Restschuldversicherung belastet Konsumfinanzierer
Restschuldversicherung setzt Konsumfinanzierern zu
Crédit Mutuel musste 775 Mill. Euro Goodwill abschreiben
phh Frankfurt
Die Einschränkungen im Provisionsgeschäft mit Restschuldversicherungen setzen den deutschen Konsumentenfinanzierern möglicherweise doch stärker zu. So hat der französische Crédit Mutuel im Jahr 2021 bereits 775 Mill. Euro auf den Goodwill der Targobank abgeschrieben und diese mit einer Änderung des regulatorischen Umfelds in Deutschland für die Kreditschutzversicherung begründet – womit der damals diskutierte Provisionsdeckel für Restschuldversicherungen gemeint gewesen sein dürfte. "Finanz-Szene" hatte zuerst berichtet.
Crédit Mutuel hatte 2008 für 4,9 Mrd. Euro die Deutschlandtochter der Citigroup übernommen und anschließend in Targobank umfirmiert. Weil der Kaufpreis damals den Buchwert überstieg, buchten die Franzosen einen sogenannten Goodwill von rund 2,9 Mrd. Euro ein. Dieser muss unter anderem dann außerplanmäßig abgeschrieben werden, sofern sich die Annahmen zur künftigen geschäftlichen Entwicklung nicht bewahrheiten.
Faktisches Provisionsverbot für Restschuldversicherung
Über Jahre lieferte die Targobank verlässlich gute Zahlen, weshalb der Goodwill seit der Übernahme auch relativ konstant blieb. Die Abschreibung legt jedoch nahe, dass sich die Geschäftsaussichten für die Bank durch das veränderte regulatorische Umfeld wohl verschlechtert haben. Es sei jedoch erwähnt, dass das Bewertungsniveau für Banken zum Zeitpunkt der Übernahme 2008 noch wesentlich höher war, wohingegen die meisten europäischen Banken heute meist unterhalb ihres Buchwerts gehandelt werden.
Das regulatorische Umfeld hat sich seit der Abschreibung weiter verschärft. Das geplante Zukunftsfinanzierungsgesetz sieht eine Wartefrist von sieben Tagen vor, ehe Privatpersonen zum Kredit auch eine Versicherung abschließen können. Die deutschen Konsumentenkreditbanken warnten daher vor einem Zusammenbruch der Vermittlung von Restschuldversicherungen. Eine Anfrage, ob und inwieweit eine weitere Einschränkung des Geschäfts gegebenenfalls zu weiteren Goodwill-Abschreibungen führen könnte, ließen sowohl Crédit Mutuel als auch Targobank zunächst unbeantwortet.
Targobank stellt sich breiter auf
Die Targobank stellt sich geschäftlich aber ohnehin breiter auf und will sich zu einer Universalbank weiterentwickeln, wie Bankchefin Isabelle Chevelard bereits vor gut einem Jahr im Gespräch mit der Börsen-Zeitung ankündigte. Damals hatte die Targobank gerade ihr Schwesterunternehmen Banque Européenne Crédit Mutuel Deutschland (BECM Deutschland) übernommen, um ins Firmenkundengeschäft einzusteigen und somit die Erträge zu diversifizieren.
Der Targobank wurden dadurch mit einem Schlag 8 Mrd. Euro Bilanzsumme und etwa 800 Kundenbeziehungen zugeschlagen, wie Chevelard erläuterte. Zu den Kunden gehörten Unternehmen aus dem gehobenen Mittelstand in Deutschland und Töchter von französischen Unternehmen. Die erworbene Gesellschaft bietet Unternehmens- und Sonderfinanzierungen, die Finanzierung von Gewerbeimmobilien sowie Produkte rund um den Zahlungsverkehr an.
Die Leitung des in Frankfurt angesiedelten Corporate & Institutional Banking der Targobank übernahm im Oktober 2022 Marco Voosen. Anfang Dezember gab die Bank bekannt, dass Voosen zum 1. Januar 2024 auch in den Vorstand der Targobank einziehen wird.
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