Euro-Wirtschaft besser gelaunt
ba Frankfurt
Die Stimmung in der Euro-Wirtschaft ist im Dezember wegen der teils kräftigen staatlichen Hilfen, mit denen die Folgen der hohen Energiepreise abgefedert und die Lieferkettenprobleme gelindert werden sollen, erneut gestiegen. Dass der Industrie und Dienstleister zusammenfassende Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite unerwartet kräftig um 1,0 auf 48,8 Punkte zugelegt hat, stützt die Hoffnung, dass die anstehende Rezession milde verläuft.
Diese Einschätzung traf am Donnerstag auch EZB-Chefin Christine Lagarde. Die Notenbank erwartet eine „kurze und milde Rezession“ im Euroraum. Im Gesamtjahr 2023 wird mit einem Wachstum von 0,5% gerechnet, in den beiden Folgejahren sollen es 1,9% bzw. 1,8% werden. Die vorläufigen PMI-Daten lassen für das laufende vierte Quartal noch ein Minus von knapp 0,2% erwarten, während die Frühindikatoren dafür sprechen, „dass sich der Rückgang im ersten Quartal 2023 weiter abschwächen wird“, erklärte Chris Williamson, Chefvolkswirt bei S&P Global.
Ökonomen hatten zwar den zweiten Anstieg des Barometers erwartet, aber nur auf einen Wert von 47,9 Punkten. Die neutrale Marke von 50 Zählern ist damit wieder näher gerückt, doch wird weiter ein Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität signalisiert. Im Dezember schwächelte insbesondere die Industrie, doch hat sich hier Williamson zufolge die Talfahrt deutlich verlangsamt – der Indikator legte 0,7 auf 47,8 Punkte zu. „Auch im Servicesektor hat die Krise an Schärfe verloren“, erklärte Williamson das Plus um 0,6 auf 49,1 Punkte. Insgesamt gehen seien für den Anstieg des PMI Composite geringere Auftragseinbußen, die verbesserte Angebotslage, der nachlassende Preisdruck und die weiter aufhellten Geschäftsaussichten ausschlaggebend gewesen, hieß es bei S&P Global.
Als „besonders ermutigend“ bezeichnete Williamson die Inflationsaussichten, da sich die Lieferzeiten erstmals seit Beginn der Pandemie wieder verkürzt haben und die Kosten der Unternehmen mit deutlich schwächerer Rate gestiegen sind. Kehrseite der Medaille sei aber, dass dies „in erster Linie auf die rückläufige Nachfrage zurückzuführen war“.
Auf Länderebene ging es mit der Wirtschaftsleistung in allen von der Umfrage erfassten Ländern erneut bergab, wobei sich in Frankreich der Rückgang beschleunigte.