GastbeitragTarifrunde öffentliche Banken

VÖB unterbreitet frühes Gehaltsangebot als Basis für zügige Tarifeinigung

Die öffentlichen Banken setzen in der laufenden Tarifrunde auf spürbare Gehaltsanpassungen bei langer Planungssicherheit.

VÖB unterbreitet frühes Gehaltsangebot als Basis für zügige Tarifeinigung

Frühes Gehaltsangebot als Basis für zügige Tarifeinigung

Von Gunar Feth, Verhandlungsführer der Tarifgemeinschaft Öffentlicher Banken, und Dominik Lamminger, Geschäftsführer des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB 

Als Arbeitgeberverband blicken wir auf eine lange Historie einer erfolgreichen Sozialpartnerschaft in vielen Verhandlungsrunden mit den Gewerkschaften zurück. Die aktuelle Tarifrunde unterscheidet sich aber in einem zentralen Punkt von den Verhandlungen, die Bankarbeitgeber mit den Gewerkschaften Verdi und DBV bisher geführt haben. Es gab lange keine Runde mehr, in der sich die Gespräche wie diesmal nahezu ausschließlich um ein einziges Thema gedreht haben: das Thema Gehalt. Diese Fokussierung basiert auf den Erwartungen unserer über 60.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zügig für spürbare Lohnerhöhungen zu sorgen. 

Gunar Feth

Verhandlungs­führer der
Tarif­gemeinschaft Öffentlicher Banken

Fast 50 Institute

Als Arbeitgeberverband der öffentlichen Banken erkennen wir diese Erwartung an. Wir wollen mit unseren knapp 50 Instituten, die in der Tarifgemeinschaft Öffentlicher Banken zusammengeschlossen sind, attraktive Arbeitgeber sein – und hierzu gehört zweifelsfrei auch eine angemessene Entlohnung.

Gemeinsam mit unserer Verhandlungsdelegation, die sich aus Entscheidungsträgern von Landesbanken, Förderbanken, Landesbausparkassen und Sparkassen zusammensetzt, haben wir uns daher zu Beginn der Tarifrunde 2024 bewusst für einen ungewöhnlichen Schritt entschieden und erstmals überhaupt schon in der ersten Verhandlungsrunde ein Gehaltsangebot unterbreitet, das die Grundlage für eine konkrete Einigung bieten soll. Unser frühestmögliches Angebot zeigt, dass wir keine Zeit verlieren wollen und zugleich moderne Tarifpolitik fernab von tradierten Zeitplänen und Verhaltensmustern gestalten werden. Dies aber immer im klaren Bekenntnis zu einer konstruktiven Sozialpartnerschaft auf Augenhöhe mit den Gewerkschaften Verdi und DBV.

Lange Laufzeit

Unser erstes Angebot umfasste bereits eine Tariferhöhung um 9,5% bei einer Laufzeit von 43 Monaten. Dabei haben wir eine Erhöhung aller Gehälter um 5% unmittelbar nach einer Einigung mit den Gewerkschaften angeboten, gefolgt von zwei weiteren Schritten mit einem Lohnplus von 2,5% (1.1.2026) und 2% (1.1.2027). Wir wissen, dass unser Angebot eine ungewöhnlich lange Laufzeit hat. Aber zur Wahrheit gehört: Eine lange Laufzeit gibt nicht nur den Arbeitgebern die dringend benötigte Planungssicherheit, sondern zeigt auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verlässlich auf, wie sich ihre Löhne in naher Zukunft entwickeln werden – und zwar oberhalb der Zielinflation im Euroraum. 

Nachwuchskräfte im Fokus

Ein besonderes Augenmerk haben wir bei unserem ersten Angebot auf die Nachwuchskräfte gelegt, also auf unsere 1.300 Auszubildenden und über 1.000 dualen Studenten in den Mitgliedsbanken. Hier haben wir eine Gehaltserhöhung von insgesamt 300 Euro auf 1.570 Euro (drittes Lehrjahr) angeboten, in zwei Schritten zu jeweils 150 Euro. Dies entspricht überproportionalen prozentualen Steigerungen von insgesamt rund 24% und soll sicherstellen, dass die öffentlichen Banken bei der Vergütung der Nachwuchskräfte zu den attraktivsten Arbeitgebern zählen. Gleichzeitig handeln wir mit dieser Erhöhung auch im Wissen, dass die Azubis und dualen Studenten ganz besonders unter der Inflationsentwicklung der Vergangenheit gelitten haben.

Planungssicherheit

Am Verhandlungstisch treffen auf beiden Seiten Profis aufeinander. Die Gewerkschaften Verdi und DBV handeln dabei wie der Arbeitgeberverband der öffentlichen Banken nicht unabgestimmt, sondern in enger Rückkopplung mit ihren Mitgliedern. Beide Seiten wissen, dass weder die erste Forderung noch das erste Angebot letztlich die Tarifeinigung darstellen. Aber Forderung und Angebot weisen – gerade in einer frühen Phase – den Weg zu einer Einigung. Und wir glauben, dass es viele gute Argumente gibt, auf der vorliegenden Basis nun gemeinsam und sehr ernsthaft zu überlegen, wie eine Einigung aussehen kann, die beiden Seiten Rechnung trägt, also einer spürbaren Gehaltsanpassung ebenso wie der notwendigen Planungssicherheit. Dieses Ziel werden wir zu Beginn der zweiten Verhandlungsrunde am 12. September 2024 noch einmal verdeutlichen. 

Komplexes Umfeld

Denn tatsächlich bewegen sich die Banken mit Blick nach vorne in einem sehr schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Die geopolitischen Risiken haben weiter massiv zugenommen. In der Tarifrunde darf daher nicht allein die Preisentwicklung der Vergangenheit im Fokus stehen – zumal die Inflationsraten mittlerweile auf dem Weg der Normalisierung sind und es nicht nur vom Staat, sondern auch von vielen Mitgliedsbanken spürbare Einzelmaßnahmen zur Abfederung der Kostenentwicklung gab. Zugleich möchten wir berücksichtigen, dass die öffentlichen Banken erst zu Jahresbeginn die Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit von 39 auf 38 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich umgesetzt haben.

Gemeinsam Lösungen entwickeln

Sozialpartner dürfen und können sich nichts schenken. Das galt bisher, das gilt auch in dieser Tarifrunde. Dennoch glauben wir daran, dass uns eine zügige Tarifeinigung gelingen kann, wenn wir uns gemeinsam aufeinander zubewegen und Argumente ernst nehmen. Diese Bereitschaft ist die Basis für eine moderne Tarifpolitik. Eine Einigung würde es uns auch ermöglichen, den Blick anschließend auf andere wichtige Themen zu richten, um die Zukunft des Bankberufs gemeinsam zu gestalten.

Dazu kann beispielsweise die Reform der Tarifentgeltstruktur gehören, Überlegungen für ein Sozialpartnermodell im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung oder aber die gemeinsame Entwicklung eines Maßnahmenpakets zur Stärkung der Demokratie im Vorfeld der Bundestagswahl 2025. 

Dominik Lamminger

Geschäftsführer des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB)

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