US-Konjunktur

US-Inflations­druck lässt weiter nach

Der Preisdruck in den USA lässt nach und macht einen kleineren Zinsschritt wahrscheinlicher. Schrumpfende Produktion und Auftragseingänge in der Industrie liefern gleichzeitig Signale für eine mögliche Rezession.

US-Inflations­druck lässt weiter nach

det Washington

Der Preisauftrieb in den USA hat sich weiter verlangsamt und dürfte die US-Notenbank in ihren Plänen bestätigen, das Tempo der Zinserhöhungen zu drosseln. Beobachter erwarten, dass die Fed den Leitzins im Dezember nur um 50 anstelle der bislang erwarteten 75 Basispunkte erhöhen wird.

Wie das Bureau of Economic Analysis (BEA) des Handelsministeriums berichtete, stieg der PCE-Preisindex im Oktober um 0,3% gegenüber dem Vormonat und im Vorjahresvergleich um 6,0%. Ohne Berücksichtigung der schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise ermittelte das BEA einen Anstieg von 0,2%. Im September hatte die Kernrate um 0,5% zugelegt. Auch kletterte die Kernrate auf Jahressicht weniger als im Vormonat, nämlich um 5,0%, verglichen mit dem zuvor gemessenen Plus von 5,2%. Die Werte lagen leicht unterhalb der Markterwartungen.

Obwohl der PCE-Deflator, der die Preisentwicklung bei einem festen Korb von Waren und Dienstleistungen erfasst und das bevorzugte Inflationsmaß der Notenbank ist, weiter auf hohem Niveau verharrt, gilt nun als sicher, dass die Fed übernächste Woche den Leitzins nur um 50 Basispunkte anheben wird.

In einer Rede bei einem Thinktank sagte Notenbankchef Jerome Powell am Mittwoch, dass eine leichte Kursentschärfung bereits bei der nächsten Zinssitzung anstehen könnte. Das viel beachtete Fed Watch Tool der CME Group unterstellte danach mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 75%, dass die Zielzone für den Leitzins von 3,75 bis 4,0% auf 4,25 bis 4,5% angehoben wird. Zuvor hatte das FOMC den Zielkorridor viermal in Folge um jeweils 0,75 Prozentpunkte und seit März insgesamt sechsmal hochgeschraubt.

Steigende Einkommen

Gleichwohl unterstrich Powell die kräftigen Lohnsteigerungen und betonte, dass trotz einiger „vielversprechender Entwicklungen wir noch einen langen Weg vor uns haben, um die Preisstabilität wiederherzustellen“. Angesichts steigender Löhne fürchten manche Ökonomen eine Lohn-Preis-Spirale, bei der die Inflation weiter angetrieben würde.

Die höheren Löhne kamen auch in der Entwicklung der privaten Einkommen zum Ausdruck, die im Oktober um 0,7% stiegen. Entsprechend robust waren auch die privaten Konsumausgaben, die gegenüber September 0,8% höher ausfielen.

Unterdessen wird die andauernde Schwäche der Industrie als Vorbote einer drohenden Rezession gewertet. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) von S&P Global für die Industrie rutschte im November von 50,4 auf 47,7 Punkte ab und deutet nun auf eine Kontraktion hin. Rückläufig waren sowohl die Produktion als auch die Neuaufträge. „Die Kombination aus steigenden Lebenshaltungskosten, steigenden Zinsen und der wachsenden Angst vor einer Rezession hat bei Waren zu einem Nach­frageeinbruch geführt, sowohl im Inland als auch im Ausland“, sagte Chris Williamson, Chefökonom von S&P Global. Zugleich würden die schwache Nachfrage und die Entspannung der Lieferketten dazu führen, dass „der Preisdruck rapide nachlässt“. Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) gab im November ebenfalls nach, und zwar von 50,2 auf 49,0 Punkte. Der Index fiel damit auf den tiefsten Stand seit Mai 2020. Die Inflationskomponente fiel um 3,6 Punkte auf 43 Zähler. Die befragten Firmen rechnen also schon mit klar fallenden Einkaufspreisen.

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