KommentarStandort Deutschland

Giftiger Cocktail für die deutsche Wirtschaft

Tief besorgte Konsumenten, kaum Investitionen in Deutschland und schwächelnde Exporte: Für die deutsche Wirtschaft sieht es nicht nur kurzfristig düster aus.

Giftiger Cocktail für die deutsche Wirtschaft

Deutsche Wirtschaft

Giftiger Cocktail

Tief besorgte Konsumenten, kaum Investitionen und schwächelnde Exporte: Für die deutsche Wirtschaft sieht es nicht nur kurzfristig düster aus.

Von Martin Pirkl

Über der deutschen Wirtschaft befinden sich dunkle Gewitterwolken, die so schnell nicht mehr wegziehen werden. Um eine technische Rezession, die Deutschland in den vergangenen Quartalen immer knapp vermeiden konnte, dürfte die größte Volkswirtschaft der Eurozone nicht mehr herumkommen. Nachdem nun offiziell bestätigt ist, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal leicht geschrumpft ist, verdichten sich immer mehr die Anzeichen, dass das Bruttoinlandsprodukt auch im laufenden Dreimonatsabschnitt sinken wird.

Der für die deutsche Wirtschaft so wichtige Export schwächelt. Vom Konsum kommen, anders als von Ökonomen erhofft, weiterhin keine Wachstumsimpulse. Die Sorgen um die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes verhagelt vielen Verbrauchern derzeit die Konsumlaune.

Es braucht mehr Investitionen in Deutschland

Doch viel schlimmer ist, dass die deutsche Wirtschaft nicht nur von 2019 bis 2023 preisbereinigt so gut wie gar nicht gewachsen ist, sondern dass die aktuelle Konjunkturschwäche das Wirtschaftswachstum über die kommenden Jahre senken wird. Die Investitionen der Unternehmen schrumpfen hierzulande Quartal um Quartal. Auch der Investitionsstau in öffentlichen Bereichen wie der Infrastruktur nimmt durch das starre Korsett der Schuldenbremse zu. Immer öfter klagen ausländische Investoren zudem über die Standortbedingungen in Deutschland und lassen sich teilweise nur noch mit Subventionen zu Investitionen in Deutschland locken.

Dabei braucht der Standort Deutschland dringend mehr Investitionen. Nicht nur, um die schwache Konjunktur anzukurbeln. Sondern noch viel wichtiger, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts im internationalen Vergleich mittelfristig nicht aufs Spiel zu setzen. Ohne Ausgaben der Privatwirtschaft und des Staates in Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz sowie das Bildungssystem und die Infrastruktur wird die Produktivität in Deutschland nicht steigen. Genau das braucht es aber, um den demografischen Wandel zu kompensieren – nur mit Einwanderung wird das nicht möglich sein.

Hilfestellung für die EZB

Einzig für die EZB liegt in den tristen deutschen Konjunkturdaten auch eine gute Nachricht. Selbst deutlich höhere Reallöhne führen nicht zwangsläufig zu höheren Ausgaben der Verbraucher und damit einem eventuell größeren Inflationsdruck – zumindest nicht in der größten Volkswirtschaft der Eurozone. Mit weiteren Zinssenkungen in diesem Jahr könnten sich die Vertreter einer eher restriktiveren Geldpolitik im EZB-Rat nun etwas leichter tun.