US-Inflation verharrt auf hohem Niveau
det Washington
Der Preisauftrieb in den USA hat sich am bevorzugten Inflationsindikator der Fed gemessen weiter verstärkt und dürfte sicherstellen, dass deren Offenmarktausschuss (FOMC) kommende Woche das vierte Mal in Folge den Leitzins um 75 Basispunkte anheben wird. Unterdessen wächst angesichts der Angst vor einer möglichen Rezession der Druck auf den Fed-Vorsitzenden Jerome Powell, bei künftigen FOMC-Sitzungen das Tempo der Zinserhöhungen etwas zu drosseln.
Wie das Handelsministerium berichtete, schraubten Haushalte im September ihre Konsumausgaben um 0,6% hoch, während die Privateinkommen um 0,4% zulegten. Inflationsbereinigt legten die Verbraucherausgaben allerdings nur um 0,3% zu. Die höheren Zinsen machten sich vor allem bei langlebigen Gütern bemerkbar, deren Erwerb meist finanziert wird. Bei diesen wurde nur ein Plus von 0,1% gemessen.
PCE-Preisindex legt kräftig zu
Der Fokus der Fed wird kommende Woche vor allem auf den PCE-Preisindex gerichtet sein. Das bevorzugte Inflationsmaß der Notenbank stieg um 0,3% und im Vorjahresvergleich um 6,2%. Im August waren dieselben Werte ermittelt worden. Die Kernrate, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, legte ebenfalls wie im Vormonat um 0,5% zu, kletterte aber auf Jahressicht um 5,1%. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als im August.
Die Fed betrachtet den PCE-Preisindex deswegen als verlässlichsten Indikator, weil dieser im Gegensatz zum Verbraucherpreisindex des Arbeitsministeriums auch subjektives Konsumverhalten berücksichtigt. Dazu zählen die Entscheidungen von Verbrauchern, in Zeiten hoher Inflation teure Güter durch preisgünstigere zu ersetzen. Zuvor hatte das Arbeitsministerium bei Konsumgütern im September auf Jahressicht eine Verteuerung um 8,2% festgestellt und meldete nun einen Anstieg der Arbeitskosten für Zivilangestellte um 5,0%. Angesichts der anhaltenden Engpässe am Arbeitsmarkt rechnen Ökonomen damit, dass sich der Lohndruck weiter verstärken und zugleich die Inflation befeuern wird.
Zusammen deuten sämtliche Daten darauf hin, dass die Inflation weiter auf hohem Niveau verharrt. Der anhaltende Preisauftrieb dürfte die Mitglieder des Offenmarktausschusses in ihren Plänen bestätigen, wieder kräftig an der Zinsschraube zu drehen. Dagegen spricht aber die Angst vor einer Rezession, die ungeachtet der Tatsache andauert, dass die Wirtschaft im dritten Quartal mit einem annualisierten Plus von 2,6% stärker wuchs, als Ökonomen vorausgesagt hatten. Dass die Konsumenten weiter besorgt sind, belegt der Index der Verbraucherstimmung der University of Michigan, der im Oktober zwar von 58,6 auf 59,9 Punkte stieg, aber um 16,5% unter dem Stand vom Vorjahr liegt.
Ungeachtet der Gratwanderung zwischen dem Kampf gegen die hohe Inflation und der Abwendung einer Rezession gilt als sicher, dass das FOMC am Mittwoch den Zielkorridor für den Leitzins erneut um 75 Basispunkte, und zwar auf 3,75 bis 4,0% hochschrauben wird. Zwar hatte der demokratische Senator Sherrod Brown in einem Brief an Powell den Notenbankchef aufgefordert, die Rezessionsgefahr im Auge zu behalten und zu berücksichtigen, dass die Zinserhöhungen auch die Vollbeschäftigung gefährden könnten, die Bestandteil des dualen Mandats der Fed ist. „Wenn es der Fed aber darum geht, ein Feuer zu löschen, dann achtet sie weniger auf den daraus resultierenden Wasserschaden und kümmert sich erst darum, wenn es nicht mehr brennt“ sagte Greg McBride, Chief Financial Analyst beim Online- Finanzdienstleister Bankrate.com, der ebenfalls mit einer kräftigen Zinserhöhung rechnet.