklizenz zum 9. Dezember an die Aufsicht zurückzugeben. Diese Absicht kündigte die DHB zuvor im Geschäftsbericht an: „Die Gesellschaft plant, die Geschäfte, die den Erhalt der bestehenden Vollbanklizenz bedingen, sukzessive zurückzufahren und zu gegebener Zeit die Vollbanklizenz zurückzugeben (…).“ Im vergangenen Jahr ließ die Staatsanwaltschaft nach Unternehmensangaben „im Rahmen von Ermittlungen gegen unbekannt wegen unzureichender Kontrollsysteme der Bank in der Geldwäscheprävention“ Geschäftsräume der DHB durchsuchen. Die BaFin verhängte eine Sonderprüfung. Daraufhin beschloss die Verwaltung, den Bereich Zahlungsverkehr bis Ende 2021 abzuwickeln. Die Sparte Unternehmerkredit stellte sie ein, ebenso das Einlagengeschäft. Neugeschäft betreibt die Bank nicht mehr. Das 66 Mitarbeiter zählende Geldhaus bearbeitet nur noch Bestandskunden. Zuvor berichtete das „Handelsblatt“, dass die DHB von Internetbetrügern als Zahlungsabwickler genutzt wurde. Für den Anbieter ist das ein großer Imageschaden.
Die DHB führt Alleinvorstand Jens Rammenzweig, der seit Anfang 2022 für die Bank tätig ist. Der im Herbst 2019 als Sanierer angetretene Vorstand Frank Schlaberg ist seit August nicht mehr dabei. Der Manager wechselte zum Bankhaus von der Heydt, welches ebenfalls in München beheimatet ist und sich als „Fintech-Bank“ bezeichnet. Schlaberg ist also der Branche treu geblieben. Im März 2021 sagte er in einem Interview der Börsen-Zeitung, die DHB sei „zu breit, zum komplex aufgestellt“ gewesen. Nach dem Abbau des Kreditportfolios bezeichnete er die Bank nach damaligem Stand „als viel stabiler“ (vgl. BZ vom 12.3.2021). Das war vor der Razzia der Strafermittler.
Wertberichtigt Seite 2