Weidmann kritisiert Fehlanreize der EZB

Börsen-Zeitung, 10.3.2015 lz Frankfurt - Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat zum Start des Anleihekaufprogramms seine Kritik an der Vorgehensweise der Europäischen Zentralbank (EZB) erneuert. Die dafür herangezogene Begründung, damit einer...

Weidmann kritisiert Fehlanreize der EZB

lz Frankfurt – Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat zum Start des Anleihekaufprogramms seine Kritik an der Vorgehensweise der Europäischen Zentralbank (EZB) erneuert. Die dafür herangezogene Begründung, damit einer aufkommenden Deflation entgegenwirken zu müssen, hält er für vorgeschoben. Das Deflationsrisiko sei “sehr gering”, und die niedrige Inflation vor allem dem Rückgang der Energiepreise geschuldet, sagte er in einer Rede in Zürich laut Manuskript. Zugleich wies er darauf hin, dass durch die Anleihekäufe der Verschuldungsanreiz für die Euro-Staaten steige. Denn Regierungen könnten sich nun günstiger finanzieren und erhielten obendrein die auf die erworbenen Papiere gezahlten Zinsen über den Notenbankgewinn wieder zurück. Das werde “am Ende dazu führen, dass die Länder die nötige Konsolidierung der öffentlichen Haushalte auf die lange Bank schieben”, warnte er.Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hält die Deflationssorge der EZB ebenfalls für vorgeschoben. Vielmehr wolle sie damit den Euro schwächen. Der Vorstand des Centrums für europäische Politik (cep), Lüder Gerken, hält das Anleihekaufprogramm für gefährlich, weil es den Reformdruck auf die Staaten senke. Zugleich komme es durch die Geldschwemme zu Fehlallokationen von Kapital, und das Risiko für Blasenbildung steige. Kritiker zeigen sich zudem skeptisch, ob die EZB die Staatsanleihen im vorgesehenen Umfang überhaupt bekommen wird. Denn mehrere Banken erklärten in den vergangenen Wochen, sie würde ihre Bestände nicht verkaufen.