Rohstoffmärkte

Preise für Seltene Erden dürften sich erholen

Seltene Erden hatten einen enormen Preisverfall von rund 70% hinzunehmen, der sich nun aber dem Ende nähert. Analysten sehen Chancen für eine Erholung, zumal die Seltenen Erden im Rahmen des Wirtschaftskriegs zwischen den USA und China von großer Bedeutung sind. Für Anleger überwiegen aber die Risiken.

Preise für Seltene Erden dürften sich erholen

Preise für Seltene Erden dürften sich erholen

Enormer Preisverfall seit 2022 – Abwärtstrend läuft aus – Die 17 Elemente sind ein Spielball der Geopolitik – Erhebliche Risiken für Anleger im Minensektor

Seltene Erden hatten einen enormen Preisverfall von rund 70% hinzunehmen, der sich nun aber dem Ende nähert. Analysten sehen Chancen für eine Erholung, zumal die Seltenen Erden im Rahmen des Wirtschaftskriegs zwischen den USA und China von großer Bedeutung sind. Für Anleger überwiegen aber die Risiken.

ku Frankfurt

Die 17 Elemente aus den Reihen der Seltenen Erden haben für die moderne Technologie eine enorme Bedeutung. Ohne Zugang zu diesen Rohstoffen ist weder eine globale grüne Transition der Weltwirtschaft denkbar noch eine Teilnahme von Staaten an dem neuen Rüstungswettlauf, in dem sich die Nationen in Ost und West mit neuen Waffentechnologien überbieten wollen. Daher ist es auch kein Wunder, dass der Zugang zu Seltenen Erden zu einem Politikum geworden ist. Die Elemente der Seltenen Erden sind längst Teil des globalen Wirtschaftskriegs geworden.

Vor diesem Hintergrund sollte es eigentlich verwundern, dass die Preise der Seltenen Erden in den vergangenen zwei Jahren um rund 70% gefallen sind. Dabei fällt es auch Analysten nicht leicht, die genauen Gründe dafür zu nennen und die künftigen Preistendenzen vorauszusagen, weil die Märkte für diese Elemente durch eine hohe Intransparenz gekennzeichnet sind, zumal der Handel nur zu einem kleinen Teil über Börsen – dort vor allem in Schanghai – abgewickelt wird.

Als ein Grund für den Preisverfall wird die weltweit schwache Nachfrage nach Elektroautos genannt. Dies trifft aber nur zu einem kleineren Teil zu. So wird von dem wichtigsten eingesetzten Seltene-Erden-Produkt Neodym-Praseodym-Oxid weltweit nur vergleichsweise wenig für die Motoren von Elektroautos verwendet, denn der Anteil von Neodym-Eisen-Boron-Magneten, der in diese Motoren geht, wird auf lediglich 10 bis 15% geschätzt.

Darüber hinaus wird auf die Konjunkturschwäche in China und weltweit verwiesen, zusammen mit einem Überangebot in China. In China sind die erlaubten Produktionsmengen angehoben worden, wobei – was entscheidend ist – die importierten großen Erzmengen, die in China verarbeitet werden, in diesen Quoten nicht enthalten sind. Angebotsausweitungen und Konjunkturschwäche reichen aber bei weitem nicht aus, um einen Preisverfall von 70% zu erklären.

Somit spielt der Abbau von Übertreibungen an den Märkten wohl die Hauptrolle. So hat Neodym-Praseodym-Oxid zwischen 2013 bis zum Ende der Dekade rund 70 Dollar je Kilogramm gekostet. Im März 2020 stand der Preis bei 40 Dollar, um bis März 2022 auf 160 Dollar zu steigen. Es hat danach ein Abbau der Übertreibungen stattgefunden, wobei viele Marktbeobachter den Rückgang aber auch wieder für überzogen erachten, so dass sie für das zweite Halbjahr 2024 von einer Erholung der Preise ausgehen. Für eine Bodenbildung spricht auch, dass sich die Preise inzwischen den Produktionskosten angenähert haben. Dies hat auch die Marktsalden beeinflusst. So sagt Guolian Securities für das laufende Jahr ein Defizit von 800 Tonnen Neodym-Praseodym-Oxid auf dem Markt voraus, nach einem Überangebot von 6.000 Tonnen in 2023.

Vor allem die Bedeutung von Seltenen Erden für Rüstungstechnologien hat dafür gesorgt, dass die Märkte für diese Elemente in den Fokus der Geopolitik geraten sind, insbesondere in dem sich stetig verschärfenden Konflikt zwischen den USA und China, das 85 bis 90% der Produktion der Seltenen Erden kontrolliert. Auf die zunehmenden Bestrebungen der US-Regierung, China von führenden Technologien vor allem in der Chip-Industrie abzuschneiden, hat China ab dem Januar 2023 mit der Einführung von Exportkontrollen für Seltene Erden reagiert. China wäre damit in der Lage, die amerikanische Rüstungsindustrie effektiv lahmzulegen, denn ein Kampfflugzeug vom Typ Lockheed Martin F-35 erfordert 920 Kilogramm Seltene Erden, ein Lenkwaffenzerstörer der Aegis-Klasse sogar 5,2 Tonnen.

Daher bemühen sich die USA und die Europäische Union, ihre eigene Produktion von Seltenen Erden, die es früher einmal in relativ bescheidenen Umfang gab, wieder in Gang zu bringen. Nach Einschätzung von ThREE Consulting, einer Beratungsfirma für Seltene Erden, sind aber sämtliche Initiativen der US-Regierung der vergangenen 15 Jahre kläglich gescheitert. Und die Internationale Energieagentur IEA geht in ihren Prognosen davon aus, dass sich an der chinesischen Dominanz des Angebots an Seltenen Erden bis 2040 nichts ändern wird.

Scheitern des Westens

Für das Scheitern des Westens in der Produktion von Seltenen Erden gibt es gute Gründe. Die Verarbeitung der Elemente ist nämlich mit enormen Umweltschäden verbunden, so dass es fast überall erhebliche Widerstände gegen derartige Projekte gibt. So lässt der australische Konzern Lynas das in der Mount-Weld-Mine gewonnene Lanthanid-Konzentrat nach Malaysia schaffen, um es dort zu verarbeiten. Dies trifft seit 2011 auf erheblichen lokalen Widerstand wegen der massiven Rückstände an Radionukleiden wie Uran und Thorium, Schwermetallen und Chemikalien.

Investoren können am Markt für Seltene Erden vor allem über Aktien der Produzenten teilhaben. Dabei sind in erster Linie australische Aktien zu nennen, weil Australien von den westlich orientierten Ländern noch die größte Produktion an Seltenen Erden aufweist. Bedeutendster börsennotierter Konzern ist Lynas mit einer Marktkapitalisierung von 6,2 Mrd. austr. Dollar. Binnen eines Jahres ergibt sich ein Kursverlust von 14%, auf Sicht von drei Monaten aber ein Anstieg von immerhin knapp 8%. Iluka Resources kommt auf eine Marktkapitalisierung von 3,1 Mrd. austr. Dollar, die Aktie hat binnen zwölf Monaten 37% an Wert eingebüßt. UBS rät zum Verkauf der Aktie. Noch schlechter haben Arafura Resources abgeschnitten mit einem Kursverlust in derselben Zeitspanne von 48%.

Es gibt aber auch chinesische Aktien wie China North Rare Earth Group (Kursverlust 24% binnen eines Jahres), China Rare Earth Resources (−15%) und auch US-Aktien. Es handelt sich aber bei allen genannten und ungenannten Aktien um Small und Micro Caps, die im Minensektor immer mit enormen Risiken für Anleger verbunden sind.

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