AUSBLICK

Märkte positionieren sich für den Dezember

Robuste US-Makrodaten könnten Fed-Schritt wahrscheinlicher machen - QE-Ausweitung der EZB erwartet

Märkte positionieren sich für den Dezember

Von Kai Johannsen, FrankfurtAn den Finanzmärkten stellen sich die Akteure mehr und mehr darauf ein, dass die US-Notenbank Federal Reserve noch in diesem Jahr die erste Leitzinsanhebung seit der Finanzkrise durchführen wird. Das leiten sie aus dem Protokoll der jüngsten Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses ab. So sei die Rhetorik bewusst in Richtung eines immer wahrscheinlicher werdenden Zinsschrittes im Dezember geändert worden. Große Bewegungen an den Finanzmärkten habe diese Aussage nicht hervorgerufen, da die US-Renditen – insbesondere am kurzen Ende der Renditestrukturkurve – eine Zinserhöhung nahezu vollständig eingepreist hätten, meinen etwa die Analysten aus dem Hause der DZ Bank in ihrem Wochenausblick.Die Minutes würden aber auch zeigen, wie gespalten der Rat bezüglich einer Zinsanhebung der Notenbank weiterhin ist. Zwar gehe die Mehrheit aller Fed-Verantwortlichen davon aus, dass die Leitzinsen gegen Ende des Jahres erhöht werden können. Ein Teil der Mitglieder des Offenmarktausschusses hätte die Zinswende aber gern schon vor mehreren Wochen vorgenommen. Andere würden wiederum nicht erwarten, dass die bis Dezember eingehenden Informationen bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung eine Anhebung noch in diesem Jahr rechtfertigen, schreiben die DZ Bank-Experten weiter. Auftragseingänge im BlickSomit werden die Anleger auch die in der neuen Woche anstehenden US-Konjunkturdaten dahingehend überprüfen, inwieweit sie eine Zinsanhebung im Dezember wahrscheinlicher werden lassen. Am Dienstag kommt das US-Bruttoinlandsprodukt für das dritte Quartal (2. Schätzung). Es wird mit einem Plus von 1,9 % gerechnet nach 1,5 % im zweiten Vierteljahr. Am gleichen Tag wird auch das Verbrauchervertrauen des Conference Board vorgelegt. Hier wird im November im Mittel der Prognosen mit einem leichten Anstieg von 97,6 auf 99,8 Zähler gerechnet. Zur Wochenmitte stehen dann die Auftragseingänge für langlebige Güter auf dem Programm. Ökonomen prognostizieren für Oktober ein Plus von 1,5 %, nachdem die Aufträge hier im Monat zuvor gefallen waren, und zwar um 1,2 %.In der Eurozone haben die Anleger auch die Notenbanker im Blick, allerdings die der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Rhetorik der EZB-Vertreter lässt sehr stark darauf schließen, dass es hier im Dezember zu einer Aktion, und zwar zu einer Ausweitung der Maßnahmen des Quantitative Easing kommen wird. Darauf stellen sich viele Akteure im Markt ein. Es wird mit einer Ausweitung des seit März dieses Jahres laufenden Bondkaufprogramms gerechnet. Vor diesem Hintergrund fallen die Renditen immer weiter zurück. In der Eurozonenperipherie liegen die Renditen auf oder nahe Rekordtiefs, am kurzen Ende der Kurven rutschen die Sätze immer stärker in den negativen Bereich ab. Betroffen davon ist auch der Bund. Die Zweijahrespapiere rentierten am Freitag noch mit – 0,39 % und damit auf Rekordtief. In der neuen Woche tritt Spanien mit Geldmarktpapieren auf. Auch hier wird es wieder ein negatives Vorzeichen geben. Spannend wird die Auktion des Bundes. Unter den Hammer kommt die Zehnjahresanleihe. Es stellt sich die Frage, ob es wieder zur Unterdeckung kommt.