Inflation

Verbraucherpreise in Japan ziehen erneut an

Trotz einer für Japan ungewöhnlich hohen Inflation will der Chef der Bank of Japan die Geldpolitik nicht straffen. Die Teuerungsrate sei in erster Linie extern verursacht und nicht nachhaltig.

Verbraucherpreise in Japan ziehen erneut an

mf Tokio

Das Teuerungstempo in Japan nimmt ebenso wie in vielen anderen Industriestaaten in den vergangenen Monaten zu. Im März stiegen die Verbraucherpreise so schnell wie seit über zwei Jahren nicht mehr. In der Kernrate, also ohne frische Lebensmittel, lagen die Preise um 0,8% höher als im Vorjahr. Es war der siebte Monat in Folge mit einem Anstieg. Notenbank-Chef Haruhiko Kuroda rechnet jedoch auch angesichts der aktuellen Daten nicht mit einer anhaltend hohen Inflation – und sieht keinen Anlass für eine Straffung der Geldpolitik.

Vor allem die stark erhöhten Kosten für Rohstoffe, fossile Brennstoffe und Strom bestimmten den aktuellen Trend. Rechnet man die Energiekosten heraus, lagen die Preise um 0,7% unter dem Vorjahresniveau. Dieser Rückgang basiert jedoch auf zwei Sonderfaktoren, nämlich kräftigen Kürzungen der Mobilfunktarife und Übernachtungskosten im vergangenen Frühjahr. Ohne diese Faktoren stiegen die Preise um 2,2%, ohne Energie und ohne frische Lebensmittel um immerhin 0,9%.

Für den laufenden Monat sagen die meisten Analysten eine deutliche Zunahme dieser Raten voraus. Ein Grund ist die Abwertung des Yen zum Dollar um bis zu 7%, was die japanischen Importe entsprechend verteuert und den Inflationsdruck erhöht. Zudem haben viele Unternehmen ihre Preise mit dem Beginn ihres Fiskaljahres zum 1. April erhöht. Ein dritter Grund ist technischer Natur: Durch den weitgehenden Wegfall der Sonderfaktoren nach Ablauf eines Jahres wird die statistische Vergleichsbasis niedriger. In der Folge dürfte die Inflationsrate für den gesamten Warenkorb der Verbraucher gemäß der Prognose von Capital Economics im April von 1,2% im Vormonat auf 2% oder darüber springen. Nur die beschlossene Anhebung der staatlichen Sondersubventionen für die Großhändler von Kraftstoffen um 10 auf 35 Yen pro Liter bis September dürfte den Preisauftrieb etwas dämpfen.

Unterm Strich bedeuten die bisherigen Zahlen und Prognosen, dass der Inflationsdruck vor allem von außen kommt. Die bei den Tarifgesprächen im Frühjahr ausgehandelten Lohnabschlüsse blieben nämlich deutlich unter dem von Premierminister Fumio Kishida geforderten Wachstum von 3% zurück. Nach Angaben des Gewerkschaftsbundes Rengo betrug das nationale Lohnwachstum nur 0,62%.

Die im internationalen Vergleich schwache Inflation wird die Bank of Japan bei ihrem Treffen nächste Woche bestärken, ihre ultralockere Geldpolitik fortzusetzen. Kuroda strebt zwar eine Inflationsrate von 2% an, hält jedoch die derzeitige „importierte“ Geldentwertung nicht für nachhaltig. Zuletzt verteidigte die Notenbank das extrem niedrige Zinsniveau mit Erfolg durch den unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen zu Festpreisen und drückte die 10-jährige Rendite unter 0,25%.

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