Dax zurück im Rally-Modus
Märkte am Mittag
Dax zurück im Rally-Modus
Der Dax hat am Donnerstag wieder in den Rally-Modus geschaltet und ein Rekordhoch erreicht. Der deutsche Leitindex schraubte seine Bestmarke in der Spitze auf gut 19.169 Punkte nach oben. Rückenwind gaben ihm dabei umfangreiche Maßnahmen Chinas zur Stützung der dortigen Wirtschaft und erfreuliche Nachrichten aus dem Technologiesektor, die mit einem erfreulichen Umsatzausblick vom US-Unternehmen Micron kamen.
Bis zum Mittag stieg der Dax um 1,1% auf 19.126 Punkte. Der Leitindex erhöhte sein Jahresplus damit auf mehr als 14%. Für den MDax ging es am Donnerstag noch etwas deutlicher um 1,9% nach oben auf 26.808 Punkte. Der Euro Stoxx 50 zog außerdem um 1,7% an, während sich auch an den US-Börsen Gewinne abzeichnen. Vor allem die Nasdaq wird dort deutlich im Plus taxiert.
Knoten beim Dax geplatzt
Nachrichten aus China brachten die Börsen über Nacht in Schwung. Viele Investoren hoffen darauf, dass die Führung Chinas in puncto Konjunkturimpulsen nachlegen wird. Sie verpflichtete sich am Donnerstag dazu, das für dieses Jahr angestrebte Wirtschaftswachstum zu erreichen und die Krise auf dem Immobilienmarkt zu stoppen, wie staatliche Medien unter Berufung auf eine Politbüro-Sitzung berichteten. „Bloomberg“ zufolge erwägt Peking zudem, seinen größten Staatsbanken eine Kapitalspritze in Höhe von bis zu einer Billion Yuan (142,48 Mrd. Dollar) zur Verfügung zu stellen, damit diese die schwächelnde Wirtschaft besser unterstützen können. Chinas Zentralbank hatte erst Anfang der Woche das größte Stützungspaket für die heimische Wirtschaft seit der Corona-Pandemie beschlossen. „Nach der eingeleiteten Zinswende in den USA flutet nun auch China den Markt mit Liquidität und Micron Technology entfacht die KI-Fantasie neu“, betonte der Marktbeobachter Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets.
Laut Molnar werden zwar die Stimmen lauter, der Aktienmarkt sei überkauft und eine erneute Korrektur nur noch eine Frage der Zeit. „Genau dieser Mix aber ist der beste Nährboden für eine Fortsetzung der Rally“, gibt sich Molnar optimistisch. Seiner Einschätzung nach betritt der Dax „mal wieder charttechnisches Neuland ohne jegliche Widerstände.“ Zuletzt hatten sich die Anleger wegen Konjunktursorgen noch schwerer getan mit Nachkäufen, sobald der Dax die 19.000-Punkte-Marke überschreitet. Dieser Knoten scheint nun geplatzt.
Commerzbank-Aktie klettert weiter
Dem Dax nicht nach oben folgen konnte die BASF-Aktie angesichts der Vorstellung einer neuen Strategie. Ein Abschlag von 2,3% zeigt, dass die Anleger enttäuscht darauf reagieren, dass die Mindestdividende in den kommenden Jahren nur noch bei 2,25 Euro je Aktie liegen soll, denn 2023 hatte BASF 3,40 Euro je Aktie gezahlt. Aussagen, was die operative Gewinnentwicklung und einen Börsengang des Agrargeschäfts betrifft, konnten dies nicht aufwiegen.
Die wegen des Übernahmeinteresses der Unicredit im Fokus stehende Commerzbank sorgte mit ihren Geschäftsaussichten für positive Schlagzeilen. Das Frankfurter Bankhaus kündigte mitten im Kampf um ihre Eigenständigkeit deutlich höhere Ausschüttungen an die Aktionäre an. Zudem wurden die mittelfristigen Ertrags- und Renditeziele erhöht. All dies ließ den Kurs um 5,6% steigen.
Auto-Titel erholen sich
In der Breite waren Autowerte wegen der Nachrichten aus China unter den Gewinnern, machen diese doch Hoffnung für das dort so wichtige Geschäft. Aktien von Volkswagen, Mercedes-Benz, BMW und der Porsche AG zogen um bis zu 4,3% an.
Profitieren konnten europaweit auch Luxuswerte, da diese stark von der Nachfrage in China abhängen. LVMH, Hermes, Dior, Kering and Burberry stiegen zwischen 5 und 7%. Im MDax notierten die Titel von Hugo Boss fast 5% fester. Im Dax legte die Aktien von Sportartikelhersteller Adidas in der Spitze 5,6% zu.
Im Chipsektor sorgte Micron international für gute Stimmung. Die Aktien von Infineon stiegen um 3,2% und jene des Branchenausrüsters Aixtron zogen um 4,4% an. Aber auch die Titel des Waferherstellers Siltronic konnten profitieren.
Im Nebenwertebereich lösten Nachrichten deutliche Erholungsbewegungen aus. Evotec zogen im SDax um 5,6% an, nachdem der Wirkstoffforscher eine Partnerschaft mit dem Abnehmspritzen- und Insulinhersteller Novo Nordisk vermeldete.
Verbio legen zweistellig zu
Verbio toppten dies mit einem prozentual zweistelligen Kurssprung, der ihrer Erholung kräftigen Schub gab. Anleger reagierten sehr erleichtert darauf, dass der Biokraftstoffhersteller im abgelaufenen Geschäftsjahr knapp seinen operativen Zielkorridor erreichte. Am Montag hatte sich der Kurs zunächst noch dem Tief seit vier Jahren genähert.
Mit 14 Prozent gab es ein ähnlich deutliches Plus im SDax bei Ceconomy wegen einer ausgesprochenen Kaufempfehlung durch die Investmentbank Kepler Cheuvreux. Einen Einbruch um etwa ein Viertel mussten hingegen die Mutares-Anleger verkraften. Als Anstoß galten hier Aktivitäten des Leerverkäufers Gotham City.
Am Rohstoffmarkt sorgten vor allem die Spekulationen auf eine Produktionssteigerung in Saudi-Arabien für Gesprächsstoff. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verbilligten sich in der Spitze um jeweils gut dreieinhalb Prozent auf 70,72 bzw. 67,16 Dollar je Fass. Saudi-Arabien, der weltgrößte Rohölexporteur, bereite sich darauf vor, sein inoffizielles Preisziel von 100 Dollar pro Barrel aufzugeben und seine Produktion zu steigern, berichtete die „Financial Times“ unter Berufung auf Insider. Zusätzlich belastet wurden die Preise auch durch die mögliche Rückkehr libyschen Öls auf den Markt. Der europäische Aktienindex für Öl- und Energiewerte fiel um bis zu 3,1%.