Euro-Wirtschaft büßt an guter Laune ein
ast Frankfurt
Die Stimmung bei Unternehmen und Verbrauchern der Eurozone hat sich im März überraschend erneut verschlechtert. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) der EU-Kommission fiel im Vergleich zu Februar um 0,3 auf 99,3 Punkte. Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 100,0 Punkte gerechnet. Der ESI liefert damit ein weiteres Signal für die große Verunsicherung: Zuletzt war eine Reihe Frühindikatoren uneinheitlich ausgefallen. „Die Wirtschaft befindet sich derzeit zweifelsohne in einer unbeständigen Phase, was durch die verwirrenden jüngsten Umfragedaten zum ersten Quartal deutlich wird“, fasste Bert Colijn, ING-Chefökonom für die Eurozone, die Umfragedaten zusammen.
In nahezu allen erfassten Bereichen sank der EU-Kommission zufolge die Stimmung. Besonders das Vertrauen in der Industrie verlor mit einem Minus von 0,7 Zählern an Schwung. Sowohl schlechtere Produktionserwartungen als auch eine schwächere Einschätzung ihrer aktuellen Geschäftslage drückten den Indikator nach unten. Der Dienstleistungssektor hingegen blieb stabil, da die schlechtere aktuelle Lagebeurteilung die besseren künftigen Nachfrageerwartungen ausglich. Im Einzelhandel ging das Vertrauen ebenfalls zurück (−0,6) und auch in der Baubranche steht ein Minus von 0,4 Zählern zu Buche. Der Anteil der Bauunternehmer, die Materialmangel als Grund für eine eingeschränkte Bautätigkeit angaben, hält sich zwar auf hohem Niveau, sank aber weiter um 2,3 Prozentpunkte auf 17,9%.
Preisdruck lässt nach
Nach fünf Monaten der Erholung kam auch das Verbrauchervertrauen zum Stillstand und notierte 0,1 Punkte niedriger. Die Konsumenten schätzten die allgemeine wirtschaftliche Lage ihres Landes weniger positiv ein, während sich ihre Anschaffungsabsichten verbesserten.
Gegenläufige Signale für die weitere konjunkturelle Entwicklung im gemeinsamen Währungsraum senden die Teilfragen zu den Beschäftigungs- und den Verkaufspreiserwartungen. Die Unternehmen wollen weniger Personal neu einstellen, der Preisdruck hat aber nachgelassen. So sank der Indikator der Beschäftigungserwartungen (EEI) um 0,1 auf 109,3 Punkte – liegt damit aber weiterhin deutlich über seinem langfristigen Durchschnitt.
Die Währungshüter bei der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte hingegen der abermals nachlassende Preisdruck interessieren. Die Verkaufspreiserwartungen gingen in der Industrie, im Baugewerbe und „in geringerem Maße“ auch im Dienstleistungssektor und Einzelhandel weiter zurück. Während die Einschätzung der Verbraucher hinsichtlich der Preisentwicklung in den vergangenen zwölf Monaten stabil blieb und nur geringfügig unter dem Allzeithoch vom Dezember 2022 lag, stiegen ihre Erwartungen für die nächsten zwölf Monate geringfügig an.
Unter den größten Euro-Volkswirtschaften ergibt sich ebenfalls ein uneinheitliches Bild: Gestiegen ist der Indikator in Italien, den Niederlanden und Frankreich. Wenig verändert hat sich der Wert in Spanien und Deutschland.