Deutsche Bank kauft lieber eigene als Commerzbank-Aktien
Deutsche Bank
Die Musik spielt
in Europa
Von Anna Sleegers
Schenkt man James von Moltke Glauben, lässt die im Raum stehende Commerzbank-Übernahme durch Unicredit die Deutsche Bank kalt. „Wir warten nicht auf einen Anruf aus Berlin“, so die lapidare Antwort des stellvertretenden Vorstandschefs auf die Frage, ob er sich die Deutsche Bank in der Rolle des Weißen Ritters in dem von der Bundesregierung als unfreundlich bewerteten Übernahmevorhaben vorstellen kann. Statt über Fusionen nachzudenken, wolle sich die Deutsche Bank auf die eigenen Stärken und die Umsetzung der eigenen Strategie konzentrieren.
Ausschüttungspläne haben Vorrang
Zu diesen Zielen zählt die Umsetzung der ambitionierten Ausschüttungspolitik, mit der die Deutsche Bank bei den Investoren punkten will. Obwohl vor allem das Postbank-Fiasko das Institut bei der Finanzplanung zurückgeworfen hat, machte Moltke unmissverständlich klar, dass das Ziel, für die Geschäftsjahre 2021 bis 2025 insgesamt 8 Mrd. Euro in Form von Ausschüttungen und Rückkäufen an die Aktionäre zurückzugeben, Priorität hat. Dabei ist sie mit kumulierten Kapitalrückgaben von 3,3 Mrd. Euro schon auf gutem Wege.
Den Antrag für einen weiteren Rückkauf im kommenden Jahr hat die Deutsche Bank demnach auch schon gestellt. Mit anderen Worten: Die Deutsche Bank zieht die eigenen Aktien denen der Commerzbank vor. Das ist mal ein Statement, wie man es vom deutschen Branchenprimus erwartet.
Commerzbank-Absage ist keine Nebelkerze
Nun wäre es zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwar auch äußerst unklug, Interesse zu signalisieren. Ein sich abzeichnender Bieterkampf um die Commerzbank würde den Einstieg unnötig verteuern. Nebelkerzen hat Moltke aber sicher nicht geworfen. Denn die Kritik an der Anschleichtaktik der Italiener ist das schärfste Schwert der Übernahmegegner. Mit einem so klaren Dementi würde er daher die eigene Glaubwürdigkeit beschädigen, sollte die Deutsche Bank doch noch in den Ring steigen.
Als Weißer Ritter ungeeignet
Ohnehin wäre die Deutsche Bank als Weißer Ritter für die Commerzbank denkbar ungeeignet. Nicht bloß wegen des Protests, der die Sondierungsgespräche 2019 begleitete. Auch betriebswirtschaftlich würde sich der Zusammenschluss kaum lohnen. Mit Blick auf ihre durchaus verbesserungsbedürftige Wettbewerbsfähigkeit dürfte sie sich mittelfristig eher jenseits der Grenzen nach Zukaufmöglichkeiten umsehen. Zumal Konzernchef Christian Sewing ja auch in seiner Rolle als Bankenpräsident versucht, die Banken- und Kapitalmarktunion voranzutreiben.
Derzeit zieht die
Deutsche Bank die eigenen Aktien denen der Commerzbank vor. Wenn überhaupt, wären Zukäufe im Ausland auch sinnvoller.