Unicredit beglückt die Aktionäre
Unicredit beglückt die Aktionäre
Nach Rekordgewinn weitere Anhebung der Ausschüttung – Auch für dieses Jahr ist eine Erhöhung geplant
Die HVB-Mutter Unicredit hat 2024 die Erwartungen deutlich übertroffen und den Nettogewinn erneut erhöht. Die Ausschüttung an die Aktionäre wird erhöht und soll auch in diesem Jahr weiter angehoben werden. Eine größere Übernahme etwa im Assetmanagement schloss CEO Andrea Orcel aus.
bl Mailand
Die italienische Großbank Unicredit hat 2024 die Erwartungen erneut übertroffen. Der Nettogewinn soll bis 2027 von 9,7 Mrd. Euro (plus 2% gegenüber 2023) im vergangenen Jahr bis 2027 auf 10 Mrd. Euro wachsen. Die Bank hat im vergangenen Jahr auch von Steuergutschriften (DTA) profitiert. Ohne diese Gutschriften hätte der Nettogewinn statt 9,7 Mrd. Euro „nur“ 9,3 Mrd. Euro erreicht, ein Plus von 8,1%. In den kommenden sechs Jahren seien weitere Steuergutschriften in Höhe von insgesamt 4 Mrd. Euro zu erwarten.
Die Aktionäre können mit steigenden Ausschüttungen rechnen: Für 2024 sollen sie nach 8,6 Mrd. Euro im Jahr zuvor 9 Mrd. Euro erhalten und für 2025 noch etwas mehr. Im November will Unicredit eine Interims-Dividende in Höhe von 45% der Ausschüttung zahlen. Die Ausschüttungsquote soll in diesem Jahr von bisher 40% auf 50% des Nettogewinns angehoben werden. Der Aktienkurs der HVB-Mutter gab am Dienstag deutlich nach. Binnen zwölf Monaten hat der Wert um fast 60% zugelegt. CEO Andrea Orcel wies darauf hin, dass Unicredit bereits das 16. mal in Folge wachse. Er will die Einnahmen in diesem Jahr trotz des erwarteten leichten Rückgangs des Zinsüberschusses in etwa stabil halten.
Einnahmen legen zu
Im vergangenen Jahr stiegen die Einnahmen, getrieben vor allem vom Provisionsergebnis, um 4,3% auf 24,8 Mrd. Euro. Während die Kosten weiter gesunken sind, wurde die Kreditrisikovorsorge um 14,4% angehoben. Die Schaden-Kosten-Quote ging 2024 zurück auf 37,9 (39,7)% und soll in diesem Jahr um die 40% erreichen.
Die Erwartungen des CEO beruhen auf einer stand-alone-Basis. Orcel verwies darauf, dass die Ziele in der Vergangenheit stets deutlich übertroffen worden seien: Zwischen 2021 und 2024 etwa seien statt der geplanten mehr als 16 Mrd. Euro gut 26 Mrd. Euro an die Anteilseigner ausgeschüttet worden. Die Einnahmen seien um 45% gestiegen. Er sei deshalb optimistisch, dass auch diesmal die Ziele übertroffen würden.
Geplante oder mögliche Übernahmen, etwa der drittgrößten italienischen Bank BPM oder der Commerzbank, könnten jedoch das Wachstum beschleunigen. Voraussetzung dafür ist laut Orcel, dass sie die strengen Rentabilitätskriterien des Instituts erfüllten. Im Fall der drittgrößten italienischen Bank BPM, für die Unicredit eine Offerte über 10 Mrd. Euro vorgelegt hat, rechnet er im Fall einer erfolgreichen Übernahme schon sehr schnell mit einem positiven Gewinnbeitrag. Allerdings würde für eine solche Übernahme auch das Überschusskapital von derzeit 6,5 Mrd. Euro angezapft, das andernfalls bis 2027 an die Anteilseigner ausgeschüttet würde. Die geplanten Ausschüttungen von jährlich mehr als 9 Mrd. Euro für die nächsten drei Jahre würden durch eine Übernahme jedoch nicht gefährdet.
Operationen in Nischen
Während Italien im vergangenen Jahr 40% zum Nettogewinn beisteuerte, stammten 35% aus Deutschland und Österreich und der Rest aus Osteuropa. Durch eine Übernahme von Commerzbank und BPM würden sich die Kräfteverhältnisse Richtung Deutschland verschieben. Eine größere Übernahme im Bereich Assetmanagement, wo Unicredit seit dem Verkauf von Pioneer Investments an Amundi 2016 relativ schwach aufgestellt ist, schloss Orcel aus. Hier seien allenfalls Operationen in Nischen möglich. Er verwies auf Partnerschaften etwa mit Azimut.
Verkauf wäre falsch
Einen möglichen Verkauf der 2,7-prozentigen Unicredit-Beteiligung der Beteiligungsholding Delfin (Familie Del Vecchio) „respektiert“ Orcel. Er bezeichnete Delfin als „exzellenten" Anteilseigner. "Meine Aufgabe ist es, so zu arbeiten, dass ein Verkauf, sollte er wirklich geplant sein, sich als falsch erwiese.“ Italienische Zeitungen berichteten mit Hinweis auf Kreise, Delfin habe noch keine Entscheidung über einen möglichen Verkauf getroffen. Der Aktionär soll mit den Ergebnissen sehr zufrieden sein.