Handelsstreit als Hauptrisiko

Merrill Lynch: Institutionelle Investoren bislang nicht für ein Scheitern der Verhandlungen positioniert

Handelsstreit als Hauptrisiko

Institutionelle Investoren sind derzeit nur unzureichend auf ein Scheitern der amerikanisch-chinesischen Handelsgespräche vorbereitet. Dies ist das Ergebnis der jüngsten Fondsmanagerumfrage von Bank of America Merrill Lynch. Im Sommer vergangenen Jahres waren die entsprechenden Ängste der Anleger größer.ku Frankfurt – Investoren sind bisher weltweit nicht auf ein Scheitern der amerikanisch-chinesischen Handelsgespräche vorbereitet und haben sich auch nicht entsprechend positioniert. Zu diesem Ergebnis kommt Bank of America Merrill Lynch im Rahmen ihrer neuesten globalen Fondsmanagerumfrage, an der 195 Vermögensverwalter teilnahmen, die insgesamt 588 Mrd. Dollar verwalten.Die Gefahr einer Eskalation des Handelskriegs wird gleichwohl als größtes Risiko für die Märkte gesehen, das Ausmaß der Sorgen sei jedoch deutlich kleiner als im vergangenen Sommer, betont Merrill Lynch, trotz eines deutlichen Anstiegs der Nennungen. Die Umfrage wurde aber zwischen dem 3. und 9. Mai durchgeführt, also noch vor der jüngsten Eskalation des Streits zwischen Washington und Peking.Zu den zum Zeitpunkt der Umfrage noch nicht übermäßig großen Sorgen hinsichtlich des Handelsstreits passt auch, dass die Cash-Quote der Investoren wie im Vormonat mit 4,6 % dem langjährigen Durchschnitt entspricht. Allerdings befindet sich der Anteil der Investoren, der das Portfolio durch Hedging absichert, mit 34 % der Nennungen auf Rekordniveau.Trotz der zu beobachtenden Inversion der amerikanischen Zinsstrukturkurve rechnen die Assetmanager nicht mit einer in Kürze beginnenden Rezession. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer geht davon aus, dass eine Rezession erst im zweiten Halbjahr 2020 oder 2021 oder gar noch später kommt. Die Fondsmanager erwarten, dass die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) erst dann den Leitzins senken wird, wenn der US-Benchmark-Index S&P 500 bis auf 2 350 Punkte sinkt. Das wäre ein Rückgang von immerhin 22 % gegenüber dem Rekordhoch von 2 954 Zählern vom 19. Mai. Dementsprechend rechnen sie mit nur wenig Veränderung auf der Zinsseite. Die Rendite zehnjährige US-Treasuries, die derzeit mit Blick auf die Risiken des Handelskriegs auf rund 2,4 % gesunken ist, wird für das kommende Jahr überwiegend im Intervall von 2 bis 3 % vermutet.Was die weitere Entwicklung der weltweiten konjunkturellen Lage betrifft, so hat sich die Erwartung einer deutlichen Wachstumsabschwächung, die im Vormonat noch vorherrschend war, zugunsten einer neutralen Sichtweise gedreht. 38 % der Teilnehmer avisierten mittlerweile auch wieder eine Belebung der Geldentwertung. Allerdings sagt eine breite Mehrheit von 63 % der Investoren, es sei in den kommenden zwölf Monaten mit einem Wachstum unterhalb des langfristigen Expansionspfads und mit einer unterdurchschnittlichen Inflation zu rechnen. Damit ist eine säkulare Stagnation weiterhin das vorherrschende Konjunkturszenario. Zu viel Leverage in BilanzenMit Blick auf die erwartete schwache Konjunkturentwicklung und die Risiken für den Markt sagen immerhin 41 % der Teilnehmer, das bilanzielle Leverage der Unternehmen sei zu hoch. Allerdings geht nur noch ein Prozent der Befragten davon aus, dass sich die Ertragslage der Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten verschlechtern wird. Im Januar hatten dies noch 52 % der Fondsmanager befürchtet.Eine Mehrzahl von netto 11 % der Investoren gibt derweil an, in Aktien übergewichtet zu sein. Nur netto 2 % sind aktuell in amerikanischen Dividendentitel übergewichtet, gegenüber netto 9 % bei Aktien aus der Eurozone. Weitaus beliebter sind hingegen Schwellenländeraktien, die von netto 34 % übergewichtet werden. Bei japanischen Dividendentiteln überwiegt eine neutrale Positionierung. Nach wie vor am stärksten gemieden werden mit Blick auf das laufende Brexit-Drama britische Aktien. Technologie übergewichtetÜbergewichtet werden derzeit die Sektoren Technologie, Pharma, persönlicher Konsum, Banken, Energie und Kommunikationssysteme. Gemieden werden hingegen Versorger, Güter des täglichen Konsums, Grundstoffe und Versicherer.Immer noch unbeliebt sind Anleihen. Mit einer Untergewichtung durch netto 34 % der Teilnehmer befindet sich die Zuneigung gegenüber Bonds auf einem Siebenjahrestief. Ebenfalls untergewichtet werden Rohstoffe.Was den Devisenmarkt betrifft, so geht eine breite Mehrheit von netto 44 % der Nennungen davon aus, dass der Dollar übergewichtet ist. Netto 32 % sehen den Euro als untergewichtet an.Als diejenige Anlagestrategie, die von besonders vielen Investoren bevorzugt wird und die daher als “überfüllt” gilt, wird die Long-Positionierung für amerikanische Technologie-Aktien genannt. Vor einem Monat war hier noch zuerst die Short-Positionierung auf europäische Aktien angegeben worden.Die Fondsmanager teilen mit, inzwischen 22 % der von ihnen verwalteten Mittel in Exchange Traded Funds (ETF) zu investieren. Dabei setzen sie überwiegend auf das Investment in Indizes. Strategien wie Smart Beta oder nachhaltige Anlagen spielen in ETF-Investments nur eine untergeordnete Rolle.