AUS DEM MONATSBERICHT DER EZB

EZB verteidigt Target-Salden

Notenbanker halten die Aufregung für übertrieben - Finanzmarktspannungen

EZB verteidigt Target-Salden

lz Frankfurt – Die Europäische Zentralbank (EZB) hält die – vor allem in der deutschen Öffentlichkeit herrschende – Aufregung über die hohen Target-Salden für übertrieben und hat Forderungen nach einer Begrenzung oder einem internen Ausgleich der Zahlungspositionen eine Absage erteilt. Im aktuellen Monatsbericht betonen die EZB-Ökonomen, dass die Herausbildung von internen Salden zwischen Zentralbanken für die Funktionsfähigkeit einer Währungsunion sogar “zentral” sei.Den Target-Salden entgegenzuwirken würde bedeuten, dass der Geldpolitik andere Ziele als die Gewährleistung von Preisstabilität auferlegt würden. Zudem würde es die Marktteilnehmer von gewissen grenzüberschreitenden Kapitalströmen abhalten und bestimmte Notenbanken hätten wenig Anreiz, die Geschäfte des Eurosystems in Anspruch zu nehmen. Das sei mit einer einheitlichen Geldpolitik “nicht vereinbar”.Gegenstand der Debatte ist das europäische Zahlungssystem Target2, über das die privaten Banken grenzüberschreitende Transaktionen abwickeln. Die auflaufenden Salden spiegeln die dezentrale Verteilung der Zentralbankliquidität wider. Banken in Ländern, die Zahlungsabflüsse verbuchen, haben einen höheren Bedarf an Zentralbankliquidität als in Ländern, in denen Zuflüsse zu verzeichnen sind. Der Chef des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, sieht darin eine “tickende Zeitbombe”, weil die Bundesbank hohe Forderungen an andere Notenbanken hat, diese aber im Falle eines Zusammenbruchs des Eurosystems oder eines Austritts eines bzw. mehrerer der Krisenländer nicht beglichen bekommt. Den von ihm bezeichneten “deutschen Haftungspegel” aus Target-Forderungen beziffert er auf 320 Mrd. Euro.Die EZB sieht in der Saldenmechanik aber eher ein stabilisierendes Element der Währungsunion. Sie signalisiere zwar Finanzmarktspannungen, und bis zu einem gewissen Grad seien die Salden auch ein vom öffentlichen Sektor bereitgestellter “Ersatz” für die meist privatwirtschaftlichen Forderungen zwischen Geschäftsbanken, der mit einer entsprechenden Übertragung von Risiken aus dem privaten Sektor auf die Bilanz des Eurosystems einhergehe. Doch “angesichts der Irreversibilität des Euro und der Integrität des Eurosystems” stelle die Höhe der Salden “kein zusätzliches Risiko” dar. Maßnahmen zu ihrer Begrenzung würden sogar bedeuten, dass neben dem Ziel der Preisstabilität weitere Ziele eingeführt würden. Auf Politik angewiesenDie Target-Ungleichgewichte sind nach Darstellung der EZB “in engem Zusammenhang mit den geldpolitischen Krisenmaßnahmen” (Mengentender, Vollzuteilung, Ausweitung des Sicherheitenrahmens und langfristige Refinanzierungsgeschäfte) entstanden und darum “vorübergehender Natur”. Um die Salden zu verringern, sei die EZB allerdings auf die Mitarbeit der Politik vor allem in den finanziell angeschlagenen Ländern angewiesen. Sie müssten die Ursachen der Krise angehen. Zugleich seien die institutionellen Grundlagen der Währungsunion zu stärken.