GfK-Klima steigt

Fußball-EM schiebt Konsumlust an

Die rückläufige Inflation, aber auch die Fußball-EM haben der Stimmung der deutschen Konsumenten auf die Sprünge geholfen.

Fußball-EM schiebt Konsumlust an

Fußball-EM schiebt Konsumlust an

GfK-Barometer legt deutlich zu − Stimmungsaufhellung breit basiert − Sparneigung unverändert hoch

ba Frankfurt

Zur Jahresmitte zeigen sich die Verbraucher sowohl im Euroraum als auch in Deutschland besser gelaunt. Die jeweiligen Konsumklimaindizes der EU-Kommission und von GfK/NIM haben stärker als erwartet zugelegt. Dies dürfte die zuletzt aufgekeimten Konjunktursorgen etwas beruhigen – ruhen doch die Wachstumshoffnungen auf einem anziehenden Konsum der privaten Haushalte. Nachdem allerdings hierzulande ein Teil des Anstiegs auch von der Fußball-EM herrührt, sollten die Erwartungen nicht gleich wieder zu hoch geschraubt werden. Zumal etliche Belastungsfaktoren weiter wirken.

Erholung breit basiert

Das Konsumklima für Deutschland im August prognostizieren die Nürnberger Forscher mit −18,4 Punkten. Zudem revidierten sie den Juli-Wert um 0,2 auf −21,6 Zähler nach oben. Ökonomen hatten zwar erwartet, dass der Rückgang vergangenen Monat nur eine Verschnaufpause war, hatten aber eine etwas verhaltenere Erholung auf −21,0 Punkte auf dem Zettel. Die Stimmungsaufhellung war dabei breit basiert – Einkommens- und Konsumerwartung sowie die Anschaffungsneigung haben zugelegt, die Sparneigung blieb unverändert. Das von der EU-Kommission erhobene Verbrauchervertrauen im Euroraum wiederum ist im Juli um 1,0 auf −13,0 Punkte gestiegen. Vorausgesagt waren hier −13,5 Punkte.

Frage der Nachhaltigkeit

„Die Aufhellung des Konsumklimas im Juli ist in erster Linie auf die gestiegene Einkommenserwartung der Deutschen zurückzuführen“, erklärte Rolf Bürkl, Konsumexperte beim NIM, das seit Oktober 2023 zusammen mit der GfK das Konsumklima erhebt. „Aber mit großer Wahrscheinlichkeit spielt hier auch die EM-Euphorie, die die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland in vielen Teilen der Bevölkerung ausgelöst hat, eine Rolle.“ Daher bleibe abzuwarten, ob dieser Effekt nachhaltig sei oder nur ein kurzzeitiges Aufflackern darstelle.

So schnell wie diese Hochstimmung entstanden sei, könne sie auch wieder verschwinden, mahnte Bürkl daher. Sollte Letzteres der Fall sein, werde der Weg aus dem Konsumtief lang und mühsam. „Denn für eine nachhaltige Besserung der Konsumstimmung ist es notwendig, dass – neben den derzeitigen realen Einkommenszuwächsen – auch die Planungssicherheit für die Verbraucher zurückkehrt, die vor allem für größere Anschaffungen der Haushalte essenziell ist.“

Rückläufige Inflation hilft

Die Anschaffungsneigung hat im Juli zwar moderat um 4,6 auf −8,4 Punkte zugelegt. Dies ist der höchste Stand seit März 2022, als −2,1 Zähler gemessen worden waren. Allerdings liegt der Indikator damit weiter unter dem Niveau der beiden Lockdowns zu Zeiten der Pandemie im Frühjahr 2020 bzw. Ende 2020/Anfang 2021. Die Einkommenserwartung kletterte auf den höchsten Stand seit Oktober 2021: Die GfK verbucht hier ein Plus von 11,5 auf 19,7 Punkte, vor knapp drei Jahren waren es 23,3 Punkte.

Ursächlich war der leichte Rückgang der Inflationsrate von 2,4% im Mai auf 2,2% im Juni in Verbindung mit spürbaren Lohn- und Gehaltssteigerungen sowie deutlichen Rentenerhöhungen.

Delle gerade so ausgeglichen

Der Indikator der Konjunkturerwartungen konnte mit dem Zuwachs von 7,3 auf 9,8 Punkte gerade mal die Verluste aus dem Vormonat ausgleichen. „Nach Einschätzung der Bundesbürger wird sich die deutsche Wirtschaft in den kommenden 12 Monaten nur sehr mühsam erholen können“, schreiben dazu die Nürnberger Konjunkturforscher.

Dies deckt sich mit den Erwartungen der Ökonomen: Für das laufende Jahr bewegen sich die BIP-Prognosen zwischen 0,1% und 0,4%. 2025 soll die Wirtschaft dann wieder stärker anziehen, und zwar um 0,9 bis 1,5%.

Etliche Belastungsfaktoren bleiben

Seit dem Ende 2022 erreichten Tiefpunkt in der Konsumentenstimmung seien viele Belastungsfaktoren wie hohe Inflation, steigende Kreditzinsen oder Sorgen um mögliche Energieengpässe weggefallen, schreibt Michael Herzum von Union Investment. Vollständige Entwarnung könne dennoch nicht gegeben werden: Denn die Finanzierungsbedingungen bleiben trotz Leitzinssenkungen der EZB vergleichsweise straff. Bis Jahresende werden nach dem Einleiten der Zinswende durch die EZB im Juni zwei weitere Zinssenkungen erwartet. Auch die Realeinkommen dürften bis dahin weiter steigen. „Beides sollte sich positiv auf den Konsum auswirken und damit das Wachstum in Deutschland stützen“, erwartet Herzum. Als weiteren Belastungsfaktor benennt Alexander Krüger, Chefvolkswirt bei der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, die Verunsicherung durch die Politik der Bundesregierung. Aber: „Immerhin sieht es stimmungsseitig so aus, als sei die Talsohle durchschritten.“ Für einen höheren Konsumoptimismus bedürfe es jedoch weiterer und deutlicher Stimmungsverbesserungen.

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