Arbeitsmarkt

Arbeitslosigkeit sinkt überraschend

Erstmals seit 15 Jahren registriert die Bundesagentur für Arbeit (BA) in einem Juli weniger Arbeitslose als im Vormonat. Auch die Zahl der Kurzarbeiter sinkt. Spürbar bleibt die Pandemie im Geldbeutel der Arbeitnehmer.

Arbeitslosigkeit sinkt überraschend

ast Frankfurt

Erstmals seit 15 Jahren ist die Arbeitslosigkeit in einem Juli gesunken. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) in ihrer am Donnerstag veröffentlichten Statistik bekannt gab, sank die Zahl der Menschen ohne Job bundesweit auf 2,59 Millionen. Das waren 24000 weniger als im Juni und 320000 weniger als im durch die Coronavirus-Pandemie geprägten Vorjahresmonat. Die Arbeitslosenquote sank um 0,1 Punkte auf 5,6%.

„Die Lage am Arbeitsmarkt verbessert sich weiter. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sind trotz Beginn der Sommerpause weiter kräftig gesunken“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Detlef Scheele. Dass sich der positive Trend auch im Juli fortsetzte, ist insofern erstaunlich, als die Zahl der Arbeitslosen zu Beginn der Sommerpause in anderen Jahren gewöhnlich um etwa 55000 steigt, weil viele Unternehmen für Neueinstellungen das Ende der Sommerferien abwarten. Dieser saisonale Effekt wurde von der mit den Coronalockerungen einhergehenden kräftigen Belebung des Jobmarkts mehr als wettgemacht. So kletterte die Zahl der Beschäftigten im Juli auf 44,72 Millionen. „Das Wachstum der Beschäftigung hält an. Die Unternehmen suchen vermehrt nach neuem Personal“, kommentierte BA-Chef Scheele.

Positiv wirkt sich nach wie vor die Inanspruchnahme der Kurzarbeit aus. Nach Berechnungen der BA wurde im Mai für 2,23 Millionen Erwerbstätige konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Scheele geht allerdings davon aus, dass diese Zahl auf unter 1,5 Millionen sinken wird, sobald sich der Öffnungsprozess in vollem Umfang in den Daten wiederfindet. Die Spuren der Pandemie sind nach wie vor auf dem Arbeitsmarkt zu spüren. Aktuell sind noch 316000 Menschen mehr arbeitslos als vor der Krise. Ohne die Krise läge die Arbeitslosenquote schätzungsweise bei 4,9%. Auch wenn sie nun höher sei, stimme die Entwicklung zuversichtlich für die nächsten Monate, so Scheele.

Gehälter sinken

Spürbar ist die Pandemie auch im Geldbeutel vieler Arbeitnehmer. Aus Sicht des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böck­ler-Stiftung wird erstmals seit einem Jahrzehnt der Anstieg der Tariflöhne 2021 voraussichtlich nicht ausreichen, um die allgemeine Preissteigerung auszugleichen. Nach den im ersten Halbjahr und in den Vorjahren für 2021 abgeschlossenen Tarifverträgen werden die Tariflöhne in diesem Jahr nur um 1,6% steigen, wie das WSI errechnete. Angesichts einer zuletzt deutlich steigenden Teuerungsrate (vgl. Bericht auf dieser Seite) wird die reale Tariflohnentwicklung mit einem Minus von 0,2% leicht negativ ausfallen.