Kreditwirtschaft

PSD Banken im Norden schließen sich zusammen

Die PSD Bank Nord und die PSD Bank Kiel, kleinste der derzeit 14 früheren Postler-Banken, planen ihren Zusammenschluss - "aus einer Position der Stärke heraus", wie es heißt. Sollten die insgesamt 75.000 Mitglieder Ende Juni grünes Licht geben, käme es in der Gruppe der PSD Banken erstmals seit 2003 zu einer Fusion.

PSD Banken im Norden schließen sich zusammen

PSD Banken im Norden schließen sich zusammen

Erste Fusion im Lager der früheren Postler-Banken seit 2003 – Privatkundeninstitute setzen auf Größenvorteile

Die PSD Bank Nord und die PSD Bank Kiel, die kleinste der derzeit 14 früheren Postler-Banken, planen ihren Zusammenschluss – „aus einer Position der Stärke heraus“, wie es heißt. Sollten die insgesamt 75.000 Mitglieder Ende Juni grünes Licht geben, käme es in der Gruppe der PSD Banken erstmals seit 2003 zu einer Fusion.

ste Hamburg

Erstmals seit zwei Jahrzehnten bahnt sich im Lager der genossenschaftlichen PSD Banken wieder eine Fusion an. Durch den geplanten Zusammenschluss der PSD Bank Nord und der PSD Bank Kiel würde gemessen an der Bilanzsumme die drittgrößte der Gruppe entstehen, zu der nach dem Ausscheiden der heutigen VR Bank Niederbayern-Oberpfalz Ende 2015 bundesweit derzeit 14 PSD Banken gehören. Sollten die Mitglieder in den Generalversammlungen der PSD Bank Kiel am 28. Juni sowie der PSD Bank Nord am 29. Juni für die Fusion stimmen, würde diese rückwirkend zum 1. Januar 2023 wirksam. Die bislang letzte Vereinigung im Lager der Bankengruppe, die vor mehr als 150 Jahren als Selbsthilfeeinrichtung der Postbediensteten entstand, datiert aus dem Jahr 2003. Damals formierten sich die Institute in Düsseldorf und Dortmund zur PSD Bank Rhein-Ruhr. Erst kurz zuvor, 1998, hatten sich die Post-Spar- und Darlehnsvereine für alle Privatkunden geöffnet.

Keine Notfusion

Der geplante Zusammenschluss der beiden Häuser im Norden, deren Geschäftsgebiete sich über Schleswig-Holstein, die Stadtstaaten Hamburg und Bremen, Teile Niedersachsens sowie Mecklenburg-Vorpommern erstrecken, ist dem Vernehmen nach nicht die Folge einer Notlage. Die Eigenständigkeit sei betriebswirtschaftlich für beide Banken möglich, sagte Jörg Bercher, Vorstandschef der PSD Bank Kiel, auf Anfrage. Auch wenn die Folgen des Ukraine-Krieges und der Zinsanstieg ihre Spuren hinterlassen hätten, verfüge die PSD Bank Kiel über eine ausreichende Eigenkapitalausstattung, um künftig weiter wachsen zu können. „Beide Genossenschaftsbanken wollen jedoch aus einer Position der Stärke heraus frühzeitig und selbstbestimmt die strategischen Weichen stellen, um weiterhin erfolgreich am Markt in Norddeutschland agieren zu können.“

Die PSD Bank Kiel ist mit einer Bilanzsumme von zuletzt rund 650 Mill. Euro und 70 Beschäftigten an zwei Standorten die bundesweit kleinste PSD Bank und rangiert unter allen zuletzt noch 735 genossenschaftlichen Primärbanken in Deutschland an 381. Stelle. Betriebsergebnis vor Bewertung und Aufwand-Ertrags-Verhältnis verschlechterten sich in den Pandemiejahren 2020 und 2021 auf 0,24 und 0,26 (2019: 0,39)% der Durchschnittsbilanzsumme (DBS) bzw. auf 84,19% und 84,21 (75,62)% – Zahlen für 2022 liegen noch nicht vor. Die in Hamburg ansässige PSD Bank Nord, die mit 181 Beschäftigten an sechs Standorten auf eine Bilanzsumme von ca. 2,2 Mrd. Euro kommt, wies 2021 ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 0,36% der DBS sowie eine Aufwandsquote von 76,11% auf. Vom größeren Fusionspartner verlautete nun, die kurz- bzw. mittelfristige Entlastung durch das gestiegene Zinsniveau helfe, aber langfristig sei Zukunftsfähigkeit im Wettbewerbsumfeld einer Privatkundenbank auch eine Frage der Unternehmensgröße. „In Norddeutschland ist die Fusion ein logischer Schritt für unsere Mitglieder, Kunden und Beschäftigten.“

Mit Blick auf das Kerngeschäft der privaten Baufinanzierung erklärte die PSD Bank Nord, der Nachfragerückgang im Zuge der Zinswende gehe auch an den beiden Fusionsinstituten nicht vorbei. Man stelle sich jedoch auf die neuen Rahmenbedingungen ein und entwickle neue Produkte für Marktsegmente mit stabiler bzw. steigender Nachfrage wie die Finanzierung energetischer Sanierung im Altbaubestand. Belastet werden die beiden Institute wie andere infolge des starken Zinsanstiegs auch durch Abschreibungen auf Wertpapiere im Eigenbestand. Die Bestände seien aber eher klein, hieß es. Für konkrete Aussagen sei die wohl im Juni anstehende Vorlage der Jahresabschlüsse der beiden Banken abzuwarten.

Vorteile für die Ertragslage erhoffen sich die Institute durch Skaleneffekte aus der neuen Größenordnung nach dem Zusammenschluss. Zugleich werde die „neue“ PSD Bank Nord, die beim Start auf rund 75.000 Mitglieder komme, mit einer erwarteten Gesamtkapitalquote von rund 20% über eine stabile Eigenkapitalbasis verfügen. Fusionsbedingte Kündigungen oder eine Reduzierung der Standorte sind den Angaben zufolge nicht vorgesehen. Technisch soll der Zusammenschluss im Herbst vollzogen sein: Die Migration in Zusammenarbeit mit dem genossenschaftlichen Rechenzentrum ist für den 18. November geplant.

Verband unterstützt Plan

Unterstützung für den Fusionsplan signalisiert der Verband der PSD Banken in Bonn. Man begleite das Vorhaben „positiv, denn hierdurch wird die aktive Marktbearbeitung in beiden bisherigen Geschäftsgebieten weiter optimiert“, hieß es auf Anfrage. Zusammenschlüsse anderer Institute der Gruppe stehen demnach nicht an. Die jüngsten Bilanz- und Ertragskennziffern zeigten „erneut stabile Werte“. Der Verband, der sich zu Lage und Aussichten der PSD Banken in einer Pressekonferenz in Frankfurt am 6. Juni äußern will, verwies auf ein stabiles Geschäftsmodell der Gruppe. „Die schlanken Kostenstrukturen einer Direktbank, gepaart mit extrem innovativen IT-Prozessen und einem Höchstmaß an Automation, verschaffen der PSD-Banken-Gruppe in allen Phasen den erforderlichen Wettbewerbsvorteil, ihr Kerngeschäft der Baufinanzierung rentabel zu gestalten.“