KommentarAnleihemärkte

Nur mit der Kneifzange

Die politische Krise in Frankreich hat Auswirkungen am Bondmarkt. Die Renditen der Papiere liegen schon auf den Niveaus der griechischen Pendants.

Nur mit der Kneifzange

Frankreich-Bonds

Nur mit
der Kneifzange

Von Kai Johannsen

Französische Assets, allen voran die Staatsanleihen des Landes, scheinen die Anleger an den Finanzmärkten derzeit nur noch mit der Kneifzange anzufassen. Denn es geht derzeit die Sorge um, dass die Regierungskrise in dem Nachbarland sich noch zuspitzen könnte. Ministerpräsident Michel Barnier hat noch Zugeständnisse an den rechtsnationalen RN (Rassemblement National), um darüber einen Sturz der Minderheitsregierung abzuwenden. Französische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit handeln vor dem Hintergrund der Krise derzeit am Bondmarkt mit Renditen von knapp unter 3%. Damit liegen sie nun mittlerweile gleichauf mit den griechischen Pendants – ein Novum. Zur Erinnerung: Griechenland-Bonds wurden in der Staatsschuldenkrise der Eurozone geradezu verramscht, das Land stand an den Märkten mit dem Rücken komplett zur Wand. Griechische Staatsanleihen handelten seinerzeit mit mehr als 35 Prozentpunkten über den französischen Staatspapieren gleicher Laufzeit. Das war 2012. Französische Staatspapiere wurden zu jener Zeit nur allzu oft auch gern von den Investoren als sicherer Hafen angesteuert. Zuallererst waren das aber die Bundesanleihen, die als Hort der Sicherheit gesucht waren.

Für den Bund ist es nun ähnlich. Die zehnjährige Rendite der Bundespapiere liegt aktuell noch bei 2,10%. Sollte sich die Krise in Frankreich weiter zuspitzen, könnten die Bunds hiervon durchaus weiter profitieren. Das bedeutet: Die zehnjährige Bundrendite könnte damit in den nächsten Tagen auch die Marke von 2% ansteuern oder sogar darunter fallen. Und französische Anleihen könnten ihren Renditeaufwärtstrend dann durchaus noch fortsetzen, bei einer weiteren Zuspitzung der politischen Krise. Und das könnte eine Beschleunigung erfahren, wenn gerade die ausländischen Investoren die Geduld verlieren und französische Staatsanleihen auf den Markt werfen. Eines wird deutlich: Die ausufernden Staatsschulden, die zwar immer wieder gern thematisiert werden, aber noch kein riesiges Marktthema mit entsprechenden Auswirkungen sind, geraten nun immer mehr in den Fokus. Denn auch in Frankreich türmen sich die Schulden immer mehr auf. Das wird nicht gern gesehen.

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