Liikanen warnt vor voreiligem Handeln der EZB

Notenbanker mahnt trotz Mini-Inflation zur Geduld - Appell an Athen

Liikanen warnt vor voreiligem Handeln der EZB

ms Helsinki – EZB-Ratsmitglied Erkki Liikanen hat vor einer voreiligen geldpolitischen Reaktion der Europäischen Zentralbank (EZB) auf den jüngsten Rückgang der Inflationsrate im Euroraum und auf die gestiegenen Risiken für das Wachstum sowie die Teuerung gewarnt. Im Interview der Börsen-Zeitung sagte der finnische Zentralbankchef zwar, dass die EZB angesichts der Mini-Inflation “wachsam sein” müsse und dass der EZB-Rat seine Bereitschaft klar signalisiert habe, im Notfall mehr zu tun. Zugleich betonte er aber: “Wir sollten jetzt nicht ungeduldig sein.”Mit Blick auf das im März gestartete Anleihekaufprogramm (Quantitative Easing, QE) sagte Liikanen: “Wenn ich es mit einem Marathon vergleiche, würde ich sagen: Wir sind jetzt erst bei Kilometer 15. Lasst uns das Tempo halten und an unserem Plan festhalten. Und wenn sich die Lage verändert, sollten wir keine übereilten Schlüsse ziehen.” Er sagte, er hoffe, dass es reichen werde, bis September 2016 zu kaufen.Die EZB hat bislang angekündigt, bis mindestens September 2016 für rund 60 Mrd. Euro pro Monat Wertpapiere aufzukaufen. Das soll die Wirtschaft und die Inflation ankurbeln. Zuletzt haben aber an den Finanzmärkten Spekulationen enorm zugenommen, dass die EZB QE ausweiten wird – womöglich gar schon bald. Der EZB-Rat tagt das nächste Mal am 22. Oktober auf Malta.Liikanen räumte ein, dass die Inflationsrate derzeit weit unterhalb des Preisziels der EZB von knapp 2 % liege. Sie ist zuletzt sogar wieder unter null, auf – 0,1 %, abgesackt. “Und selbst unsere Prognose für 2017 liegt leicht darunter”, sagte Liikanen. Die steht bei 1,7 %. Die EZB müsse die Lage deshalb genau analysieren. “Wir müssen unserem Mandat gegenüber loyal sein.” Zugleich hob er aber hervor, dass geldpolitische Maßnahmen mit Verzögerung wirkten. “Wenn man zu früh darüber spekuliert, mehr zu tun, schwächt das auch das, was man beschlossen hat.”Im Ringen um die Zukunft Griechenlands im Euro ermahnte Liikanen die Regierung in Athen, die Vereinbarung mit den Geldgebern voll umzusetzen: “Griechenland muss jetzt liefern!” Skeptisch äußerte er sich derweil zur Chance auf eine baldige Fiskalunion in Europa. “Solche großen Schritte sind in naher Zukunft (…) ausgeschlossen.”—– Interview Seite 7