US-Daten stärken Fed-Tauben

Sinkende Erzeugerpreise und schwache Einzelhandelsumsätze nähren Zweifel an baldiger Zinswende

US-Daten stärken Fed-Tauben

Die Frage, ob die US-Notenbank nach knapp sieben Jahren Nullzinspolitik ihre Leitzinsen noch in diesem Jahr anhebt, treibt Politiker, Notenbanker und Investoren weltweit um. Neue Daten schüren da Zweifel – auch bei den US-Währungshütern selbst.det Washington – Ein starker Preisrückgang auf Erzeugerebene und eine Umsatzschwäche im Einzelhandel liefern den Inflationstauben in den Reihen der US-Notenbank, die eher für eine lockere Geldpolitik votieren, weitere Munition, um für einen Aufschub der erwarteten Leitzinserhöhung bis 2016 zu plädieren. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) gestern berichtete, gaben die Erzeugerpreise im September um 0,5 % nach. Bankvolkswirte hatten im Schnitt einen Rückgang um nur 0,2 % prognostiziert. Im Jahresvergleich sanken die Preise um 1,1 %. Erwartet worden war hier ein Rückgang um 0,8 %.Analysten sehen in der Statistik ein weiteres Indiz dafür, dass deflationäre Risiken nicht nachgelassen haben, sondern eher gestiegen sind. So fielen einerseits die niedrigen Energiepreise ins Gewicht. Auch ohne Berücksichtigung der schwankungsanfälligen Energiepreise verbilligten sich Waren auf Erzeugerebene aber um 0,3 %. Zwar stieg die Kernrate gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres um 0,8 % – sie liegt damit aber nach wie vor deutlich unter dem von der US-Notenbank gesetzten Inflationsziel von 2 %.Auch das US-Handelsministerium goss gestern Wasser auf die Mühlen jener Mitglieder des Notenbankvorstands, die nicht vor 2016 an der Zinsschraube drehen wollen. Laut Handelsministerium drückten die niedrigen Treibstoffpreise im September die Verkaufszahlen der Tankstellenpächter und schlugen kräftig auf die Einzelhandelsumsätze durch. So konnten Einzelhandelsunternehmen ihre Erlöse im Vergleich zum Vormonat um nur 0,1 % steigern. Entscheidend hierfür war der Rückgang der Benzinpreise, die in demselben Zeitraum um 3,2 % nachgaben.Deutliche Zuwächse wurden dagegen bei den Umsätzen der Autohändler sowie im gastronomischen Gewerbe verzeichnet. Ohne Berücksichtigung der volatilen Auto- und Treibstoffumsätze blieben die Umsätze gegenüber August unverändert.Auf eher verhaltenes Wachstum deuten auch die Lagerbestände in der US-Industrie hin. Zwar blieben diese laut Handelsministerium im September den zweiten Monat in Folge unverändert, nahmen aber in Relation zu den Umsätzen weiter zu, nicht zuletzt als Folge des schwachen Exportgeschäfts. Notenbanker uneinsZuletzt hatten sich eine Reihe US-Notenbanker dafür ausgesprochen, die erwartete Zinserhöhung bis 2016 aufzuschieben. Fed-Gouverneur Daniel Tarullo nannte eine monetäre Straffung im laufenden Jahr angesichts des konjunkturellen Umfelds “nicht angemessen”. Zuvor hatte Tarullos Amtskollegin Lael Brainard auf “das zunehmende Abwärtsrisiko für die Inflation” hingewiesen und ebenfalls signalisiert, dass sie eine Zinserhöhung zu einem späteren Zeitpunkt für passend hält. Auch einige regionale Fed-Präsidenten drängen in diese Richtung. Fed-Chefin Janet Yellen hatte dagegen bis zuletzt an ihrer Einschätzung festgehalten, dass die erste Zinserhöhung in den USA nach knapp sieben Jahren der Nullzinspolitik noch 2015 zu erwarten sei. Der Offenmarktausschuss tagt wieder am 27. und 28. Oktober.