Finanzmarktkalender20. Februar

Mercedes-Benz senkt das Renditeziel

Absatz und Profitabilität sind gesunken: 2024 war für Mercedes-Benz ein schwieriges Jahr – wie für die ganze Branche. Der Vorstand wird bescheidener und ändert das Ziel für die Umsatzrendite.

Mercedes-Benz senkt das Renditeziel

20. Februar

Mercedes-Benz senkt Renditeziel

Von Joachim Herr, München

Absatz und Profitabilität sind gesunken: 2024 war für Mercedes-Benz ein schwieriges Jahr – wie für die ganze Branche. Der Stuttgarter Autokonzern wird bescheidener und passt sein Renditeziel an den veränderten Markt an. Am kommenden Donnerstag stellt der Vorstand es mit den Jahreszahlen vor.

Vor knapp drei Jahren strahlte die Zukunft von Mercedes-Benz noch hell. Im Mai 2022 präsentierte Vorstandschef Ola Källenius an der Côte d’Azur seine geschärfte Luxusstrategie. Geplant ist, dass der Absatzanteil des Topsegments zunimmt. Mit dem Ziel, überdurchschnittlich mehr Modelle der S- und G-Klasse sowie Maybach und von AMG zu verkaufen, ist die Ambition verbunden, die Profitabilität zu steigern und auch in schwachen Konjunkturphasen hochzuhalten.

Damals hatte Mercedes-Benz gerade ein glänzendes Geschäftsquartal hinter sich: Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) erreichte von Januar bis März 2022 ausgezeichnete 16,4%. Der Vorstand wurde sogar mit der Frage konfrontiert, ob das Ziel von 14% – unter günstigen Marktbedingungen – für eine Luxusmarke ambitioniert genug sei. Finanzchef Harald Wilhelm mahnte damals, realistisch zu bleiben, und wies auf den teuren Wandel zur Elektromobilität hin. Das Ziel sollte vom Jahr 2025 an erreicht werden.

Ungünstige Bedingungen

Von einer zweistelligen Ebit-Marge ist der Autohersteller inzwischen jedoch ein großes Stück entfernt. Allerdings sind die Marktbedingungen ziemlich schlecht. Die Nachfrage ist schwach, im größten Markt China sinkt der Absatz von Mercedes-Benz wie der der deutschen Konkurrenten. Das Hochlaufen der Elektromobilität stockt. Für das vergangene Jahr stellte der Vorstand zuletzt für das Segment Cars (Pkw und Vans für Privatkunden) eine Marge von nur noch 7,5 bis 8,5% in Aussicht. 2023 war sie auf 12,6% gesunken nach 14,6% im Jahr zuvor. In den ersten neun Monaten 2024 waren es 8,0%. Im Jahr zuvor hatte das Segment von Januar bis September 13,6% erzielt.

Das Ergebnis für 2024 stellt Mercedes-Benz in der Jahrespressekonferenz am kommenden Donnerstag vor. Das Unternehmen kombiniert diese Veranstaltung mit einem Kapitalmarkttag. Die Erwartungen, dass die Ziele auf mittelfristige Sicht gesenkt werden, sind schon gesetzt. In der Branche ist zu hören, für ein günstiges Konjunkturszenario seien es künftig nicht mehr 14%. Der Markt in China, Zölle und ein stagnierendes Absatzvolumen sprächen dagegen. Für einen Premiumhersteller müsste es aber schon ein zweistelliger Wert bleiben.

Positive Signale

Immerhin gab es Ende Januar positive Signale vom Vorstand. Im sogenannten „Pre-close call“ für Analysten wurde angedeutet, dass die bereinigte Marge von Cars im Schlussquartal 2024 die erwartete Spanne von 6 bis 7% übertroffen hat. Nach Einschätzung der Investmentbank Stifel war es seit längerer Zeit der positivste Tenor.

Die Nachfrageschwäche lässt sich an den Absatzzahlen ablesen: Mercedes-Benz verkaufte im vergangenen Jahr 1,98 Millionen Pkw. Das waren 3% weniger als im Jahr zuvor. Im selben Maß ging die Verkaufszahl von Porsche zurück. Die BMW-Gruppe verlor etwas stärker um 4%, die Marke BMW um 2,3%.

BMW an erster Stelle

Mit 2,2 Millionen Autos bleibt BMW indes die größte Marke im Premiumsegment auf dem Weltmarkt. Von den deutschen Anbietern dieser Kategorie lief es für Audi mit Abstand am schlechtesten: Der Absatz der Volkswagen-Tochtergesellschaft rutschte um knapp 12% auf 1,67 Millionen Autos ab. Erstmals lag die Marke mit den vier Ringen hinter Tesla. Der US-amerikanische Produzent von Elektromobilen kam auf 1,79 Millionen nach 1,81 Millionen im Jahr zuvor.

Die schleppende Entwicklung der Elektromobilität, vor allem in Deutschland, hat sich mehr oder weniger stark auf die Verkaufszahlen ausgewirkt: Während Audi 8% weniger vollelektrische Autos (BEVs) verkaufte und Mercedes-Benz sogar 22% weniger, erhöhte BMW den Absatz in dieser Kategorie um 13,5%. Rund 427.000 ausgelieferte BEVs ergaben einen Anteil von 17,4% an der Gesamtzahl von BMW. Die Quote liegt doppelt so hoch wie die von Mercedes-Benz.