Wirtschaftsdaten legen EZB Zinssenkung nahe

Deka-Kompass zeigt nach Süden - Index auf tiefstem Stand seit Anfang 2010

Wirtschaftsdaten legen EZB Zinssenkung nahe

bal Frankfurt – Vielstimmiger Chor vor der heutigen Zinssitzung des Rates der Europäischen Zentralbank (EZB): Ökonomen und Analysten sind sich uneinig, ob die EZB den von einigen Ratsmitgliedern in den vergangenen Wochen ins Spiel gebrachten Exit aus ihren besonderen geldpolitischen Maßnahmen wirklich angehen wird. Deka-Ökonom Kristian Tödtmann sagt: “Ein Exit ist aus meiner Sicht derzeit kein Thema.” Er hält es sogar für gefährlich, sollte EZB-Präsident Mario Draghi nun den Geldhahn wieder etwas zudrehen. Im Kommentar zum Deka-Zinskompass, der monatlich vor den Ratssitzungen in der Börsen-Zeitung erscheint, diskutiert Tödtmann eher die Frage weiterer Maßnahmen. Die Kompassnadel zeigt derzeit ganz eindeutig eine Zinssenkung an, der dafür ausschlaggebende Wert ist im März auf 30,4 Punkte gefallen, den niedrigsten Wert seit Anfang 2010.Unicredit-Ökonom Marco Valli sieht dagegen laut Reuters mehrere Möglichkeiten für die EZB, ihre Liquiditätsversorgung wieder zu kappen: “Rücknahme einiger Erleichterungen für Banken, was die Sicherheiten bei Refi-Geschäften angeht, Erhöhung der Mindestreserve, Emission von EZB-Schuldscheinen oder Einlagepapieren, mit dem Ziel, das Zuviel an Liquidität abzuschöpfen.”Tatsächlich stehen Eurolands Währungshüter vor mehreren Dilemmata. Die Inflation hält sich hartnäckig über ihrem Ziel von 2 %, gleichzeitig ist die Zahl der Arbeitslosen im Euroraum auf mehr als 17 Millionen gestiegen, so viele wie noch nie. In weiten Teilen der Eurozone droht wirtschaftliche Stagnation oder gar Rezession, wie sich an sinkenden Unternehmenskrediten zeigt. Dagegen liegt das Kreditwachstum in Deutschland, Eurolands größter Volkswirtschaft, auf gesundem Niveau. Einerseits fordern Ökonomen niedrigere Zinsen zur Stimulierung der Konjunktur, andererseits kritisieren Schwellenländern die ultraexpansive Geldpolitik in Europa und den USA. Nach Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und Israels Finanzminister Yuval Steinitz hat sich nun auch Chinas Notenbankchef Zhou Xiaochuan entsprechend geäußert.—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seite 7