KommentarSAP-Hauptversammlung

Hasso Plattner und die Kunst des Loslassens

SAP-Gründer Hasso Plattner ist mit seiner missglückten Staffelübergabe unter Tech-Ikonen kein Einzelfall. Aber Einzelne haben es besser gemacht.

Hasso Plattner und die Kunst des Loslassens

HASSO PLATTNER

Die Kunst des Loslassens

Von Heidi Rohde

Der SAP-Gründer ist mit seiner missglückten Staffelübergabe unter Tech-Ikonen kein Einzelfall. Aber Einzelne haben es besser gemacht.

Hasso Plattner hat sich für seine letzte Hauptversammlung als SAP-Aufsichtsratschef vermutlich andere Vorzeichen gewünscht. Jedenfalls nicht gerade solche, die andeuten, dass das Aufsichtsgremium drauf und dran ist, am Kapitalmarkt jenes Vertrauen zu verspielen, das der Vorstand unter Christian Klein in einem mühsamen Kraftakt zuletzt wieder aufgebaut hat. Doch leider ist die Staffelübergabe an der Spitze des Aufsichtsrats alles andere als vertrauensbildend. Erst zog sich der Prozess wie Kaugummi, dann unterlief dem Gremium ein Missgriff, schließlich entpuppt sich der designierte Nachfolger als Übergangslösung.

In schlechter Gesellschaft

Vorbildliche Nachfolgelösungen schillernder Gründer sind indes auch bei den unmittelbaren Wettbewerbern von SAP rar. Beim langjährigen Rivalen Oracle schafft es der ebenso wie Plattner 80-jährige Larry Ellison überhaupt nicht, das Heft aus der Hand zu geben. CEOs unter dem seit 2014 als Executive Chairman agierenden Gründer entpuppen sich mit einiger Regelmäßigkeit als dessen Marionetten. Marc Benioff, der „Pionier des Cloud-Computing“, ist zwar 20 Jahre jünger, aber seinem Nachfolger an der Spitze von Salesforce blieben nur wenige Monate vergönnt, bevor Benioff die Führung wieder an sich riss.

Vorbild Big Tech

Es hat den Anschein, als ob der Trennungsweg gerade bei Technologie-Ikonen, die als Persönlichkeit auch in der Wahrnehmung der Kunden stark mit der Innovationskraft der Unternehmen verbunden sind, besonders steinig ist. Das mag im Geschäftskundenbereich eine deutlich größere Rolle spielen als im Konsumentengeschäft; ein Eindruck, der sich aufdrängt, wenn man die Perspektive in der Branche erweitert. Bei Apple, Microsoft und Google beherrschten die Gründer jeweils die Kunst des Loslassens deutlich besser. Apple-Gründer Steve Jobs hatte lange vor seiner fortschreitenden Erkrankung in Tim Cook einen Nachfolger aufgebaut, in dessen Händen das Kultunternehmen bisher auf Erfolgskurs bleibt. Bill Gates übergab nicht nur früh die Zügel bei Microsoft geräuschlos an Steve Ballmer, sondern zog sich bereits vor zehn Jahren auch als Chairman zurück. Und auch die Google-Gründer fanden in Eric Schmidt einen Manager ihres Vertrauens, zunächst als CEO und dann als Chairman.

Mit einem Übergangskandidaten als Nachfolger steht für SAP und Plattner die Nagelprobe für einen endgültigen Abschied wohl noch aus. Es bleibt ein Abschied auf Raten.