Finanzmarktkalender12. Juli

Amerikas Großbanken im Buyback-Dilemma

Amerikas Großbanken wollen ihre Anleger vor der Berichtssaison durch Aktienrückkäufe euphorisieren. Zugleich rollen auf die Institute nach dem jüngsten Fed-Stresstest deutlich härtere Anforderungen an ihre harten Kernkapitalquoten zu. Damit stehen auch die signalstarken Buybacks wieder im Zweifel.

Amerikas Großbanken im Buyback-Dilemma

12. Juli

US-Banken im Dilemma

Amerikas Großbanken wollen ihre Anleger vor der Berichtssaison durch Aktienrückkäufe euphorisieren. Zugleich rollen auf die Institute nach dem jüngsten Fed-Stresstest deutlich härtere Anforderungen an ihre harten Kernkapitalquoten zu. Damit stehen auch die signalstarken Buybacks wieder im Zweifel.

Vom Alex Wehnert, New York

Amerikas Großbanken öffnen vor der Berichtssaison zum zweiten Quartal die Schleusen. Nachdem sich die 31 größten Geldhäuser der USA im Stresstest der Federal Reserve zuletzt fähig gezeigt haben, auch eine schwere Rezession zu meistern, haben die Branchenführer um Bank of America, Goldman Sachs, J.P. Morgan und Morgan Stanley ihre Dividenden angekurbelt. Die beiden letztgenannten Institute beglücken ihre Anleger zudem mit neuen Buybacks: J.P. Morgan will ab dem dritten Quartal zusätzliche 30 Mrd. Dollar an eigenen Anteilen zurückkaufen, Morgan Stanley bis zu 20 Mrd. Dollar.

Sturmlauf gegen härtere Kapitalvorgaben

Die Geldhäuser suchen vor ihren Zahlenvorlagen, mit denen J.P. Morgan, Citigroup und Wells Fargo ab dem kommenden Freitag den Anfang machen, aber nicht nur Kursmomentum aufzubauen. Sie wollen auch Argumente gegen verschärfte Kapitalvorgaben sammeln. Im Zuge der Umsetzung des Bankenpakets Basel III drohen den größten Instituten des Landes ab Mitte 2025 Jahres Aufschläge von bis zu 20% auf die Mindestwerte für ihre harten Kernkapitalquoten (CET1).

Entsprechend rücken diese Kennzahlen auch in der anstehenden Berichtssaison in den Fokus. Die Fed teilte Goldman Sachs bereits nach dem jüngsten Stresstest mit, dass sich der Mindestwert für ihre CET1-Quote ab Oktober auf 13,9% belaufen werde. Zuletzt galt risikobasiert eine Kapitalanforderung von 13,5%.

Goldman-CEO David Solomon blickt mit Unverständnis auf härtere Kapitalvorgaben für sein Geldhaus. Foto: picture alliance / Jack Gruber-USA TODAY | Jack Gruber.

Goldman-CEO David Solomon kritisierte, die neue Vorgabe reflektiere „die strategische Weiterentwicklung unseres Geschäfts nicht“. Das Institut hat seinen 2016 angestoßenen, verlustreichen Ausflug ins Privatkundengeschäft zuletzt schrittweise beendet und neben dem Investment Banking die Vermögensverwaltung in den Vordergrund gerückt.

Die Analysten von Bloomberg Intelligence gehen davon aus, dass auch die CET1-Anforderungen der anderen US-Großbanken ab Oktober deutlich steigen dürften – um 90 Basispunkte bei Wells Fargo und immerhin 40 bis 70 Basispunkte bei J.P. Morgan, Morgan Stanley und Bank of America. Die einzige Ausnahme im Spitzenzirkel werde wohl Citigroup bilden, die nach schwachen Stresstest-Resultaten aus dem Vorjahr diesmal besser abschnitt.

Schwieriges Signal an Anleger

Infolgedessen dürfte das überschüssige Stammkapital der Institute laut Bloomberg Intelligence deutlich zurückgehen. Damit seien sie wohl gezwungen, vermehrt riskante Vorzugswertpapiere auf den Markt zu werfen, die nicht auf die CET1-Quoten einzahlen – oder ihre Aktienrückkäufe wieder zurückzufahren.

Letzteres würde laut Analysten ein äußerst schwieriges Signal an die Anleger darstellen. Denn trotz eines aufgehellten Investment-Banking-Umfelds und der Erwartung steigender Gewinne seien die US-Geldhäuser stark auf das Momentum ihrer Buyback-Ankündigungen angewiesen, um die Anleger bei Laune zu halten. Denn bei diesen sind Risiken durch steigende Zahlungsausfälle, höhere gezahlte Raten auf Einlagen und ein resultierender Druck auf die Nettozinsmargen in den Fokus gerückt.

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