Türkei strafft Leitzins stärker als erwartet
Türkei strafft Leitzins stärker als erwartet
Inflationsrate verharrt oberhalb von 60 Prozent – Schwedische Notenbank hält Füße still
ast/Reuters/dpa-afx Frankfurt
Die Notenbanken in der Türkei und Schweden haben mit ihren am Donnerstag getroffenen Entscheidungen überrascht: In Stockholm hielten die Notenbanker die Füße still. In Ankara fiel die Erhöhung derweil stärker aus als erwartet.
Wie die türkische Notenbank in Ankara mitteilte, steigt der Leitzins um 5,0 Prozentpunkte auf 40%. Volkswirte hatten im Schnitt mit einer Erhöhung um lediglich 2,5 Prozentpunkte gerechnet. Es war die sechste Zinserhöhung in Folge. Bereits in den beiden Vormonaten hatten die Währungshüter ihren Leitzins um jeweils 5,0 Punkte erhöht. Trotz der massiven Erhöhungen liegt der Leitzins nach wie vor deutlich unter der Inflationsrate. Im Oktober notierte diese wenig verändert bei rund 61%. Die neue Zentralbankchefin Hafize Gaye Erkan hatte im Juni eine zinspolitische Wende vollzogen. Damals lag der Leitzins noch bei 8,5%.
Zugleich stellte die Notenbank am Donnerstag eine Verlangsamung des Zinserhöhungstempos in Aussicht. Sie betonte zugleich, dass die Geldpolitik so lange straff bleiben werde, bis Preisstabilität erreicht sei. Die türkische Zentralbank hält ein Inflationsziel von 5% für angemessen. Von diesem sind die Notenbanker allerdings noch weit entfernt. Allerdings hätten sich die Inflationserwartungen und das Preissetzungsverhalten der Unternehmen verbessert. Die Stabilisierung der türkischen Lira habe zu einer höheren Wirksamkeit der Geldpolitik beigetragen. Die Talfahrt der Lira in diesem Jahr hatte die Inflation zunächst zusätzlich angeheizt.
Schweden könnte bald erhöhen
Schwedens Zentralbank hielt den Leitzins überraschend konstant, sie signalisierte zugleich Bereitschaft zu einer baldigen Erhöhung. Der geldpolitische Schlüsselsatz verharrt bei 4,0%. Es ist das erste Mal seit längerem, dass der für die Wirtschaft wichtige Zins nicht steigt. Analysten hatten überwiegend mit einer weiteren Anhebung um 0,25 Basispunkte gerechnet. Die Zentralbank hatte die geldpolitischen Schlüsselsätze angesichts der hohen Inflation rasant erhöht: Noch Anfang vorigen Jahres lag der Leitzins bei 0%.
Die Währungshüter signalisierten nun, dass sie bereit sind, die geldpolitischen Zügel bereits Anfang kommenden Jahres weiter anzuziehen und für einen relativ langen Zeitraum einen restriktiven Kurs zu fahren. Die Notenbanker reagieren damit auf die starke Teuerung. Das Inflationsmaß (CPIF) liegt mit einer Teuerungsrate von zuletzt noch 4,2% deutlich über dem Ziel der Notenbank von 2,0%. Zugleich signalisierte die Riksbank, dass das Tempo der Anleiheverkäufe erhöht werden könne. Diese Papiere waren im Zuge der Krisen als zusätzliche Lockerung der Geldpolitik erworben worden.