Arbeitsmarktgipfel

Jobmarktinitiativen für Geflüchtete

Heil will ukrainische Geflüchtete schnell in den Arbeitsmarkt integrieren. DGB und Arbeitgeber fordern praktische Lösungen – auch in Sachen Kinderbetreuung, denn die meisten Ankömmlinge sind gut ausgebildete Mütter.

Jobmarktinitiativen für Geflüchtete

ast Frankfurt

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) forderte bei einem Spitzentreffen mit Arbeitgebern und Gewerkschaften am Mittwoch eine rasche Integration der ukrainischen Geflüchteten. Da derzeit besonders viele Frauen mit ihren Kindern in Deutschland ankämen, stehe eine verlässliche Kinderbetreuung ganz oben auf der Prioritätenliste. Zudem soll es weit mehr Sprachkurse geben. „Es wird auch eine große Aufgabe für unseren Sozialstaat sein, der wir uns zuwenden“, sagte Heil. Er machte aber auch klar: „Wir sehen die Menschen, die zu uns kommen, nicht in erster Linie als Arbeitskraft, sondern als schutzbedürftige Menschen.“

Ziel des Gipfels war es, einen Mechanismus für die schnellstmögliche Anerkennung der Berufsabschlüsse der Geflüchteten zu finden und diese vor Ausbeutung zu schützen. Die in der EU vereinbarte direkte Erteilung einer Arbeitserlaubnis sei eine erste wichtige Entscheidung gewesen, erklärte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. Die Ausländerbehörden müssten dies schnell umsetzen. „In einem zweiten Schritt gilt es, eine Beschäftigung von denen, die bei uns bleiben möchten, praktisch zu unterstützen.“ Dazu müssten Kapazitäten für Sprachkurse geschaffen und Hürden bei der Anerkennung beruflicher Abschlüsse abgebaut werden. Denn viele Geflüchtete sind nicht in der Lage, ihre Qualifikationen nachzuweisen.

Zur Gefahr der Ausbeutung sagte Verdi-Chef Frank Werneke: „Es ist gut, dass es in Deutschland einen gesetzlichen Mindestlohn gibt und dieser auf 12 Euro pro Stunde erhöht werden soll. Geflüchtete Menschen – nicht nur aus der Ukraine – müssen möglichst wirksam vor Ausbeutung geschützt werden.“ Dies sei ihm und seiner Gewerkschaft ein besonderes Anliegen.

Ökonomen zuversichtlich

Während es für die Politik kurzfristige Fragen rasch zu klären gilt, sind Ökonomen zuversichtlich, dass die Integration der Geflüchteten aus dem Kriegsgebiet mittelfristig gelingen könne. Ein großer Teil der Ankömmlinge in Deutschland habe eine abgeschlossene Hochschulausbildung oder vergleichbare Ab­schlüsse, sagte Migrationsexperte Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) jüngst der Börsen-Zeitung.

Der Anteil der Akademiker ist Brücker zufolge sogar etwas höher als in Deutschland. Hinzu kommt laut einer IAB-Untersuchung zu den Auswirkungen des Krieges, dass ukrainische Frauen viel in akademischen, technischen und medizinischen Berufen tätig sind. Das könnte genau jene Engpassberufe entlasten, in denen in Deutschland Fachkräfte Mangelware sind.

Das IAB erwartet zudem keine Verdrängungseffekte, die im Rahmen einer Flüchtlingswelle oft von heimischen Arbeitskräften gefürchtet werden. Die aktuelle IAB-Stellenerhebung zeigt ebenso wie der am Mittwoch veröffentlichte Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit, BA-X, einen Rekordstand an offenen Stellen. Allerdings zeichnen sich hier erste Dämpfer ab.  Von steigenden Energiepreisen und Lieferengpässen hängt der weitere Konjunkturverlauf und damit auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt ab. Das aktuelle Beschäftigungsbarometer des Ifo-Instituts zeigt daher für März schon leicht nach unten: Die Unternehmen gehen ihre Personalplanungen demnach bereits konservativer an.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.