Sorge um expansive Fiskalpolitik

Goldman-Chefökonom warnt vor US-Haushaltskrise

Goldman-Chefvolkswirt Jan Hatzius rechnet angesichts ausgeweiteter US-Haushaltsdefizite mit einem Anstieg der Laufzeitprämien am Anleihemarkt. Dies ziehe schwere Belastungen für Schuldner nach sich.

Goldman-Chefökonom warnt vor US-Haushaltskrise

Goldman-Chefökonom
warnt vor US-Haushaltskrise

Steigende Laufzeitprämien bei Staatsanleihen als schwere Belastung für Schuldner

xaw New York

Der Chefvolkswirt von Goldman Sachs beobachtet die Ausweitung der amerikanischen Staatsverschuldung mit Sorge. „Der US-Haushalt befindet sich fraglos auf einem nicht nachhaltigen Weg“, sagt Jan Hatzius im Interview der Börsen-Zeitung. Der gebürtige Heidelberger, der sich mit bearishen Prognosen im Vorlauf zur Finanzkrise 2008 einen Namen machte, zeigt sich angesichts einer robusten Konsumlaune für das Wirtschaftswachstum der Vereinigten Staaten 2025 zwar optimistischer als der ökonomische Konsens.

„Um auf Dauer ein Primärdefizit von 3% des BIP aufrechtzuerhalten, braucht man eine Kombination von extrem starkem Wirtschaftswachstum und extrem niedrigen Realzinsen“, wendet Hatzius allerdings ein – und dieses Zusammenspiel sei sehr selten. Zuletzt lag das US-Haushaltsdefizit bei über 6%, und die Pläne des designierten Präsidenten Donald Trump zu neuen Steuersenkungen für Unternehmen wecken Befürchtungen einer beschleunigten Ausweitung. Die expansive Fiskalpolitik könnte laut Hatzius „ab einem gewissen Zeitpunkt zu einer Krise führen“.

Treasury-Markt unter Druck

Angesichts der finanziellen Kapazität der USA und der globalen Nachfrage nach Treasuries liege dieser voraussichtlich zwar noch in einiger Ferne. „Doch die Laufzeitprämien werden sich weiter nach oben bewegen“, prognostiziert der Goldman-Chefvolkswirt – und sieht damit Belastungen auf Hypothekenschuldner und Unternehmen zukommen, deren Kreditkosten eng an die Zinsentwicklung am langen Ende der Kurve gekoppelt sind. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe schnellte am Freitagvormittag New Yorker Zeit auf 4,76% und hat seit dem großen Fed-Zinsschritt im September um 110 Basispunkte zugelegt.

Weitere Anstiege könnten laut Hatzius die Finanzierungs- und Wirtschaftsaktivität beeinträchtigen. „Ein Anstieg der Schuldenquote um zehn Prozentpunkte führt nach unseren Schätzungen zu einem Anstieg der Laufzeitprämie um 10 bis 30 Basispunkte.“ Dies sehe zunächst zwar nicht dramatisch aus. Doch im Fall einer US-Fiskalkrise seien „Spillover-Effekte auf die internationalen Finanzmärkte durchaus möglich“.

Reformen schwierig vorstellbar

Fiskalische Reformen zeichneten sich allerdings nicht ab. „Die Regierung kann ihre Ausgaben für den Zinsdienst nicht senken, ohne das Vertrauen der Finanzmärkte zu verlieren“, betont Hatzius. Zudem könne Washington die Verteidigungsausgaben in einer „risikoreicheren Welt“ nicht kürzen oder an der Sozial- und Krankenversicherung rütteln, ohne die Unterstützung einkommensschwacher Wählerschichten einzubüßen. Der Weg zu einer nachhaltigeren Haushaltsführung sei damit unklar.


Das vollständige Interview lesen Sie hier.

Im Interview Seite 7