Wie Nixdorf Kapital mit der Commerzbank Impact Investing skalieren will
Im Gespräch: Andreas Rickert
Impact Investing der nächsten Generation
Nixdorf-Kapital-Chef will Rendite und Nachhaltigkeit stärker verbinden – Hoffnung ruht auf anderem Blickwinkel der Next Gen
Andreas Rickert will mit Nixdorf Kapital Impact Investing in den Mainstream tragen. Große Hoffnung setzt er dabei auf die Next Gen deutscher Unternehmerfamilien, die Rendite und Nachhaltigkeit stärker zusammendenkt. Aktuell sammelt er bis zu 800 Mill. Euro für sechs Fonds ein.
phh Frankfurt
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Vor kurzem gab die Commerzbank den Einstieg bei Nixdorf Kapital bekannt. Die strategische Partnerschaft zwischen der deutschen Mittelstandsbank und dem Spezialisten für Impact Investing wurde mit 18% Gesellschafteranteilen besiegelt. Wie viel Geld dabei genau geflossen ist, sagen beide Parteien nicht. Es reicht wohl aber dafür, dass Nixdorf Kapital stärker skalieren kann.
„Wir möchten wachsen und investieren in eine neue Vertriebslizenz und mehr Personal, insbesondere zur Strukturierung und Impact-Beratung neuer Fonds“, sagt Andreas Rickert im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Er ist neben Volker Weber einer der beiden CEOs von Nixdorf Kapital und möchte das Impact Investing stärker in den Mainstream tragen.
Boutique unterstützt Fonds
Die Boutique wurde 2016 von Dagmar Nixdorf gegründet. Die Enkelin des Unternehmers Heinz Nixdorf ist die Hauptaktionärin und sitzt dem Aufsichtsrat vor. Nixdorf Kapital versteht sich nicht als reiner Vermögensverwalter oder Family Office. Nixdorf Kapital unterstütze neue Fonds anfangs zwar auch finanziell, ist laut Rickert aber nie der Hauptinvestor. Vielmehr pflege Nixdorf ein Netzwerk zu vermögenden Unternehmerfamilien und unterstütze Fondsmanager bei der Strukturierung und im Fundraising von Impact-Fonds. „Was wir aber nicht haben, ist eine eigene große Vertriebsmannschaft“, sagt Rickert.
Die sechs Impact-Fonds-Projekte von Nixdorf Kapital
Aktuell hat Nixdorf Kapital Rickert zufolge einen dreistelligen Millionenbetrag mobilisiert, der sich auf sechs Fonds verteilt. Deren summiertes Zielvolumen beläuft sich auf 800 Mill. Euro. Die Investmentstrategien sind unterschiedlich und reichen von einem Wagniskapitalfonds für Themen wie Kreislaufwirtschaft über einen Dachfonds, der in Ozeanprojekte investiert, bis zu einem nachhaltigen US-Immobilienfonds, der in erschwingliche Wohnraumprojekte investiert. Weitere Fonds seien zudem in Planung bzw. kurz vor der Lancierung. Bei diesen Projekten gehe es um die Themen Transport und Logistik, Generationenwohnen, Bildungsfinanzierung und auch Private Debt.
Name | Kurzbeschreibung | Zielvolumen |
Burning Issues Impact Fund | VC-Fonds zu Themen wie Kreislaufwirtschaft, Life Science Investments | 50 Mill. Euro |
Planet Ocean Fund 1 | Dachfonds, der in Wasserfonds (Ozeane) investiert | 100 Mill. Euro |
US Sustainable Real Estate Fund | Affordable Housing | 150 Mill. Euro |
DA Metropolis Mezzanine-Fonds | Finanzierung nachhaltiger Bauprojekte | 200 Mill. Euro |
Asc Impact Forestry Fund | Aufforstungsprojekte in Afrika | 200 Mill. Euro |
COOX Smart Mittelstandsfinanzierung I | Nachhaltige Mittelstandsfinanzierung, Transformationsfinanzierung | 100 Mill. Euro |
Hoffen auf Durchbruch
Das Geld für die Impact-Fonds stamme bisher überwiegend von sehr vermögenden Privatpersonen. Vereinzelt seien auch Pensionskassen dabei. Den großen Durchbruch bei den institutionellen Investoren und Family Offices verspricht sich Rickert vor allem durch Kooperationen mit spezialisierten Platzierungsagenten oder mit der Commerzbank, die im Rahmen ihrer „Strategie 2027“ selbst gerade dabei ist, die Vermögensverwaltung auszubauen. Dafür braucht es laut Rickert aber auch noch andere Produkte. „Mit einem kleinen Venture-Fonds brauche ich nicht zu einer Pensionskasse gehen.“
Impact Investing ist keine Anlageklasse
Rickert denkt gerne groß und lässt sich von Rückschlägen nicht entmutigen. Ende 2021 kündigte Nixdorf Kapital an, bis zu 2 Mrd. Euro für die Impact-Projekte von Nixdorf einsammeln zu wollen. Dass das bisher nicht geklappt hat, liege auch an der widrigen makroökonomischen Gesamtentwicklung und dem volatilen Umfeld, dem sich Nixdorf Kapital nicht entziehen kann. Denn: „Impact Investing ist keine Philanthropie“, stellt Rickert klar.
Impact Investing ist keine Philanthropie.
Andreas Rickert
Auch sei Impact Investing keine eigene Anlageklasse, sondern eine Anlagestrategie, die auf alle bestehenden Anlageklassen anwendbar sei und mit diesen im Wettbewerb stehe. Die Rendite müsse daher immer stimmen. „Wenn wir Impact Investing in den Mainstream tragen wollen, dürfen wir bei der Rendite nicht hintanstehen“, sagt Rickert. Sie müsse immer mindestens so hoch sein wie bei konventionellen Investments.
Auch grenzt Rickert Impact Investing von allgemein nachhaltigen ESG-Strategien ab. „ESG versucht möglichst wenig Schaden anzurichten, Impact Investing hingegen muss nachweislich gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bringen“, sagt Rickert. Die EU-Taxonomie sei dafür natürlich wichtig. „Aber die Artikel-9-Klassifizierung allein ist noch kein Ausweis für echten Impact“, so Rickert. Er definiert die Anlagestrategie anhand von drei Kriterien: eine wertebasierte Intention, eine klare nachhaltige Zieldefinition mit Messbarkeit anhand harter Kennzahlen und eine wettbewerbsfähige Rendite.
Next Gen setzt stärker auf Impact Investing
Große Hoffnung setzt Rickert in die nächste Generation aktueller Unternehmerfamilien. „Weil die erkennen, dass man gesellschaftlichen beziehungsweise ökologischen Mehrwert und Geldanlage zusammendenken muss“, sagt Rickert. Die ältere Unternehmensgeneration hingegen habe die unternehmerische und philanthropische Sphäre häufig getrennt voneinander betrachtet. Am Anfang standen die Investments mit klarem Renditefokus, und später folgte dann die Stiftung, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben. „Die Next Gen denkt das stärker zusammen“, so Rickert.
Das Impact-Kapital über den Kapitalmarkt sei für die nachhaltige Transformation sehr wichtig. Allein die Finanzierungslücke für die 17 definierten Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen beziffert Rickert auf 4,2 Bill. US-Dollar – wenn man die Ziele wirklich ernsthaft angehen wolle. „Das können nicht staatliche Institutionen leisten, Philanthropie erst recht nicht – wir müssen den Kapitalmarkt anzapfen“, plädiert Rickert.
Mich ärgert, dass uns Europäern das Thema gerade von den Amis weggenommen wird.
Andreas Rickert
Ärger über USA
Ihn ärgere, dass den Europäern das Thema gerade von Amerikanern weggenommen werde. US-Amerikaner würden derzeit sehr viel im Bereich nachhaltigen Investierens unternehmen. Deren Ansatz leite sich aus der Marktwirtschaft und dem Kapitalismus ab. Der Hotspot für Impact Investing müsste Rickert zufolge aber eigentlich Kontinentaleuropa sein mit seinem wertebasierten Unternehmertum.