Exporteure starten fulminant ins neue Jahr
Exporteure starten fulminant ins neue Jahr
Ausfuhren legen 6,3 Prozent zu – Starke Nachfrage aus China und der EU
ba Frankfurt
Die deutschen Exporteure haben dank der höheren Nachfrage aus der EU und China im Januar deutlich mehr Waren verschickt als erwartet. Ökonomen werten den Jahresstart daher als gelungen, mahnen aber zugleich vor zu viel Optimismus: Denn der globale Handel ist noch nicht wieder auf der Höhe, und nach dem kräftigen Minus im Dezember war eine Gegenbewegung zu erwarten.
Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) legten die Ausfuhren im Januar kalender- und saisonbereinigt um 6,3% auf 135,6 Mrd. Euro zu. Ökonomen wurden von dem kräftigsten Monatsplus seit Mitte 2020 überrascht: Nach −4,5% im Dezember waren sie von einem Zuwachs um 1,5% ausgegangen. Da die Importe um 3,6% auf 108,0 Mrd. Euro zugelegt haben, ist der Außenhandelsüberschuss gestiegen, und zwar von 23,3 Mrd. Euro im Dezember auf 27,5 Mrd. Euro.
Wie sehr die langsam rückläufige Inflation das Zahlenwerk beeinflusst, das nur nominal Werte beinhaltet, zeigt der Jahresvergleich. Hier melden die Wiesbadener Statistiker für die Ausfuhren ein Wachstum von 0,3%, bei den Einfuhren aber ein Minus von 8,3%.
„Der Einstieg ins laufende Quartal ist damit gelungen“, urteilt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Wegen der schwachen Weltwirtschaft sei ein „Weiter so“ jedoch nicht in Sicht. Anlässlich ihrer zweijährlichen Konferenz hatte jüngst die Welthandelsorganisation WTO gewarnt, dass sich der globale Warenhandel auch in diesem Jahr schwächer entwickeln könnte als bislang mit 3,3% prognostiziert.
„Es gilt, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern“
„Die weltwirtschaftliche Situation ist weiter von zunehmendem Protektionismus und einer Erosion der regelbasierten Handelsordnung geprägt“, mahnt zudem Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbands BGA. Die mageren Ergebnisse der 13. WTO-Ministerkonferenz seien ein sichtbarer Beleg dafür: „Keine Einigung beim Fischereiabkommen, verhärtete Fronten bei Agrarsubventionen, nur die Zollfreiheit für digitale Produkte und Dienstleistungen wurde verlängert“, so Jandura. Damit 2024 nach nunmehr gutem Start kein verlorenes Jahr wird, „gilt es, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft durch entschlossene Reformen massiv und unmittelbar zu steigern“. Dazu gehörten etwa die Verabschiedung eines echten Wachstumschancengesetzes und der konsequente Bürokratieabbau.
Damit 2024 „zumindest wieder ein leicht positives Wachstum der Ausfuhren zu verbuchen sein wird“, bedürfe es einer wieder besseren wirtschaftlichen Entwicklung im Ausland, betont auch Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Dies sei nicht völlig abwegig, da die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in vielen Ländern eine moderate Erholung signalisierten. Der gute Jahresstart der Exporte habe also auch symbolischen Wert. „Die Botschaft lautet: Besserung ist in Sicht.“
„Es gibt deutlich Luft nach oben“
Auch die Exporteure sind bereits etwas optimistischer, wie der leichte Anstieg der Ifo-Exporterwartungen im Februar um 1,5 auf −7,0 Punkte zeigt. „Die deutsche Exportwirtschaft profitiert gegenwärtig kaum von der weltwirtschaftlichen Entwicklung“, erklärte dazu Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Da gibt es noch deutlich Luft nach oben.“ Zuwächse bei den Exporten würden weiter nur wenige Branchen erwarten. „Im Maschinenbau allerdings sanken die Erwartungen auf den niedrigsten Wert seit Juni 2020“, betonte Wohlrabe. Und auch bei den Autoherstellern sowie im Metallsektor halte die Exportschwäche an.
Den Schwung brachte zum Jahresstart vor allem das Geschäft mit den EU-Mitgliedstaaten. Die Ausfuhren in die 27 EU-Länder legten im Monatsvergleich um 8,9% auf 75,8 Mrd. Euro zu. Für die Länder des gemeinsamen Währungsraums meldet Destatis ein Plus von 7,7% auf 52,7 Mrd. Euro. Zugelegt hat auch die Nachfrage aus China, und zwar um 7,8% auf 8,1 Mrd. Euro. Wichtigster Abnehmer blieben aber die USA, auch wenn die weltgrößten Volkswirtschaft mit 12,5 Mrd. Euro 1,7% weniger bestellte.