Talanx bekräftigt Gewinnziel für 2022
ste Hamburg
Der drittgrößte deutsche Versicherungskonzern Talanx hat anlässlich der Bilanzvorlage für das abgelaufene Geschäftsjahr den im vergangenen November veröffentlichten Ausblick für 2022 bekräftigt. Nach wie vor geht der Mehrmarkenversicherer aus Hannover bei einem Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich (i.V. +11,8%) und bei einer Kapitalanlagerendite von rund 2,4 (3,4)% im laufenden Jahr von einem Konzerngewinn zwischen 1,05 und 1,15 Mrd. Euro sowie einer Eigenkapitalrendite von rund 10 (9,6)% aus.
Dabei gilt die Einschränkung, dass Großschäden innerhalb der Erwartungen bleiben. Im ersten Quartal 2022 stoße man bereits an die Grenzen des anteiligen Budgets, so Finanzchef Jan Wicke unter Verweis auf einen Großschaden von mehr als 100 Mill. Euro infolge des jüngsten Flutereignisses in Australien. Das Großschadenbudget für 2022 hatte die Talanx verglichen mit dem Vorjahr um 300 Mill. auf 1,81 Mrd. Euro erhöht, wobei 410 Mill. auf die Erst- und 1,4 Mrd. Euro auf die Rückversicherung entfallen.
Naturkatastrophen kosteten den Konzern, der zu 50,2% am Rückversicherer Hannover Rück beteiligt ist, 2021 mit 1,26 Mrd. (i.V. 658 Mill.) Euro so viel Geld wie noch nie. Die Überschreitung des letztjährigen Großschadenbudgets um 235 Mill. Euro sowie eine Nettobelastung von 403 Mill. Euro infolge der Corona-Pandemie drückten auf das operative Ergebnis, das dank der Sanierungserfolge in der Erstversicherung sowie einer weiterhin starken Entwicklung der Hannover Rück aber um 49% auf 2,45 Mrd. Euro anzog. Der Konzerngewinn übertraf im Berichtsjahr, wie seit Februar bekannt, erstmals und ein Jahr früher als ursprünglich avisiert mit 1,01 Mrd. (648 Mill.) Euro die Milliardenschwelle.
Ihre Gewinnprognose für 2022 stellt die Talanx auch unter den Vorbehalt, dass Verwerfungen an Währungs- und Kapitalmärkten ausbleiben. Inflation und eine restriktivere Zinspolitik sowie geopolitische Krisen träten als neue zentrale Einflussfaktoren bereits hervor, sagt Vorstandschef Torsten Leue. Der Ukraine-Krieg zeichne sich als Unsicherheitsfaktor für dieses Jahr ab, für eine Abschätzung der möglichen Auswirkungen sei es aber noch zu früh.
Puffer im Portfolio
Gleichwohl sieht der Konzern bei gebuchten Bruttoprämien in der Ukraine und in Russland von 94 Mill. Euro die direkten Folgen als gering an. Wicke zufolge sind wesentlich gravierendere indirekte Auswirkungen möglich, etwa über die Kapitalanlage. Hier bildeten inflationsgebundene Anleihen im Portfolio einen Puffer. Wicke verwies auch auf die Solvabilität: Die Ausstattung mit Eigenkapital per Ende 2021 erwarte man über dem Zielkorridor von 150 bis 200%.
Die Talanx-Aktie legte am Montag um 4,3% auf 40,90 Euro zu. Bei der DZ Bank, die bei einem um 2 auf 46 Euro reduzierten Kursziel weiterhin zum Kauf des Papiers rät, hieß es, eine höhere Bewertung sei mittelfristig realistisch, wenn es gelinge, die Ergebnisse der Erstversicherungssegmente bei geringer Volatilität zu verbessern, und wenn die Dividendenpolitik so angepasst werde, dass von der Hannover Rück gezahlte Sonderdividenden von der Talanx an die Aktionäre weitergereicht würden.
Eine Anpassung der Dividendenpolitik könnte mit der Geschäftsstrategie für den Zyklus der Jahre 2023 bis 2025 zum Kapitalmarkttag am 6. Dezember verkündet werden. Sollte es sie geben, werde sie „sicher nicht zum Nachteil für die Aktionäre ausfallen“, so Talanx-Chef Leue. Bislang gilt das Ziel, 35 bis 45% des IFRS-Konzerngewinns nach Minderheiten, mindestens aber eine Dividende auf Vorjahreshöhe auszuschütten. Für 2021 sollen die Aktionäre eine um 10 Cent auf 1,60 Euro je Aktie steigende Dividende erhalten. Infolge der Pandemie hatte die Talanx die Ausschüttung für 2020 erstmals seit 2012, dem Jahr des Börsengangs, nicht um 5 Cent je Aktie erhöht. Die ausgebliebene Erhöhung soll nun nachgeholt werden.
Talanx | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Bruttoprämien | 45507 | 41109 |
Nettoprämien | 37863 | 34190 |
Vers.-techn. Ergebnis | –2195 | –2821 |
Kapitalanlageergebnis | 4718 | 4240 |
Operatives Ergebnis | 2454 | 1645 |
Konzernergebnis1 | 1011 | 648 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | 4,00 | 2,56 |
Dividende je Aktie (Euro) | 1,60 | 1,50 |
Eigenkapitalrendite1 (%) | 9,6 | 6,3 |
Combined Ratio2 (%) | 97,7 | 101,0 |
Haftendes Kapital | 22704 | 20572 |
1) ohne Anteile nicht beherrschender Gesellschafter; 2) kombinierte Schaden-Kosten-Quote der Schaden-Erst- und Rückversicherung Börsen-Zeitung |