Sparkassen

Ostdeutsche Sparkassen erwarten Ergebniseinbruch

Die 43 Mitgliedsinstitute des Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV) müssen auch in diesem Jahr dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld Tribut zollen. Der scheidende OSV-Präsident Michael Ermrich wird wohl kein Freund der Europäischen Zentralbank mehr.

Ostdeutsche Sparkassen erwarten Ergebniseinbruch

sp Berlin

Die 43 Mitgliedsinstitute des Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV) müssen auch in diesem Jahr dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld Tribut zollen. Das operative Ergebnis wird voraussichtlich um 129 Mill. Euro oder knapp 11% auf etwas mehr als 1 Mrd. Euro sinken, wie der Verband am Dienstag in Berlin mitteilte. Für die Sparkassen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Sachsen ist es bereits das vierte Jahr in Folge mit einem rückläufigen Betriebsergebnis, nachdem es in den vorangegangenen drei Jahren unter dem Druck der niedrigen bis negativen Zinsen schon um insgesamt 165 Mill. Euro geschrumpft ist.

Der scheidende OSV-Präsident Michael Ermrich wird bis zu seinem Wechsel in den Ruhestand Anfang nächsten Jahres denn auch kein Freund der Europäischen Zentralbank  mehr werden. „Die EZB belohnt Hedgefonds und straft Vorsorgesparer. Zudem verfehlt sie ganz offensichtlich mit ihrer Politik deutlich ihre festgesetzte eigene Zielinflation“, schimpfte Ermrich und forderte „einen breiten, gesellschaftlichen Dialog über Auswege aus der misslichen Lage“. Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender sekundierte: „Deutlich mehr Geschäft führt heutzutage dennoch zu sinkendem Ergebnis. Das ist eine Folge einer Geldpolitik, die ihre angepeilten Ziele zwar nicht annähernd erreicht, aber umso stärkere Kollateralschäden verursacht. Zum Schaden von Sparern, Mietern, bodenständigen Kreditinstituten und beim Risiko von künftig platzenden Blasen auf den Wertpapiermärkten und am Immobilienmarkt“, sagte Zender.

Bei den 43 Sparkassen im Verbandsgebiet werden sich die niedrigen Zinsen über das Gesamtjahr mit einem Rückgang des Zinsüberschusses um 129 Mill. Euro oder gut 6% niederschlagen, wie der OSV prognostiziert. Der Zuwachs des Provisionsüberschusses um 47 Mill. Euro wird das nicht kompensieren können. Zins- und Provisionsüberschuss dürften mit knapp 2,9 Mrd. Euro rund 3% unter dem Vorjahr liegen. Die Verwaltungsaufwendungen werden mit fast 1,9 Mrd. Euro um 2,5% über dem Vergleichswert erwartet.

Für die Kreditrisikovorsorge setzen die Mitgliedsinstitute in diesem Jahr 188 Mill. Euro an, während es im vergangenen Jahr noch 103 Mill. Euro waren. Das Ergebnis nach Risiko-Bewertung würde demnach um mehr als ein Fünftel auf 752 Mill. Euro abrutschen. Zender sieht hier allerdings Potenzial für ein besseres Ergebnis, da die Analysten des OSV zuletzt Zeichen der weiteren Entspannung im ohnehin ruhigen Insolvenzgeschehen erkannt haben, die auch die Wahrscheinlichkeit für Kreditausfälle senken würden.

Novum in OSV-Geschichte

In der ersten Jahreshälfte verzeichneten die 43 Ostsparkassen einen Einlagenzuwachs um 4,7 Mrd. Euro auf Kunden-Girokonten. Das sei mehr als das Doppelte dessen, was in starken Sparjahren vor der Pandemie zu beobachten war, sagte Ermrich. Sogar im ersten Quartal seien die Kundeneinlagen gewachsen. „Das ist in der ostdeutschen Sparkassengeschichte seit 1990 ein Novum“, sagte der OSV-Präsident, der die Begrenzung des Konsums durch Lockdown-Maßnahmen als einen Grund für das außergewöhnliche Sparverhalten anführte. Die Kundeneinlagen kletterten im ersten Halbjahr um 3,8% auf 125 Mrd. Euro, während der Kreditbestand um 3,2% auf 68 Mrd. Euro wuchs.

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