DAS KONJUNKTURTABLEAU VON ZEW UND BÖRSEN-ZEITUNG

Konjunkturoptimismus lässt nach

Ökonomen nicht mehr ganz so zuversichtlich für das deutsche Wirtschaftswachstum in diesem Jahr

Konjunkturoptimismus lässt nach

Die Konjunkturaussichten für Deutschland trüben sich ein. Ökonomen rechnen nun mit einer etwas flacheren Wachstumskurve als noch vor zwei Monaten.ks Frankfurt – Die Erwartungen an das deutsche Wirtschaftswachstum 2015 trüben sich ein. Im Median wird inzwischen ein Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von noch 1,6 % erwartet, wie eine Auswertung der Voraussagen von Bankenvolkswirten und Forschungsinstituten durch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ergab. Im Vergleich zum Tableau von vor zwei Monaten (BZ vom 4. Juli) entspricht dies einem Rückgang um 0,2 Prozentpunkte. Mit Ausnahme des Medians bei der Wachstumsrate des Staatskonsums, welcher unverändert blieb, sanken die Median-Erwartungen bei sämtlichen Komponenten des BIP (Privatkonsum – 0,1 Prozentpunkte, Anlageinvestitionen – 0,3 Prozentpunkte, Export – 0,1 Prozentpunkte und Importe – 0,2 Prozentpunkte).Die Anpassungen könnten durch die Bekanntgabe der vierteljährlichen Wachstumsrate der deutschen Volkswirtschaft im zweiten Quartal 2015 ausgelöst worden sein, welche mit 0,4 % etwas geringer ausfiel als erwartet. Als weitere Einflussfaktoren kommen nach Einschätzung von ZEW-Experte Frank Brückbauer die negativen Signale zur Lage der Weltkonjunktur im Juli und im August in Frage. Von einem Abkühlen der Weltkonjunktur wäre die exportabhängige deutsche Wirtschaft besonders betroffen.Keine Veränderung der Median-Erwartung gab es bei der Entwicklung der Verbraucherpreise, welche für 2015 bei 0,5 % liegt. Einig sind sich die Experten bei der Arbeitslosenquote, welche mit 6,4 % erwartet wird. Einen leichten Anstieg gab es bei der Wachstumsrate der Industrieproduktion, bei der die Median-Erwartung nun um 0,2 Prozentpunkte höher bei 1,9 % liegt. Inflationsmedian stabilLeichte Veränderungen ergaben sich bei den Prognosen für 2016. Der BIP-Median bleibt allerdings unverändert bei 1,8 %. Bei gleichbleibender Median-Prognose der Inflationsrate für 2016 hat sich die Spannweite der Prognosen im Vergleich zum Juli reduziert. So streuen die Prognosen nicht mehr von 1,0 % bis 2,4 %, sondern von 1,4 % bis 1,9 %. Eine leicht höhere Median-Erwartung ergab sich bei der Arbeitslosenquote (+ 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 %) und der Industrieproduktion (+ 0,2 Punkte auf 2,1 %).Bei den langfristigen Zinsen der Eurozone und den Zinsdifferenzen zwischen den USA und der Eurozone setzten sich die Anpassungen der Voraussagen nach oben fort. Ausgehend von Erwartungen bei den kurzfristigen Zinsen der Eurozone von 0 % liegt die Median-Prognose der Zinsdifferenz Eurozone lang/kurz für den Zeitpunkt in drei Monaten bei 81 (+ 23) Basispunkten. Für den Zeitpunkt in zwölf Monaten stieg diese um 15 auf 120 Basispunkte.Die Differenzen in den kurzfristigen Zinsen zwischen USA und Eurozone wurden auf Dreimonatssicht um 14 Basispunkte auf 54 und in Jahressicht um 29 auf 156 Basispunkte erhöht. Unterschiedliche Meinungen der Experten über den Zeitpunkt und die Geschwindigkeit der Zinswende in den USA dürften Brückbauer zufolge die großen Spannweiten der Prognosen bewirkt haben. Bei den Zinsdifferenzen USA/Eurozone langfristig ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei den kurzfristigen Zinsen.