Preisentwicklung

Inflationserwartungen sinken wieder

Die Inflationserwartungen der Verbraucher sinken. Die deutschen Großhandelspreise auch, allerdings so wenig wie seit zehn Monaten nicht mehr. Derweil äußert sich EZB-Direktorin Isabel Schnabel zu den Auswirkungen von Anleihekäufen auf die Geldpolitik.

Inflationserwartungen sinken wieder

Inflationserwartungen sinken wieder

EZB-Direktorin Schnabel rät, Anleihekäufe außerhalb von Krisen sparsam einzusetzen

mpi Frankfurt

Die Verbraucher in der Eurozone rechnen mit einer etwas niedrigeren Inflation als noch vor einem Monat. Bei einer Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) gaben die Konsumenten im Median an, dass sie für April 2025 mit einer Teuerung von 2,9% rechnen. Bei der vorherigen Befragung des Consumer Expectation Survey (CES) hatte die Inflationserwartung auf Sicht von zwölf Monaten noch 3,0% betragen.

Nach vier Monaten in Folge mit einer Stagnation gaben im April auch die Inflationserwartungen auf Sicht von drei Jahren im Median wieder nach. Statt mit 2,5% rechnen die befragten rund 19.000 Personen aus elf verschiedenen Euro-Ländern mit einer Teuerung von 2,4%. Für die EZB ist die Verankerung der Inflationserwartungen der Verbraucher ein wichtiger Aspekt bei der Geldpolitik. Würden die Verbraucher eine sehr hohe Inflation prognostizieren, könnten sie ihr Ausgabeverhalten dementsprechend anpassen und lieber zeitnah zu niedrigeren Preisen konsumieren als zu deutlich höheren Preisen in der Zukunft. In der Folge würde die Inflation steigen – quasi eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.

Derweil lassen die Preise im deutschen Großhandel im April so wenig nach wie seit zehn Monaten nicht mehr. Im April sanken sie im Vergleich zum Vorjahresmonat um nur noch 1,8%, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden mitteilte. Es ist der zwölfte Rückgang in Folge. Im März waren die Großhandelspreise noch um 2,6% gefallen. Im Vergleich zum Vormonat legten die Preise im April um 0,4% zu.

Uneinigkeit im EZB-Rat

Die Großhandelspreise sind zusammen mit den Import- und Erzeugerpreisen ein Indikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise, deren Preisstabilität die EZB mit ihrer Geldpolitik gewährleisten will. Am 6. Juni wird die EZB aller Voraussicht nach eine erste Zinssenkung beschließen und damit die Zinswende einleiten. Wann und wie oft die Notenbank im weiteren Jahresverlauf die Zinsen senken könnte, darüber gibt es im EZB-Rat verschiedene Ansichten. Während der französische Notenbankpräsident François Villeroy de Galhau im Interview der Börsen-Zeitung eine zweite Zinssenkung direkt im Juli für denkbar hält, sieht EZB-Direktorin Isabel Schnabel nach jetzigem Stand dafür eher keine Notwendigkeit.

Schnabel äußerte sich am Dienstag zudem auf einer Konferenz in Tokio zu den möglichen Effekten der EZB-Anleihekäufe auf die Geldpolitik. Das auch als Quantitative Easing (QE) bezeichnete Instrument könnte die Transmission der Zinserhöhungen zwischen Juli 2022 und September 2023 abgeschwächt haben. Infolge der Anleihekäufe dürften die Finanzierungsbedingungen lockerer geworden sein, wodurch die Geldpolitik weniger restriktiv wurde. „QE kann mit Kosten verbunden sein, die größer sein könnten als die anderer Geldpolitikinstrumente“, sagte Schnabel.

Während Krisen könnten die Anleihekäufe ein wichtiges und wirkungsvolles Instrument sein. „Außerhalb dieser Zeiträume müssen die Zentralbanken jedoch sorgfältig abwägen, ob die Vorteile von Wertpapierkäufen die Kosten überwiegen“, führte Schnabel aus.

Die EZB begann 2015 mit umfangreichen Wertpapierkäufen, um die zu niedrige Inflation anzukurbeln. Während der Pandemie wurde zudem ein separates Kaufprogramm gestartet. Die Anleihebestände der EZB sinken seit 2023 wieder.

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