"Japanisierung des Euro"

Börsen-Zeitung, 19.9.2015 sts Frankfurt - Die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) sollen eigentlich über einen schwächeren Euro den desinflationären Trend in der Währungsunion beenden. In Phasen hoher Volatilität funktioniert dies jedoch...

"Japanisierung des Euro"

sts Frankfurt – Die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) sollen eigentlich über einen schwächeren Euro den desinflationären Trend in der Währungsunion beenden. In Phasen hoher Volatilität funktioniert dies jedoch nicht, und der Euro wertet sogar auf. Kit Juckes, Stratege bei der Société Générale, nennt dieses Phänomen in einem Marktkommentar “Japanisierung des Euro”. Der Euro wächst zunehmend in die Rolle einer Finanzierungswährung hinein, die vor einigen Jahren fast ausschließlich der Yen innehatte.Juckes führt das Phänomen auf die zunehmenden Investitionen europäischer Anlager außerhalb der Währungsunion zurück. Die Abflüsse betrugen laut seinen Berechnungen in den zwölf Monaten einschließlich Juli 331 Mrd. Euro. “Die quantitative Lockerung der EZB und die Zinspolitik drücken das Geld heraus auf der Suche nach Rendite anderswo, während gleichzeitig ausländische Investoren herausgedrängt werden”, schreibt Juckes. Zwar bestehe noch immer ein substanzieller Zufluss in Aktien, aber dieser sei zu gering, um die Abflüsse auszugleichen. “Das alles sagt uns nicht notwendigerweise, wohin der Euro sich bewegt, aber es zeigt, wie die Geldpolitik der EZB, die den Euro nach unten drückt, in Phasen von Risikoaversion ihn auch nach oben senden kann”, so Juckes. Die Korrelation des Euro-Dollar-Kurses mit Risikoindikatoren wie dem VIX sei entweder gefallen oder habe sich umgekehrt.