Wertpapiersparen boomt in Japan
Aktiensparen boomt in Japan
Jüngere Anleger reagieren auf unbegrenzte Steuerfreiheit
Seit langem versucht die Regierung in Japan, die Privathaushalte zu überzeugen, ihre Ersparnisse in Wertpapiere zu investieren. Die vor zehn Jahren eingeführten Wertpapiersparkonten waren bereits ein Hit. Nun erzeugte der drastische Schritt, die Steuerfreiheit zu entfristen, einen starken Investmentschub.
mf Tokio
Eine großzügige Ausweitung von Steuererleichterungen zum Jahresanfang hat dem privaten Wertpapiersparen in Japan zu dem erhofften kräftigen Aufschwung verholfen. Die Zahl der 2014 eingeführten Nisa-Konten (Nippon Individual Savings Accounts) kletterte von Anfang Januar bis Ende August um 3 Millionen auf nun 24,3 Millionen Konten. Die gesamte Investitionssumme auf diesen Konten legte um 10 Bill. Yen (62 Mrd. Euro) auf nun 45,4 Bill. Yen (280 Mrd. Euro) zu.
Den Anstieg der Kontenzahl um 14% und der investierten Summe um 28% in nur acht Monaten führte die Japan Exchange Group (JPX), der Betreiber der Börsen in Tokio und Osaka, auf die Ausweitung der Steuerbefreiung zum Jahreswechsel zurück. Seit Anfang Januar sind die Erträge und Kursgewinne aus bis zu 18 Mill. Yen (111.000 Euro) Anlagesumme unbegrenzt steuerfrei, vorher waren es maximal 14 Mill. Yen auf fünf Jahre befristet. Anleger können zwischen zwei Nisa-Arten wählen, einmal nur für Fonds und einmal für Aktien und Fonds. „Das neue Nisa-Konzept hat dazu geführt, dass mehr Kleinanleger vom Sparen zu Investitionen übergegangen sind“, sagte Hiromi Yamaji, der CEO der JPX Group.
Trendwende durch Abenomics
Laut der Bank of Japan beliefen sich die Finanzanlagen der Haushalte per Ende Juni auf etwa 2.200 Billionen Yen (13,6 Bill. Euro). Über die Hälfte davon liegt noch auf Sparkonten, aber Aktien und Investmentfonds stiegen inzwischen auf einen Rekordanteil von 19,4%. Nach dem Platzen der Spekulationsblase Ende 1989 mussten viele Haushalte erst einmal ihre Schulden abzahlen. Aber seit 2014, dem Beginn der Abenomics-Wirtschaftspolitik, wuchs der Anteil der Aktiensparer von 10,4% auf 12,3%. Im Kontext der demografischen Alterung – rund 30% der Japaner sind über 65 Jahre alt – zeigt dieser Anstieg ein Umdenken bei Aktien an.
Angst vor Börse überwunden
Die „inflationäre Denkweise“ sei nach Japan zurückgekehrt, meinte Yamaji. Dies zeigt sich auch darin, dass 41% der NISA-Investitionen seit Januar in japanische Aktien geflossen sind. Die neuen Privatanleger setzen offenbar auf eine Fortsetzung der positiven Börsenentwicklung, die Nikkei 225 und Topix erstmals seit Ende 1989 auf neue Rekordhochs trieben. Ermutigend sei, dass 49% der neuen NISA-Kontoinhaber den Altersgruppen unter 50 Jahren angehören. Yamaji interpretierte diese Entwicklung so, dass diese Anleger sich nicht mehr an die Spekulationsblase erinnern. „Es braucht wohl eine Generation, die Nachwehen einer Blase zu überwinden“, meinte der Börsenchef.
Die offiziellen Zahlen zum Wertpapiersparen in Japan sind widersprüchlich. Gemäß JPX-Daten stieg die Zahl der Aktieninhaber seit 2014 um zwei Drittel auf 74,5 Millionen. Jedoch zählt die Börse jeden doppelt, der zwei oder mehr Aktien hält. Ende 2023 gehörten diesen individuellen Aktionären 16,9% der Marktkapitalisierung von Japans Börse. Das ist der niedrigste Wert seit 1970, aber institutionelle Anleger aus Japan und dem Ausland kauften seitdem mehr Aktien und erhöhten ihre Anteile auf 28,9% bzw. 31,8%.