Aviva hält US-Zinsrisiko für unterschätzt
hip London – Der britische Vermögensverwalter Aviva Investors geht davon aus, dass das Risiko weiterer Zinsschritte der US-Notenbank am Finanzmarkt unterschätzt wird. “Der Höhepunkt der entgegenkommenden Geldpolitik liegt ziemlich sicher hinter uns”, sagte Michael Grady, Senior Economist & Strategist, beim Kapitalmarktausblick der Assetmanagement-Sparte des britischen Versicherers in London.Er rechne für das kommende Jahr mit zwei bis drei Zinsschritten der Federal Reserve. Die EZB werde ihr Quantitative Easing wohl im September einstellen. Und die Bank of Japan könnte ihre Politik zum Management der Zinskurve auf den Prüfstand stellen. “Ein geldpolitischer Wendepunkt ist weltweit in Sicht”, pflichtete ihm Stewart Robertson, der für Großbritannien und Europa verantwortliche Volkswirt, bei. Künftig dürften an den Märkten fundamentale Faktoren wieder eine größere Rolle spielen als die Nebenwirkungen der Geldpolitik. Zudem würden Marktteilnehmer wieder anfangen, mit einer nachhaltigen Inflation zu rechnen. Grady geht davon aus, dass die Bilanzen der Zentralbanken Anfang 2019 nur noch geringfügig wachsen werden. Das bedeute, dass weniger Liquidität verfügbar sein werde. Für bestimmte Märkte wie Staatsanleihen bringe das zusätzliche Risiken mit sich.Aviva sei dem Markt in dieser Hinsicht voraus, sagte Sunil Krishnan, der als Head of Multi-Asset Funds mit seinem Team für 104 Mrd. Pfund verantwortlich zeichnet. “Das ist nicht nur eine US-Story”, sagte Krishnan. Er rechne dort mit Volatilität, wo Anleger stark auf den Fortbestand der ultralockeren Geldpolitik gesetzt hätten. In manchen Marktsegmenten könne es zu “ziemlichen Verwerfungen” kommen. Der Multi-Asset-Stratege Ahmed Behdenna hat deshalb Staatsanleihen aus der Eurozone und Japan untergewichtet. “Dort liegt vermutlich das größte Risiko, wenn es um Volatilität geht”, sagte Behdenna. Bedrohung für WelthandelKrishnan verwies darauf, dass das zögerliche Wachstum nach der Finanzkrise einer der größten Treiber für das Entstehen nationalistischer und rechtspopulistischer Strömungen gewesen sei. Nun treffe das Wiedereinsetzen des Wachstums des Welthandels auf eine politische Situation, in der mehr Stimmen mit einer nationalistischen Wirtschaftspolitik zu holen seien. Das gelte etwa für die Neuverhandlung des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta. Das Risiko, dass eine Seite einfach gehe, betrage “nicht null”.Was die Auswirkungen des Brexit auf britische Assets angeht, gab sich Krishnan zurückhaltend. Das britische Pfund sei derzeit kein Thema, für das man einen großen Teil seines Risikobudgets verwenden wolle. Die britische Währung werde auf kleine Veränderungen des Marktumfelds sehr volatil reagieren. Man sollte aus seiner Sicht auch nicht in großem Stil gegen britische Vermögenswerte wetten. Behdenna setzt auf deutsche und französische Aktien. Sie böten ein großes Exposure zum weltweiten Wachstum, insbesondere in den Schwellenländern. Finanzwerte der Eurozone schätzt er ebenfalls.