Feri positiv für Aktien gestimmt

Finanzdienstleister erwartet temporäre Erholung - Lupus alpha setzt auf Volatilität als Assetklasse

Feri positiv für Aktien gestimmt

Eine Waffenruhe im Handelsstreit zwischen den USA und China sowie eine weiterhin expansive Geldpolitik stimmen den Finanzdienstleister Feri moderat positiv für Aktien. Das Unternehmen aus Bad Homburg, eine Tochter von MLP, erwartet in den kommenden Monaten eine temporäre Erholung der Wirtschaft.wbr Frankfurt – Gestützt wird die positive Feri-Prognose dadurch, dass sich in der Zeit bis zur US-Wahl am 3. November 2020 die amerikanische Administration beim Konflikt mit China zurückhalten dürfte, so Feri. Chefvolkswirt Axel Angermann rechnete damit, dass Europa von der vorübergehenden leichten Erholung am stärksten profitiert. “Der Euroraum und speziell Deutschland sind von einer Wirtschaftsschwäche stets stärker betroffen als andere Industrieländer”, sagte Angermann auf einer Kundenveranstaltung in Frankfurt. Umgekehrt dürfte bei einer vorübergehenden Erholung die Region stärker zulegen.Die Risiken für die Weltwirtschaft blieben trotz einer aktuell besseren Perspektive bestehen. Der weiter schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China könnte sich nach der US-Wahl wieder verschärfen und Auslöser einer rezessiven Entwicklung sein, meinte Feri.Für Deutschland gilt, dass Märkte und Wirtschaft stark von der Autoindustrie abhängen. “Die Strukturkrise der Autobranche wirkt sich negativ auf den Investitionsgütersektor aus. Der Ausgang dieser Strukturkrise ist ungewiss”, sagte Angermann. Allerdings dürften Auto-Aktien kurzfristig besser laufen.Angesichts der eher positiven Perspektiven bis Mitte kommenden Jahres setzt Feri derzeit auf Aktien. Insbesondere beim zyklischen Sektor rechnete Marcus Zasada, Leiter Portfoliomanagement, mit einer Bodenbildung. Interessant seien außerdem Nebenwerte, Schwellenländer – und die besagte Autobranche. Weitere Favoriten des Finanzdienstleisters sind High-Yield-Bonds sowie Schwellenländeranleihen.In der aktuellen Situation seien Euro-Rentenmärkte unattraktiv, würden aber von der EZB gestützt. “Den sicheren Hafen gibt es heute nicht mehr”, sagte Zasada. Als Alternative zu europäischen Anleihen empfiehlt Feri Absolut-Return-Ansätze und erwartet, dass mit Options- und Arbitragestrategien ein deutlich besseres Risiko-Rendite-Profil zu erreichen ist als mit Euro-Anleihen. Höhere Aktienquote angepeiltDas Thema Absolute Return stand bei einer Kundenveranstaltung der Fondsgesellschaft Lupus alpha ebenfalls auf der Agenda. “Vor wenigen Jahren mussten wir mühsam erklären, dass Volatilität eine eigene Assetklasse ist. Inzwischen kommen die Kunden von selbst zu uns”, sagte Alexander Raviol, zuständig für alternative Anlagen bei Lupus alpha. Gemessen an den anwesenden Investoren spielte Volatilität als Assetklasse jedoch eine untergeordnete Rolle. Nur 20 % der befragten Teilnehmer der Veranstaltung wollen 2020 ihr Volatilitätsinvestment aufstocken. 67 % gaben dagegen an, dass sie ihre Aktienquote erhöhen wollen. “Angesichts der niedrigen Zinsen können höhere Aktienbewertungen Sinn machen. Auch deshalb bin ich positiv für Aktien”, sagte Uwe Krüger, als Portfoliomanager des singapurischen Staatsfonds Temasek einer der großen Investoren.Mehr Aktien und Private Equity werden angestrebt, soweit es die regulatorischen Vorschriften zulassen. Beispielsweise für die Bayerische Versorgungskammer (BVK), die mit ihrer Allokation von 30 % den regulatorischen Spielraum weitgehend ausgereizt hat. Anselm Wagner, Leiter Wertpapiermanagement der BVK, befürchtete eher, dass die Regulierung sein Haus dazu zwingen könnte, in negativ verzinste Anleihen zu investieren. Bisher konnte man das noch vermeiden. Wagner sah eine große Verzerrung am Bondmarkt durch die Geldpolitik der EZB. Dem hielt Jörg Schmidt aus dem Bereich Multi Asset der Union Investment entgegen, dass man sich per se nicht von negativen Renditen abschrecken lassen sollte: “Es kommt auf die Portfoliokonstruktion an. Möglicherweise ist ein negativer Carry sinnvoller als eine teure Absicherung auf der Aktienseite.”Einig waren sich die Sprecher auf der Veranstaltung von Lupus alpha – ebenso wie bei Feri -, dass der Ausgang der US-Wahl im Herbst 2020 große Auswirkungen auf die Märkte haben wird. “Wenn die Demokratin Elisabeth Warren gewinnt, wird das den S&P nicht steigen lassen”, so Schmidt.