Das passt doch nicht zusammen
Immobilienfinanzierung
Das passt doch nicht zusammen
Von Thomas List
Einerseits müssen die Banken so widerstandsfähig gemacht werden, dass sie Turbulenzen wie in der Finanzkrise besser überstehen können. Andererseits müssen sie die grüne Transformation der Wirtschaft finanzieren und gleichzeitig ihren Eigentümern eine angemessene Verzinsung ihres Kapitals ermöglichen. Die aktuelle (Regulierungs-)Politik lässt aber Zweifel wachsen, dass diese Ziele zunehmend aus dem Gleichgewicht geraten.
Nach dem Regulierungspaket CRR III/CRD VI werden ab 1. Januar 2025 (mit einer achtjährigen Übergangsfrist) durch Immobilien besicherte Kredite, die in die neue Unterkategorie „Acquisition, Development and Construction“ (ADC) fallen, mit 150% Eigenkapital unterlegt werden, weil sie als hochspekulativ gelten. Darunter fallen aber eben auch Kredite, die Immobilien „grün“ machen sollen. Der hohe Satz gilt zumindest für gewerbliche Immobilien, also zum Beispiel Büros. Denn bei der Finanzierung von Wohnimmobilien kann die Kapitalunterlegung reduziert werden, wenn bestimmte (strenge) Bedingungen erfüllt werden.
Jetzt kann man natürlich sagen: Für hochriskante Finanzierungen sollte viel Eigenkapital vorgehalten werden. Aber ist es hochriskant, ein Gebäude energieeffizienter zu machen? Dabei ist es unbestritten, dass Immobilien und Gebäude für etwa 40% des weltweiten CO₂-Verbrauchs verantwortlich sind und es damit von größter Wichtigkeit ist, diese Verbräuche zu senken, um bis 2040 oder 2050 Netto-null zu erreichen.
Es führt also kein Weg daran vorbei, den Gebäudebestand umfassend zu sanieren. Das dafür erforderliche Kapital sollte auch von den Banken kommen – oder sollte es tatsächlich Absicht sein, auf diese Weise die größtenteils unregulierten Schattenbanken zu stärken? Wohl nicht.
Die Schlussfolgerung ist klar: „Grüne“ Kredite sollten nicht per se als hochriskant eingestuft werden. Es sollte ähnlich wie bei Wohnimmobilienkrediten klar definierte Möglichkeiten geben, die Eigenkapitalunterlegung signifikant zu reduzieren. Sonst passen energetische Transformation und Regulierung nicht zusammen.